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Watch me when I kill

Watch me when I kill

OT: Il gatto dagli occhi di giada / Stimme des Todes
GIALLO: ITALIEN, 1977
Regie: Antonio Bido
Darsteller: Corrado Pani, Paola Tedesco, Ferando Cerruli, Paolo Malco

STORY:

Ein Apotheker wird ermordet und die Nachtclubtänzerin Mara hört zufällig des Killers Stimme. Der heftet sich an die hübschen Fersen der Ohrenzeugin. Zu Maras Schutz macht sich deren Freund daran, das Verbrechen auf eigene Faust aufzuklären. Doch der Fall mutiert zu einer ausgewachsenen Mordserie, denn irgendjemand scheint eine lang zurückliegende Tragödie gnadenlos rächen zu wollen …-

KRITIK:

Letztens ist mir etwas aufgefallen. Im Amateur- und No Budget-Sektor gibt es zwar Unmengen von Zombie- und Gorefilmen, aber kaum einen Giallo. Da man Andreas Bethmanns Vaginalmassaker ROSSA VENEZIA nun wirklich nicht dem Genre zurechnen kann, fällt mir aus dem Stehgreif eigentlich nur das alte Videotape THREE TICKETS TO HELL ein. Denn diese Kurzfilmsammlung beinhaltet die ersten cineastischen Gehversuche des Briten Darren Ward (SUDDEN FURY) und in einer Episode hat letzterer versucht, seine Genreliebe in einem 75-minütigen Giallo-Flick auszudrücken. Bei aller Sympathie für ein solches Unterfangen, aber es ist natürlich grandios gescheitert. Das Beste dort ist noch der kurze Ausschnitt, als sich ein Protagonist die "Bullet through the peephole"-Sequenz aus Argentos OPERA auf Video ansieht. Daraus habe ich gefolgert, dass der Giallo eine Sache für Profis ist. Eine Spielwiese für Meister und Supertalente.

Da ist es schon mutig, wenn sich ein junger Filmemacher wie der seinerzeit 28-jährige Antonio Bido gleich mit seinem ersten Film ins anspruchsvolle Metier der italienischen Mordoper wagt.

Während dem oben genannten Darren für die Realisierung seines Projekts wohl nur das eigene Taschengeld zur Verfügung gestanden hat, konnte Bido bei WATCH ME WHEN I KILL aus den Vollen schöpfen. Doch auch mit einer potenten Produktion im Rücken, dürfte der junge Italiener vor einer kleinen Herausforderung gestanden haben. Denn Antonio Bido als Supertalent zu bezeichnen, dürfte wohl zu viel der Ehre sein. Da hat man schon eindrucksvollere Debüts als den hierzulande mit DIE STIMME DES TODES betitelte WATCH ME WHEN I KILL erlebt und der Regisseur ist nach einem weiteren Genrebeitrag BLOODSTAINED SHADOW im Jahr 1978 und dem Actionheuler BLUE TORNADO in den Neunzigern ohnehin in der Versenkung verschwunden. Wobei es schon ein bisschen schade ist.

Denn auch wenn WATCH ME WHEN I KILL nichts Bahnbrechendes bietet; der Film ist beileibe nicht schlecht und bisweilen sogar richtig feines Fanfutter. Dem Regisseur ist nämlich zu bescheinigen, dass er hier durchaus ein Auge für die Arbeit seines Idols beweist. Und letzteres heißt ganz offensichtlich Dario Argento. Dieser wird in WATCH ME WHEN I KILL in vielen Szenen ausgiebig zitiert und auch der nicht uncoole Score der Gruppe Transeuropa Express wandelt hörbar auf den Spuren der Prog-Rocker Goblin, die von DEEP RED bis SLEEPLESS bekanntlich einige Werke Argentos akustisch veredelt haben.

Vor allem in den Mordszenen kreiert Bido eine Argento-esque Atmosphäre, die durchaus auch Schauwerte bereithält.

Besondere Erwähnung verdienen ein Ableben im Backofen, das eine Vorschau auf Annie Bells Leidenszeit in D´Amatos Splatterfiesling ABSURD gibt, sowie ein Badewannenmord, der von einem seit BATTLE ROYALE bestens bekannten Auszug aus Verdis Requiem musikalisch untermalt ist und insofern eine Besonderheit darstellt, weil hier keine hübsche junge Frau, sondern ein älterer Herr das letzte Bad seines Lebens nimmt.

Dagegen reißt einen weder die Auflösung der Verbrechen noch deren Ergründung vom Hocker. Auch der Darstellerin Paola Tedesco, die hier die Maid in Not mimt, verhilft die vage Ähnlichkeit mit Daria Nicolodi nicht zu deren Bildschirmpräsenz. Unter dem Strich platziert sich der Film mit ganz starken sechs Punkten irgendwo zwischen "passabel" und "sehenswert".

Watch me when I kill Bild 1
Watch me when I kill Bild 2
Watch me when I kill Bild 3
Watch me when I kill Bild 4
Watch me when I kill Bild 5
FAZIT:

In seinem Debüt WATCH ME WHEN I KILL zitiert Antonio Bido ausgiebig Dario Argento und die Musiker vom Transeuropa Express haben vor dem Komponieren des Scores offensichtlich sehr viel Goblin gehört, aber hey! - da haben sich andere schon weitaus schlechtere Vorbilder ausgesucht, oder?

WERTUNG: 6 von 10 im Ofen zubereitete Henkersmahlzeiten
TEXT © Christian Ade
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