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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
CQ

CQ

KOMÖDIE: USA/LUXEMBURG, 2001
Regie: Roman Coppola
Darsteller: Jeremy Davies, Angela Lindvall, Gérard Depardieu, Billy Zane, John Philipp Law

STORY:

1969: Andrezej, ein Exilpole, inszeniert in Paris den Science-Fiction-Film "Codename Dragonfly". Während er auf leise Töne steht, möchte der großspurige, italienische Produzent den Film mit einem großen BANG enden lassen und ersetzt ihn mit Felix deMarco, dem neuen Regiestar. Der steht auf Vampirlesben, seine hübsche Hauptdarstellerin Valentine und vor allem auf Party. Paul, der introvertierte Cutter des Films, versucht den Film trotz allem irgendwie zu einem Ende zu bringen, während er seine Gefühle sortiert, die Valentine durcheinander gebracht hat…

KRITIK:

Paul nutzt dazu eine Art Kameratagebuch, dem er offen alles anvertraut, was in ihm vorgeht. Wahllos werden Belanglosigkeiten und Streitigkeiten mit seiner Freundin im Bild festgehalten. Dass er diese Puzzleteile am Ende tatsächlich einem Publikum vorführen kann, ist eines seiner wenigen Erfolgerlebnisse in diesem Film und eine Verneigung gegenüber allen Independent-Filmemachern, die ihre Eigenständigkeit bewahrt haben.

Der italienische Produzent, der wahlweise entweder für Carlo Ponti oder für Dino de Laurentis steht, interessiert sich dagegen nur die Show - und für seinen Regiestar Felix deMarco, der zwar überhaupt keine neuen Impulse für den Film außer "Mehr Tits’n’Ass!" beisteuert, sich aber dafür trefflich selbst inszeniert. Wenn am Ende "Dragonfly" trotz narzisstischer Regisseure, erkälteter Synchronsprecher und zerstörter Kameranegative das Licht der Leinwand erblickt, ist das in erster Linie Pauls selbstlosen Einsatz als Mädchen für alles zu verdanken, die Welt aber feiert Felix deMarco.

CQ ist ein Film im Film, ein Film über das Filmemachen und ein Verwandter von Fellinis ACHTEINHALB. Selbstverständlich gab es nie einen Andrezej, Paul oder einen Film namens "Dragonfly". Aber es gab intelektuelle Osteuropäer, die in den 60er-Jahren im Westen Filme drehen konnten, Roman Polanski etwa. Es gab die stillen Helfer im Hintergrund, die die eigentliche Arbeit machten und mit beschränkten Möglichkeiten Wunder bewirkten, Mario Bava ist eines der bekanntesten Beispiele. Und "Dragonfly" ist natürlich nichts anderes als eine Zitatesammlung aus GEFAHR: DIABOLIK und BARBARELLA, mit Schafswollteppichen, glitzernden Ganzkörperanzügen und schnittigen Jaguar-Déesse-Sportwagen.

CQ zitiert eine ganze Ära und zeigt auch auf witzige Art, wie man aus einem x-beliebigen Hochhaus mit zwei Suppentellern die Schaltzentrale des Geheimdienstes macht. Konsequenterweise wird dann auch unsere schöne Erde einfach mit einem blauen Stofflappen über eine Lampe simuliert. Das ist natürlich Lichtjahre von den heutigen CGI-Effekten entfernt, hat aber dafür deutlich mehr Charme.

Überhaupt ist CQ ein Fest für die Sinne, insbesondere für Liebhaber der Formen und Farben der damaligen Zeit. Auch der Soundtrack sorgt für ein angenehmes Retro-Feeling und einige Aha-Erlebnisse. Nur die Selbstfindung des Cutters mittels seines Kameratagebuches wirkt etwas deplaziert, als ob die Reflektion aus dem Paralleluniversums des Filmemachens nicht schon genug wäre.

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FAZIT:

Psychedelic! Eine Zeitreise in das Jahr 1969 und eine Spielerei mit den damals angesagten Farben, Formen und Sounds. Starbesetzt und von Roman Coppola (dem Sohn des großen Francis Ford) komplett am Zielpublikum vorbeiproduziert, aber grundsympathisch.

WERTUNG: 7 von 10 Schneeflocken auf dem Mond
TEXT © Marcel
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