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Nokan - Die Kunst des Ausklangs

Nokan - Die Kunst des Ausklangs

OT: Okuribito / Departures
KOMÖDIE: JAPAN, 2008
Regie: Yojiro Takita
Darsteller: Masahiro Motoki, Tsutomu Yamazaki, Ryoko Hirosue

STORY:

Das Leben spielt einem oft übel mit. Just hat sich Daigo ein extrem teures Chello für Unsummen von Yen gekauft, da wird sein Orchester auch schon aufgelöst. Noch bitterer; er muss sich eingestehen, dass er all seine Ausgaben nur deswegen gemacht hat, um sein fehlendes Talent für ihn selbst zu kompensieren. Arbeits- und mittellos ist er gezwungen mit seiner kürzlich Angetrauten in das Haus seiner Mutter an Land zu ziehen. Dort liest er aber schon bald in einer Zeitung von einem Jobangebot, welches sich gar nicht so schwierig anhört: Begleiten Sie Personen.

Daigo lässt es auf einen Versuch ankommen und eilt am nächsten Tag zum Office. Dort muss er entsetzt feststellen, dass es sich um ein Begräbnisunternehmen handelt. Voller Abscheu will er das Angebot abschlagen, doch Ikuei Sasaki, der Boss, hat ihn schon angestellt - ohne seinen Lebenslauf auch nur eines Augenblicks zu würdigen - und drückt ihm ein Bündel Geldscheine, quasi als Vorschuss, in die Hand.

Die ersten Aufgaben sind niederschmetternd, doch als Daigo zum ersten Mal seinen Chef sieht, wie er eine Tote nach dem japanischen Sterbe-Ritual mit einer - man könnte sagen - heilig anmutenden Professionalität behandelt, ändert er langsam seine Einstellung und erkennt eines: Der Respekt gegenüber den Toten erweckt selbst eine gestorbene Liebe wieder zu neuem Leben…

KRITIK:

Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet. Der Oscar 2008 für den besten Auslandsfilm ging nicht - wie von den Buchmachern erwartet - an WALTZ WITH BASHIR oder an DIE KLASSE, sondern an Okuribito (Departures). Dass die wenigsten damit gerechnet haben, liegt aber vermutlich an einer Tatsache: Sie haben Okuribito nicht gesehen. Die Oscar-Anwärter-Filme sind zwar prinzipiell nicht vergleichbar, aber wenn man sie auf einer Meta-Ebene betrachtet, muss man natürlich ganz klar zugestehen, dass der beste Film gewonnen hat.

Warum der Film aber dann eigentlich so gut geworden ist, ist relativ schwierig zu begründen. Das liegt daran, dass das Zelluloid den Zuschauer emotional "mitnimmt" - im positiven und frohem wie im traurigen Sinne und außerdem auf jeder Ebene, so dass schwer ein einzelnes Highlight auszumachen ist: Es liegt ein bisschen an den hervorragenden Schauspielern, die einen zum Lachen und Weinen bringen, es liegt ein wenig an dem wohl so gut wie nie im Film abgehandeltem Thema "Ehrfurcht vor dem Leben anhand von Toten", es liegt sicher auch an der Mischung zwischen reichlich schwarzem Humor und fast unheimlichem Ernst, es liegt am wunderbarem Soundtrack des japanischen Musikgotts Joe Hisaishi (Hana Bi, Dolls, Prinzessin Mononoke...) und es liegt an den Bildern, die klar und ruhig sind, wie ein grauer Novembermorgen.

Alles zusammen ergibt dann eben ein kleines Meisterwerk, ohne dass man jetzt sagen könnte, dass - im Vergleich zu anderen Filmen - etwas ganz besonders außergewöhnlich wäre.

Nokan - Die Kunst des Ausklangs Bild 1
Nokan - Die Kunst des Ausklangs Bild 2
Nokan - Die Kunst des Ausklangs Bild 3
Nokan - Die Kunst des Ausklangs Bild 4
Nokan - Die Kunst des Ausklangs Bild 5

Kann der Tod schön sein? Ja, jedoch noch viel mehr: traurig, Gänsehaut verursachend, Familienstreits aufreißend, friedlich, lustig, brutal, lieblos, skurril, vereinend, emotional. All dies zeigt der Film, auf eine wunderbare Art und Weise. Also nun ein kleines Update der drei Dinge, die Ihr vor Eurem Tod machen müsst: Einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen und diesen Film sehen (Häuser bauen kann sich heutzutage außerdem eh niemand mehr leisten).