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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Easy A

Easy A

KOMÖDIE: USA, 2010
Regie: Will Gluck
Darsteller: Emma Stone, Amanda Bynes, Cam Gigandet, Stanley Tucci, Penn Badgley

STORY:

Olive Penderghast ist nicht gerade das, was man ein beliebtes Mädchen nennt - dürfte hauptsächlich daran liegen, dass sie ihren Mitschülern geistig meilenweit überlegen ist. Im Prinzip ist sie mit der Situation auch gar nicht so unzufrieden. Als sie jedoch aus Versehen das Gerücht in die Welt setzt, sie habe ihre Unschuld an einen College-Tüpen verloren, gefällt ihr ihr neuer verruchter Ruf zunächst. Als die Sache jedoch außer Kontrolle gerät, sieht sie nur noch einen Ausweg: her own awesome musical number... for no apparent reason.

KRITIK:

Wer sich die Liste mit von mir geschriebenen Rezensionen oberflächlich anschaut - wobei es bei genauerem Hinsehen wohl kaum besser werden würde, wenn ich das so recht bedenke - könnte durchaus den Eindruck bekommen, ich sei ein Perverser der von WIP- bis Naziploitation-Reißern auf alles steht was neben misogynen Ausschweifungen nur moralisch verwerflich genug ist. Rein prinzipiell dürfte das auch stimmen - und ich sehe meine Freundin gerade zustimmend nicken -, da könnte durchaus was dran sein. Gestützt wird diese These immerhin von der Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Teil meiner Homepage - dassindkeinepuppen.de, yeah it's shameless plug, but I go for it - über Suchbegriffe wie "nackt" und "peitsche" auf meine Seite gestoßen sind.

Aber wie heißt es so oft, so schön, harte Schale, weicher Kern. Und auch ich bin bei weitem kein frauenverachtender mieser Drecksack oder vor Lust geifernder Perverser - ach, das glaubt mir doch jetzt eh keiner... ich seh schon meine Freundin zustimmend nicken -, nein auch ich habe ein Herz. Und auch das wird mir jetzt vermutlich niemand glauben - wobei, wer ganz genau auf die Liste der von mir geschriebenen Rezensionen blickt, wird Beweise finden können -, aber ich habe ein extremes Faible für Teenie-Komödien. Egal ob es um den Geek geht, der am Ende doch seine Traumfrau bekommt, oder um das hässliche Entlein, das gar nicht so hässlich ist und am Ende doch noch ihren Traumprinzen findet - ich steh einfach drauf. Vor allem wenn sie aus den 80ern sind. Und dann noch von John Hughes? Da kann ich einfach nicht nein sagen.

Man könnte nun also meinen ich sei in dieser Hinsicht ein wenig - oder gar ein wenig mehr - voreingenommen. Aber, fürchtet euch nicht. Denn trotz einer nicht zu leugnenden Vorliebe für eben jene Filmchen trage ich keine Brille.... naja, gut, eigentlich trage ich eine. Aber keine rosarote, so viel ist sicher. Will heißen, ich bin durchaus in der Lage zwischen gutem und schlechtem Film zu unterscheiden. Und eins steht sowieso fest - und das gebe ich gerne und ohne Umschweife zu: Die meisten dieser Teeniefilmchen sind nicht besonderes intelligent. Weder in Bezug auf ihren filmischen Aufbau, ihre Botschaft oder gar ihre Dialoge reißen sie zu intellektuellen Begeisterungsstürmen hin - John Hughes' Filme, die meisten jedenfalls, mal außen vorgelassen.

Fakt ist jedoch, dass diese Filme im Laufe der Zeit nicht intelligenter wurden, jenseits der 2000er Marke sogar schlichtweg immer dümmer, immer profaner.

Doch dann, liebe Freunde niveauvoller Filmunterhaltung, zählte der Kalender das Jahr 2010 - was er zum Zeitpunkt dessen ich diese Zeilen schreibe auch immer noch tut, but trust me my dear friends, es ist nicht mehr lange hin und es könnte durchaus geschehen, dass Ihr diese Zeilen in der Zukunft lest, was dann ja wiederum die Gegenwart ist und dies hier jetzt die Vergangenheit, was... äh, naja, spielt ja auch eigentlich keine Rolle, nech. Also, der Kalender zählte auf jeden Fall das Jahr 2010 und es sollte geschehen - Zeichen und Wunder.

Denn es wart, dass sich Bert V. Royal und Will Gluck daran machten, mit den Versatzstücken des 80er Jahre Teeniekomödien-Kinos ein durch und durch unterhaltsames Filmchen ganz in der Tradition Hughes' und Hughes-resquen Filmen wie SIXTEEN CANDLES und CAN'T BUY ME LOVE mit der im Filmgeschäft noch neuen und daher unverbrauchten Emma Stone auf die Beine zu stellen. Und damit zu beweisen, dass intelligente Teenie-Komödien, vor allem auch jenseits des letzten Millenniums, zwar Mangelware darstellen, jedoch nicht unmöglich sind. Klar, die Parallelen, gerade zu dem Dempsey-Klassiker BOY RENTS GIRL - so der deutsche Verleihtitel zu CAN'T BUY ME LOVE - sind mehr als überdeutlich, bedient sich doch EASY A der Motive eben jenes Werkes. Dabei ist dies jedoch keine plumpe Kopie, kein dreister Handlungsdiebstahl, nein es ist eine wunderherrlich frische Neuinterpretation des Stoffes, angepasst an die Generationen der 00er Jahre. Dabei versteht sich EASY A zugleich als angenehme Hommage an eben genannte 80er Jahre Teenie-Komödien und verweist sogar locker-flockig selbstreferentiell auf die vorhandenen Berührungspunkte zu diesem Filmgenre und seinen Aushängeschildern.

Nun gut, er ist also selbstreferentiell und Royal beweist viel Geschick und Einfühlungsvermögen bei der Adaption der alten Stoffe, doch intelligent macht das allein einen Film nun auch nicht gerade - was ist es denn dann also was EASY A zu so einem erfrischend intelligenten und unterhaltsamen Film macht? Ganz einfach, diese Frage zu beantworten - es sind hauptsächlich und vor allem die Dialoge. Frisch und frech kommen sie daher. Immer bissig, immer treffend und hier und da direkt intellektuell fordernd. Den Gilmore Girls ähnlich folgt hier ein Wortgefecht dem nächsten, werden alte Filme, Bücher, Musik und Populärkulturelles aufgegriffen, in gewaltigen verbal-berauschenden Wortschwällen verpackt und im Sekundentakt auf das Gegenüber abgefeuert. Eine Verschnaufpause wird kaum geboten - aber wer will die auch schon, wenn er solch feinsinnigen und unterhaltsamen Dialogen lauschen darf.

Doch was wären die besten Dialoge wenn die plättesten, dümmsten Charaktere sie auf den Zuseher loslassen würden? Richtig, nichts - nicht unterhaltsam, nicht witzig, nicht zu ertragen. Und wieder hat Royal hier alles richtig gemacht. Denn die Welt von Ojai - übrigens ein real existierender Ort in Kalifornien, USA - ist bevölkert mit durch und durch abgedrehten, aber durchaus überzeugenden und fast ausschließlich liebevollen Charakteren. Klar, um den ein oder anderen Stereotyp kommt man einfach nicht herum, doch selbst diese sind von Royal derart gewieft ausgearbeitet worden, dass das Gefühl "diesen Typ" schon drölfzig mal gesehen zu haben die Bude leerräumt, die Koffer packt, zum Flughafen fährt und sich in den nächsten Flieger ans andere Ende der Welt begibt.

Allen voran wären hier Olives Eltern zu nennen, die so herrlich abgedreht sind, dass man sich einer wilden Mischung aus Dharma - ohne Greg -, deren Eltern sowie dem gesamten Gilmore Girls-Universum gegenübersieht. Ihre volle humoristische Wirkung erzielen diese beiden Charaktere durch wirklich treffsichere Pointen, abgedrehte Dialoge - ich weiß, ich habe schon sehr oft das Wort abgedreht verwendet und es wird noch um einiges öfter vorkommen, besser kann man Easy A nämlich nicht beschreiben - und vor allem dem ausgeprägten Gespür Glucks für humoristische Szenen, die so manche Standard-Situation ruck-zuck und unversehens ins Gegenteil kehren und die eigenen Erwartungen ad absurdum führt.

Und sie, ja sie dürfen natürlich nicht fehlen. Schon gar nicht in einem Film mit Sex... ähm, beziehungsweise über Sex - wobei, eigentlich ja eher über das nicht Vorhandensein von Sex, den gibt’s nämlich thematisch passend nicht. Nicht mal 'n bisschen.

Aber gut, ich schweife schon wieder ab - wer darf denn jetzt natürlich nicht fehlen in einem Film über Sex, oder besser gesagt über das nicht Vorhandensein von Sex? Ganz klar, christliche Fundamentalisten. Denn was ist bitteschön lustiger als religiösen Spinnern dabei zuzusehen wie sie sich über vorehelichen Sex - oder Sex an sich oder alles andere was Menschen Spaß bringt -, nicht bibelkonforme Verhaltensweisen und die Evolution aufregen - gut, über die Evolution regen sich die Testaments-Prakmatiker in diesem Film eher nicht auf, passt ja auch nicht ins Konzept, aber zumindest im Stillen tun die das ja doch eh immer. Selten hat mir es jedoch sooo viel Spaß gemacht wie bei EASY A, diesen völlig weltfremden Spinnern dabei zuzuschauen, die Welt zu einem schlechteren - äh... Verzeihung, natürlich zu einem besseren, hust hust - Ort zu machen.

Ein wenig Schade ist es lediglich um Todd. Gut, man wollte nicht, dass es von Anfang ersichtlich ist und einem den ganzen Film über ins Gesicht springt, wie man es schon drölfzig-tausend mal gesehen hat, dass sich Todd schließlich als Olives Mann des Herzens entpuppt. Sicher, es ist von Anfang an klar, wird jedoch nicht pausenlos sondern angenehm dezent propagiert. Leider hat dies auch zur Folge, dass dieser Charakter ein wenig zu kurz kommt, nicht derart nahe am filmischen Mittelpunkt steht, wie man das vielleicht gerne hätte - auf der anderen Seite, ist das aber auch mal erfrischend anders... wirklich gestört hat's mich jedenfalls nicht und weniger sympathisch macht ihn das auch nicht..

Kommen wir nun also zur Hauptperson der diesfilmigen damsel in distress - und das ganz ohne Frauenknast, den gibt’s hier nämlich nicht - Olive Penderghast. Schon lange durfte ich keine so sympathische - und das ist jetzt ganz wichtig - weibliche Hauptperson mehr in einem amerikanischen Film sehen. Aber vom ersten Moment erscheint einem Olive als das sympathische Mädchen von nebenan, die sozial-unverträgliche aber doch im Innern und Äußeren hübsche Außenseiterin auf die man schon lange heimlich steht - hätte ich sie nicht schon gefunden, hätte ich mir beim Ansehen EASY As gewünscht doch auch so ein Mädchen zu finden. Und, das scheint das Wichtigste, sie wirkt als sei sie einem doch ziemlich ähnlich, ähnlich den Charakteren des BREAKFAST CLUBS. Vom Schulsystem verstoßen, aus der Beliebtheitsskala gefallen und doch allen anderen auf seine eigenen Art, vor allem intellektuell weit überlegen.

Dargestellt wird die gut aufgelegte Olive von einer mindestens ebenso gut aufgesetzten Emma Stone, die wohl vor allem für ihre Rolle als Wichita in dem ziemlich duften - und daher in meiner Blu-ray-Sammlung verweilenden - Zombie-Komödien-Kracher ZOMBIELAND. Während sie mir in eben jenem Untoten-Roadmovie noch nicht besonders aufgefallen ist, was wohl vor allem an ihrer Rolle gelegen haben mag, zog sie mich als Olive in EASY A von Anfang an in ihren Bann und schaffte es perfekt den Spaß den sie beim Dreh gehabt haben musste eins zu eins in ihre Darbietung einfließen zu lassen.

Amanda Bynes weißt indes ja bereits Teenie-Komödien-Erfahrung auf, wenn auch eher von der seichten, verblödenden Sorte - so spielte sie die Hauptrolle in dem Was-für-Mädchen-zum-Träumen-Film WAS MÄDCHEN WOLLEN. Während sie dort mit ihrem Auftritt aber eher tierisch nervte, gelingt es ihr mit ihrer antagonistischen Rolle als christlich-fundamentalistisches Misstück - wobei das Adjektiv ja schon auf das "Miststück" hinweist, newa - ordentlich Sympathie-Punkte zu sammeln - sie, wohl gemerkt, nicht ihr Charakter. Aber für die Rolle als abgedrehte Hobby-Exorzistin scheint sie nahezu geschaffen zu sein.

Auf die restliche Besetzung wollen wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen, es reicht zu erwähnen, dass der Hund eine ordentlich Performance abliefert, die Buck in EINE SCHRECKLICH NETTE FAMILIE ordentlich Konkurrenz macht und auch sonst niemand als Totalausfall zu bezeichnen wäre. Weiter eingehen wollen wir in diesem Absatz genauer auf den Soundtrack, denn ähnlich wie schon bei EUROTRIP nimmt dieser auch bei EASY A eine äußerst wichtige Rolle ein. Nicht nur, dass mich die Verwendung des 80er Klassikers Don't you forget about me und dessen moderne - aber immer noch hörbare - Neuinterpretation meinen BREAKFAST CLUB-Soundtrack rauswühlen ließ - oh man, die Nummer We are not alone regt mich auch nach dem zichfachsten Hören dazu an das Tanzbein zu schwingen. Neben der absoluten Eingängigkeit der gewählten Lieder untermalen sie nahezu perfekt den abgedrehten - ich habe euch gewarnt - Wahnsinn, der sich da zum Teil auf der Leinwand abspielt. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle We got together eine absolut eingängige, Laune machende Rocknummer mit Swing- und Skaeinflüssen. Auch viel Freude bringt die etwas verruchte Nummer Sexy Silk, der Soundtrack zu Olives own awesome musical number... for no apparent reason.

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FAZIT:

Es ist einfach wunderherrlich zu sehen, dass es auch im neuen Millennium noch intelligente und vor allem nicht unerträglich seichte Teenie-Komödien geben kann. Ganz im Geiste des großen John Hughes zauberten Bert V. Royal und Will Gluck einen Film auf die Leinwand der die Tradition der alten großen 80er Teenie-Komödien in die Gegenwart hinüberrettet und für eine andere Generation adaptiert ohne dabei in die typischen und leicht zu treffenden Fallen heutiger Komödienfilmkunst-Konventionen zu tappen. EASY A ist ein abgedrehter Abgesang auf die 80er Jahre Teenie-Komödie, das Leben als Jugendlicher und die Gefahren, die die heutige Informationskultur der Facebook-Generation bereithält.

Auch für Cineasten, die sich in diesem Genre nicht heimisch fühlen durchaus einen oder zwei Blicke wert.

In diesem Sinne: "I want John Cusack holding a boombox outside my window. I wanna ride off on a lawn mower with Patrick Dempsey. I want Jake from Sixteen Candles waiting outside the church for me. I want Judd Nelson thrusting his fist into into the air because he knows he got me. Just once, I want my life to be like an '80s movie."

WERTUNG: 9 von 10 cents saved on a bottle of Juniper Breeze Antibacterial Gel.
Dein Kommentar >>
Federico | 17.01.2011 15:30
Kann ich nur zustimmen, ein toller Film.
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toxic | 09.01.2011 23:50
Wenn ich auf meine Schulzeit zurückblicke, stelle ich fest: der liebe Gott ist nicht John Hughes.
Don't you forget about me!
9 von 10 Pockets full of Sunshine
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Pablo | 04.01.2011 14:51
Ich muss schon sagen unter all den teenie filmen geht dieser nicht unter sondern steht ganz oben auf meiner "gefällt mir" liste. Super Film daumen hoch!
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Harald | 01.01.2011 16:38
Aber nein, wir wissen doch, dass du ein "anständiger Perverser" (Zitat aus "Love Exposure") bist.
Johannes | 03.01.2011 19:24
Anständiger Peverser... hehe, gefällt mir.
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Nic | 01.01.2011 16:33
yo, Emma is the girl!
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