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Enduring Love

Enduring Love

DRAMA/THRILLER: GB, 2004
Regie: Roger Michell
Darsteller: Daniel Craig, Rhys Ifans, Alexandra Aitken, Aoife Carroll

STORY:

Es hätte ein schöner Tag werden sollen: Die Sonne scheint über die grünen englischen Wiesen, als Joe (Daniel Craig), nicht ohne Hintergedanken, ein Picknick mit seiner Freundin veranstaltet. Doch schon bald sollen dunkle Wolken über die Idylle ziehen, ein großer roter Ballon um genau zu sein…

KRITIK:

Ein Ballon, ein Unfall verändert unvermittelt das Leben aller Beteiligten, ob als Insassen, Zeugen oder Helfer. Ein unerwarteter Moment, der auf die Anwesenden einstürzt, die unvorbereitet das tun, was ihnen ihre Reaktion befiehlt. Sie folgen ihrem Instinkt. Rennen davon, starren oder versuchen den Ballon zu stoppen.

Auch Joe wird unvermittelt in die Situation hineingerissen. Er folgt seinem Instinkt und versucht zu helfen. Als die Sache außer Kontrolle gerät und der Ballon abhebt, lässt er los. Die anderen folgen seinem Beispiel. Nur ein Mann gibt nicht auf. Sein Todesurteil. Später wird Joe sich die Schuld an dem Unglück geben. Was wäre wenn er nicht losgelassen hätte? Wäre der Tote zu verhindern gewesen?

Der Unfall ergreift Besitz von Joe, vernebelt seine Gedanken. In allem fühlt er sich an das Unglück erinnert, er kann nicht loslassen.

Regisseur Roger Michell zeigt in langsamen Bildern den Verfall, den Einbruch des Unglücks in das Alltägliche. Joe wird während seiner täglichen Routine gezeigt, bei der Arbeit, beim Essen, während der Autofahrten und beim Spazieren über das Unglücksfeld. Immer wieder bricht das Geschehene über ihn herein. Er verändert sich, es frisst ihn auf. Das Leben, wie er es einst kannte, wie seine Freundin es einst kannte, es verändert sich in dem Ausmaß, in dem Joe sich verändert.

Durch das Eintreten von Jed (Rhys Ifans), einem weiteren Unfallzeugen, in Joes Leben verkompliziert sich die Sache. Jed verfolgt Joe, scheint von ihm besessen zu sein. Immer wieder taucht er auf, zwischen den alltäglichen Szenen aus Joes Leben. Wie ein Schatten verfolgt er Joe, und versucht mehr und mehr Besitz von ihm zu ergreifen. Jed nennt es Liebe.

Dies alles wird in leicht lethargischen Bildern gezeigt. Weite Felder, Straßen, Menschenmengen, die Kulissen durch die Michell seine Protagonisten treiben lässt. Doch unter der glatten Oberfläche brodelt es. Man fühlt es nicht ob der Lethargie, doch immer wieder kommt der nächste Ausbruch. Von einem Moment auf den anderen. Die Stimmung der Anfangsszene wurde den ganzen Film über beibehalten. Dadurch hat das ganze etwas unwirkliches, man hat das Gefühl, die Protagonisten wissen oft nicht wie ihnen geschieht.

Das führt jedoch auch dazu, dass keine Spannung im herkömmlichen Sinn aufkommen will. Da der Geschichte aber nüchtern betrachtet ein Thriller zugrunde liegt, kann dies auch als Manko angesehen werden. Als Zuseher beschäftigt einen die Frage, was genau Jed treibt, was er vorhat, nicht wirklich. Der Schluss vermag auch nicht sonderlich zu überraschen (so wie der ganze Film eigentlich ziemlich überraschungsarm ist). Wie gesagt, Thrillerfreunde dürften kaum auf ihre Kosten kommen.

Enduring Love versucht vielmehr einen Sog aufzubauen, einen in das Unvermittelte hineinzureißen. Er versucht in den Alltag seiner Figuren hineinzuschauen, nüchtern und doch verspielt. Roger Michell sucht immer wieder nach hypnotischen Bildern. Versucht die Unvermittelbarkeit einzufangen. Das gelingt ihm streckenweise ganz gut, doch das zukleistern von Thrillermomenten mit überlauter Orchestermusik hätte wirklich nicht sein müssen. Den ganzen Film über überwiegen äußerst ruhigen Kameraeinstellungen, die im Kontrast zur inneren Unruhe des Hauptcharakters stehen.

Wenn man sich darauf einlassen kann, erwartet einem ein Filmerlebnis der besonderen Art.

Enduring Love Bild 1
Enduring Love Bild 2
Enduring Love Bild 3
Enduring Love Bild 4
Enduring Love Bild 5
FAZIT:

Eine ungewöhnliche "Lovestory" verpackt in einen recht eigenwilligen Film, der sicher nicht jedermanns Sache ist. Für einen Thriller fehlt die Spannung, Dramafreunde dürften die Tiefe vermissen, die Figuren wirken unwirklich, gefangen in der Lethargie oder wie Jed vollkommen von der Rolle. Nicht einmal ein Happy-End hält der Regisseur von Notting Hill für die Zuseher bereit ;-)

WERTUNG: 7 von 10 Sektflaschen
TEXT © Gerti
Dein Kommentar >>
Harald | 05.04.2008 12:14
das hört sich ja ganz interessant an. mal sehen...
für happy-end-freie lovestories bin ich ja immer zu haben ;-)
Gerti | 05.04.2008 15:25
ein düsteres ende darfst du dir aber auch nicht erwarten...
Harald | 05.04.2008 19:24
ich meinte das eher methaphorisch;-) im sinne von unsentimental, nicht kitschig oder rührselig
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