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John Carpenter - Fürst der Dunkelheit

John Carpenter - Fürst der Dunkelheit

DOKUMENTATION: F, 2006
Regie: Julien Dunand
Darsteller: John Carpenter, Larry J. Franco, Keith Gordon, Debra Hill

STORY:

Zwei Männer, eine Kamera, ein Auto.Während einer Autofahrt durch L.A. lässt John Carpenter seine Gedanken schweifen und der Zuschauer erfährt einiges seine Karriere und den Menschen hinter dem Regisseur.

KRITIK:

Beschäftigt man sich mit dem modernen Horrorfilm, kommt man nicht umhin auf den Namen John Carpenter zu stoßen. Er gilt gemeinhin als einer der größten und wichtigsten Regisseure des Horrorkinos - dabei in einem Atemzug zu nennen mit Wes Craven (Last House on The Left), George A. Romero (Dawn of the Dead) oder Tobe Hooper (Texas Chainsaw Massacre).

Er beeinflusste mit vielen seiner Werke ein ganzes Genre maßgeblich und schuf und prägte ebenso das Sub-Genre des Slasherfilms. Mit Assault on Precinct 13 (1976) machte er sich einen Namen und mit Halloween (1978) setzte er sich ein unvergessliches Denkmal.

Eine filmische Auseinandersetzung mit dem Leben und vor allem seinem filmischen sowie seinem musikalischem Schaffen schien also mehr als überfällig.

2006 - zum 60. Geburtstag Carpenters - begab sich der französische Regisseur Julian Dunand also nach Los Angeles um mit Kollegen, Weggefährten und der Legende selbst den hart erarbeiteten Aufstieg und den leisen aber nicht zu leugnenden Fall und damit einen Großteil seines künstlerischen Schaffens Revue passieren zu lassen.

Ungewöhnlich ist dabei die Umgebung in der das Interview stattfindet. Bis auf zwei Ausnahmen, ein Zwischenstopp in der Halloween Straße - in der nicht nur ein Großteil der Außenaufnahmen des Slasher-Klassikers entstanden, sondern auch die beiden Häuser stehen, in denen gedreht wurde - sowie in dem Studio, in dem die minimalistischen aber immer stimmigen Scores seiner Werke von ihm selbst komponiert wurden, lässt sich Dunand von seinem Gesprächspartner durch Hollywoods Straßen chauffieren.

Das Gespräch erhält dadurch eine starke und glaubwürdige Intimität, die durch die angenehme und ruhige Art Carpenters - der neben Anekdoten seiner filmischen Biographie auch einige Gedanken zu Gott und der Welt loswird, und dadurch einen Einblick in den Menschen hinter dem Regisseur zulässt - gestärkt wird.

Positiv fällt dabei auf, dass er nicht nur bodenständig geblieben ist, sondern dank seiner Fähigkeit zur Selbstkritik etwas das vielen Akteuren des kapitalistischen Studiosystems Hollywoods fehlt - seine Werke stets auch objektiv betrachtet und dem interessierten Zuschauer so nervtötende Eigenlobeskapaden und selbstverliebtes Gebrabbel erspart bleibt - man mag sich kaum ausmalen wie selbiger Film mit Quentin Tarantino im Mittelpunkt ausfallen würde; 75 Minuten so viel ist sicher, würden nicht reichen.

Wie Eingangs bereits erwähnt, wandte sich Dunand auch an ehemalige Weggefährten, um so ein noch differenzierteres Bild von Mensch und Regisseur John Carpenter sowie seiner Arbeitsweise und seiner Karriere zu erhalten.

Zu Wort kommen dabei unter anderem Adrienne Barbeau. Von der Darstellerin aus The Fog und Carpenters Ex-Frau - darüber hinaus anscheinend auch ein ziemlich sympathischer Mensch - erfährt man als Zuschauer weniger über das berufliche Schaffen denn über den Menschen höchstselbst.

Hinzu gesellen sich unter anderem Debra Hill - Produzentin - sowie Peter Jason - Fürsten der Dunkelheit - und Austin Stoker - Assault on Precinct 13 - um ihrerseits Anekdoten und Überlegungen beizutragen.

Für die Sicht auf die Dinge von der anderen Seite der Leinwand sorgen die beiden französischen Filmkritiker Jean-Babtiste Thoret und Nicolas Saada. Beide sind in ihrer Rolle als Filmbegeisterte zweifelsohne Fans und Bewunderer Carpenters Werke, behalten jedoch stets einen kritischen Blick und vermeiden eine heroisierende Verklärung. Darüber hinaus nehmen sie Stellung zur versuchten Politisierung nicht nur seiner Werke sondern gar des Regisseurs selbst und erläutern seine Stellung jenseits der Vereinigten Staaten auf dem europäischen Festland.

Aufgelockert und unterstrichen werden die Interviews dabei von zahlreichen Szenenfotos und "Behind the Scenes"-Aufnahmen. Daneben gibt es noch einige Ausschnitte aus Escape from L.A., The Thing und Making of-Material zu Ghosts of Mars, welches das Material um Einblicke in Carpenters Arbeitsweise ergänzt.

An einigen weiteren Punkten auf der Agenda hätte man sich zwar weiteres unterstützendes Filmmaterial gewünscht, betrachtet man den Film jedoch als ganzes, hätte dies der intimen Atmosphäre Abbruch getan. Ebenso sei der stimmige Score erwähnt, der es wunderbar schafft eine teils melancholische und teils nostalgische Stimmung aufkommen zu lassen, sich dabei aber nie in den Vordergrund drängt - und so ganz und gar Carpenters Maxime folgt.

Erschienen ist Fürst der Dunkelheit bei Epix - die bereits die empfehlenswerte Terrorfilm-Doku American Nightmare nach Deutschland brachten - in guter Bildqualität und im O-Ton - sprich Englisch und Französisch - mit wählbaren Untertiteln. Dazu gibt es neben der obligatorischen Trailershow - die diesmal ungewohnt kurz ausgefallen ist - einen Auszug aus dem Buch Escape to Fear von Gerhard Hroß als PDF-Datei sowie eine Bildergalerie.

John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 1
John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 2
John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 3
John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 4
John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 5
John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 6
John Carpenter - Fürst der Dunkelheit Bild 7
FAZIT:

Mit John Carpenter - Fürst der Dunkelheit gelang es Julien Dunand in intimer und entspannter Atmosphäre Wissen über John Carpenter und seine Karriere zu vermitteln. Anders als der collagenhafte Aufbau sonstiger Dokumentationen stützt sich Dunands Beitrag fast komplett auf Interviews, was nicht nur für eine größere Informationsdichte sondern auch für eine privatere Atmosphäre sorgt.Über seine Filme selbst werden Fans wohl nur wenig neues erfahren, dafür jedoch über Carpenters Gefühle dafür sowie die Person an sich. Neulinge und Interessierte wiederum erhalten so einen guten Überblick über Carpenters Schaffen.

WERTUNG: 8 von 10 im Auto gerauchte Zigaretten
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Nic | 13.08.2008 00:28
leider hat carpenter ab den 90ern nicht mehr "gscheites" zustande gebracht, imo. dafür können wir uns über sehr gute dvd-auflagen seiner besten werke wie Escape from New Yorg, The Thing erfreuen. Halloween braucht eindeutig auch noch so ein re-release, remastered und mit viel bonus ;)

Für eine Einsicht in die Persönlichkeit eines Filmemachers reichen mir eigentlich die Filme - aber vielleicht stolper ich ja über diese doku...

danke für den hinweis.
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