OT: Borat - Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakh
KOMÖDIE: USA, 2006
Regie: Larry Charles
Darsteller: Sacha Baron Cohen, Pamela Anderson, Ken Davitian
Das Kulturministerium von Kasachstan schickt den Fernsehreporter Borat Sagdiyev in die "Ju Ess änd Ej", auch bekannt als Vereinigte Staaten von Amerika, um "kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen".
KRITIK:Also: Kasachstan ist eine ehemalige Sowjetrepublik,
flächenmäßig größer als Westeuropa, jedoch mit nur 14 Millionen Einwohnern
eines der am dünnsten besiedelten Länder der Welt.
Der größte Teil des Landes besteht aus Steppen und Wüsten.
Politisch wird das Land vom autoritären Führungsstil des Präsidenten Nasarbajew geprägt,
der aber auch dafür sorgt,
dass die üppig sprudelnden Öleinnahmen nicht in den Taschen weniger Milliardäre versickern,
sondern in großzügige Sozialprojekte investiert werden.
Tatsächlich lebt die Bevölkerung Kasachstans in relativem Wohlstand,
verglichen mit anderen Ex-Sowjetrepubliken. Und falls jemand Lust auf einen spontanen Weltraumtrip hat:
Vom kasachischen Weltraumbahnhof Baiqongyr aus werden auch Touristenflüge ins All offeriert, zum "Diskontpreis" von wenigen Millionen Dollar ...
So, soll noch einer behaupten, diese Website würde ihren Bildungsauftrag nicht ernst nehmen.
Doch Borat zeichnet ein anderes Bild seiner Heimat:
Da werden Frauen in Käfigen gehalten; gegen Inzest ist nichts einzuwenden, so lange er in der Familie bleibt,
Ausländer und Juden werden nicht unbedingt geliebt; der Nationalsport der Kasachen besteht darin,
bei Pogrom-artigen Volksfesten Judenpuppen durchs Dorf zu jagen.
Der kasachische Botschafter war bekanntlich not amused über diese "nette"
Kinosatire des britischen Komikers Sacha Baron Cohen ("Ali G.")
Doch als Borat in der New Yorker U-Bahn sein in die Fremde geschmuggeltes Huhn auskommt,
soll der Botschafter Tränen gelacht haben.
Ich hab ja befürchtet, dass die PR-Aktionen im Vorfeld und manch
humorloser Verriss - der Kurier sprach von "filmischem Abfall"
und einer "Ekel erregenden Unappetitlichkeit" - lustiger sein würden als der Film selbst.
Zum Glück erwies sich diese Befürchtung als haltlos. Borat ist wirklich, wirklich, wirklich lustig.
Lachkrampfgefahr: Im roten Bereich, vorausgesetzt, man hat nichts gegen
"Fäkalhumor aus der untersten Schublade" (Kurier) einzuwenden.
Gegen die Exzesse, die Borat in God's Own Country veranstaltet,
wirken selbst die Farrelly Brothers wie Döblinger Tanzschüler in einem Benimm-Seminar von Thomas Schäfer-Elmayer.
Das Wort Political Correctness kennt unser sexistischer, homophober und antisemitischer Anti-Held nicht mal vom Hörensagen:
U.a. kauft er eine Pistole, "um mich schützen vor Juden".
Der Weg quer durch die USA wird mit dem Auto zurückgelegt,
"weil Juden wollen wiederholen Angriff vom 11. September". Tja.
Harmlose, zahnlose Satire sieht definitiv anders aus.
Gut, wer Zeitungen nicht zum "Arschabwischen" verwendet und das Internet nicht nur für "Handerleichterung"
einschaltet (um in Borats Diktion zu bleiben :-),
wird vielleicht wissen, dass Cohen selbst Jude ist.
Und dass er den Antisemitismus seiner Kunstfigur Borat dermaßen
ins Absurde übersteigert, dass eigentlich
dem letzten Deppen klar werden müsste, wie idiotisch antisemitische Klischees sind.
Borat ist tatsächlich so böse, wie allerorts behauptet wird. Definitiv die unkorrekteste und lustigste Culture Clash-Satire ever. Vorsicht, Lachkrampfgefahr!