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Ein einfacher Plan

Ein einfacher Plan

OT: A Simple Plan
THRILLER: USA, 1998
Regie: Sam Raimi
Darsteller: Bill Paxton, Billy Bob Thornton, Bridget Fonda, Jack Walsh

STORY:

Drei Freunde stoßen in einem Wald auf das zugeschneite Wrack eines Sportflugzeugs. Im Inneren finden sie den toten Piloten und vier Millionen Dollar. Überwältigt von der riesigen Summe beschließen die Männer, ihren Fund geheim zu halten und das Geld zu verstecken. Sollte niemand das Flugzeug vermissen, wollen sie das Geld im Frühjahr teilen. Doch ihr einfacher Plan gerät schnell außer Kontrolle und endet in Mord und Verrat.

KRITIK:

Flexibel mag Sam Raimi ja sein. Mit TANZ DER TEUFEL bis SPIDER-MAN deckt er mit seinem Oeuvre ein wahnsinnig breites Interessenspektrum ab. Aber Vielseitigkeit sollte ihm deshalb noch lange nicht attestiert werden. Zwar klappert Raimi ein Genre nach dem nächsten ab, kann er diesen jedoch nur allzu selten etwas Substanzielles abgewinnen. Im Fall EIN EINFACHER PLAN scheitert es aber nicht etwa am Regisseur, sondern an der platten Geschichte.

Obwohl sich der Film zwar thematisch ein wenig von den üblichen Produktionen der Traumfabrik Hollywood abhebt, findet der Film keinen wirklichen Anhaltspunkt und oszilliert zwischen zwei Möglichkeiten: Einerseits deutet sich in der ersten Hälfte ein bitteres Drama um Mord und Verrat, Freundschaft und Schuld an; andererseits aber könnte der Film in seiner Geradlinigkeit und den effekthascherisch inszenierten Erschießungen auch als glatter Thriller funktionieren. So ist der Film aber weder Fisch noch Fleisch: Für ein Drama (oder eine Parabel) zu oberflächlich, bremst sich der Film als Thriller mit zu viel unnötigem Dialog selbst aus.

Gewiss speist der Film ein ungeheures Potenzial, dessen Macher ein weitaus höheres Niveau antreten, als es das Script vorgibt. Es mag zunächst wie eine belanglose Spielerei aussehen, die Bildsprache, doch der Gehalt und Wert für den Film ist enorm. Ein virtuoser Einsatz von Kamera und Schnitt evoziert zynische, reflektierende Bilder. Plötzlich ist so ein Mord nicht mehr ein unspektakuläres Element der Handlung, sondern ein wahres inszenatorisches Meisterstück: Da hantieren zwei Männer im Schnee auf einer einsamen Landschaft. Aufgebracht bewegen sie sich umher, bis urplötzlich ein Schneemobilfahrer am Horizont auftaucht. Bewusst aufgepusht ertönen aus dem Off fröhliche, motivierende Klänge, während der Schnitt-Rhythmus Nervosität vermittelt. Man weiß, da wird gleich jemand sterben. Aber als wäre das etwas völlig Nebensächliches, filmt die Kamera den zweiten Mann, Hank, der aus ein paar Metern Entfernung das Geschehen beobachtet. Nur in harten, wiederkehrenden Gegenschnitten erfährt man wie im selben Moment jemand getötet wird.

Es ist diese vermittelte Nebensächlichkeit und die groteske musikalische Untermalung, die diese Situation nur noch zynischer erscheinen lässt.

Doch klischeehaft und eindimensional ist die Charakterzeichnung. Exemplarisch dafür steht eine für das Geschehen wenig relevante, aber für den Film umso wichtigere Anfangsszene. Es ist der nur wenige Schritte lange Heimweg von Hank, der sich auf dem Weg nach Hause durch das Dorf kämpft. Hier kennt jeder jeden - Hank grüßt beinahe alle Leute, die seinen Weg kreuzen, wechselt hier mal ein, zwei Worte mit dem Sheriff und da mal ein paar Worte mit einer Frau, die zwei Kinder mit sich schleppt. Hank trägt - ausschließlich diese Szene betrachtet - die charakteristischen Züge eines völligen Gutmenschen. Doch was zunächst wenig aussagekräftig erscheint, dient dem Film als Fundament für die Geschichte, und Raimi füttert uns noch dazu mit so wenig Wissen über die Figuren, dass diese bis zum Schluss auf das Klischee reduziert bleiben.

Substanzielle Fehler - außer vielleicht die Geschichte in dieser Form überhaupt verfilmt zu haben - begeht Raimi nicht. Auch in Punkto Charakterzeichnung wird die Regel mal wieder von der Ausnahme bestätigt. Während Hank, seine Frau Sarah und der Alkoholiker Lou weitestgehend unbeleuchtet bleiben, offenbart der Charakter von Jakob genau das, was der Film so dringend nötig hat: Menschlichkeit. Hinter dem vermeintlichen Dummkopf verbirgt sich ein einsamer, in sich gekehrter Mensch, der bloß an seinen Träumen und Erwartungen gescheitert ist. Er sieht in dem Geld die Möglichkeit, seinen großen Traum zu erfüllen. Aber wo er noch das Geld am nötigsten hätte, ist er umso stärker von Schuldgefühlen geplagt.

Leider ist die von Billy Bob Thornton gekonnt verkörperte Figur zu wenig präsent, um großräumig Schwächen kompensieren zu können. Wenn er allerdings die Leinwand füllt, sind es die wenigen Momente, in denen man nicht permanent auf platte Identifikationsfiguren stößt, und das Szenario glaubwürdig erscheint.

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FAZIT:

So verworren und auf komplex getrimmt der Plot sein mag, so scheitert es an der Einfachheit, wie der Film seine Figuren zeichnet und an der Penetranz, dass der Film uns nicht überfordern will. Immer ein wenig zu einfach haben es sich die Zuständigen gemacht, sodass wohl manche wegen dem guten Anfang und den inszenatorischen Raffinessen einen Blick riskieren können, es aber für eine uneingeschränkte Empfehlung bei Weitem nicht reicht.

WERTUNG: 5 von 10 schwarzen Raben
Gastreview von Lukas
OK? MEHR DAVON:
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Dein Kommentar >>
toxic | 22.03.2009 18:30
Hab ich auch schon vor langer Zeit gesehen, und vor kurzem wieder.
An den Figuren hapert es etwas aber die Atmosphäre des Films, besonders die Kälte und Bösartigkeit in den Menschen ist nicht mehr aus meinem Kopf zu bekommen.
Klare Empfehlung, guter Film
7 von 10 hungrigen Krähen
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Ralph | 22.03.2009 12:29
Das ist jetzt zwar schon wieder Jahre her, dass ich den gesehen hab, aber ich kann mich erinnern, dass ich ihn großartig fand gerade durch diese meines Erachtens sehr wohl differenziert gezeichneten Charaktere, die unaufhaltsam auf eine Tragödie zusteuerten. Ich würde sogar sagen das war der bessere "Revanche".
Harald | 22.03.2009 13:14
hab ihn auch noch in bester erinnerung. 8/10 mindestens.
Spartakus | 20.01.2013 18:55
Top Film, sehe es ähnlich wie Harald, min 8 wenn nicht sogar 9 von 10
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