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7 Murders for Scotland Yard

7 Murders for Scotland Yard

OT: Jack El Destripador de Londres
GIALLO: SPANIEN, 1971
Regie: José Luis Madrid
Darsteller: Paul Naschy, Patricia Loran, Renzo Marignano, Orchidea de Santis

STORY:

In London geht ein Killer um, der nach dem Vorbild Jack the Rippers mordet. Als der ehemalige Akrobat und Ehemann des zweiten Opfers Peter nach einer durchzechten Nacht in einem Hotelzimmer neben einer weiteren verstümmelten toten Frau aufwacht, ist natürlich er der Hauptverdächtige…-

KRITIK:

In den Liner Notes zur deutschen DVD-Ausgabe von DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN benennt Paul Naschy-Experte Mirek Lipinski JACK EL DESTRIPADOR DE LONDRES aus dem Jahr 1971 als den ersten spanischen Giallo. Ich persönlich würde diese Ehre eher dem zwei Jahre zuvor entstandenen und ungleich besseren LA RESIDENCIA zuteil werden lassen, aber gut.

JACK EL DESTRIPADOR DE LONDRES (oder 7 MURDERS FOR SCOTLAND YARD) ist auf jeden Fall der erste spanische Giallo mit Paul Naschy. Die spanische Horrorfilmlegende sollte danach noch zwei Mal eine Hauptrolle in diesem Genre spielen; und zwar in BLUE EYES OF THE BROKEN DOLL und TODESKREIS LIBELLE; aber es steht wohl außer Frage, dass Naschy seine größeren Triumphe ganz klar im Horrorfilm gefeiert hat. Seine Gialli sind definitiv keine großen Würfe, wobei 7 MURDERS FOR SCOTLAND YARD noch einmal deutlich schlechter als die anderen beiden abschneidet.

Rom hat hier zwar co-produziert, doch der Beitrag dürfte sich auf ein paar wenige Lire und vielleicht noch auf die Bereitstellung der schwarzen Handschuhe, die der Ripper im Film trägt, beschränkt haben. Dazu haben sie mit Piero Piccioni einen erfahrenen Filmmusikkomponisten gestellt, der dann tatsächlich mit düster-psychotronischen Acid Rock-Gitarren zumindest auf akustischer Ebene für ein paar Highlights sorgen kann. Ansonsten war es das schon mit dem künstlerischen Einfluss. Denn wo sich der italienische Giallo durch Style und Klasse hervortut, wirkt 7 MURDERS FOR SCOTLAND YARD geradezu schäbig und in etwa so billig wie die Perücken der weiblichen Darstellerinnen.

Kaum eine Szene kann das nicht vorhandene Budget verschleiern; was aber letztendlich nicht einmal das Hauptproblem dieses indisponierten Schlitzerfilmchens ist. Der Hauptgrund für sein Scheitern - sowohl als Ripper-Movie als auch als Giallo - dürfte viel mehr in der dürftigen Geschichte und Inszenierung zu suchen sein. JACK EL DESTRIPADOR DE LONDRES strotzt vor unfreiwillig komischer Momente, die selbst dann auftreten, wenn der Film grausig sein will. So verpufft selbst eine Szene, in welcher der Ripper einen Frauenkopf in einer Hutschachtel an New Scotland Yard schickt und die Polizisten das Präsent auspacken, völlig ohne Wirkung. Auch die kannibalischen Abseitigkeiten, mit denen der Covertext der US-DVD marktschreierisch hausieren geht, entpuppen sich im fertigen Produkt lediglich als Hintergrundblickfänger in Form von in großen Bottichen eingelegte Gummihänden in der Gewölberesidenz des Rippers…

Doch nicht nur mit Gore, sondern auch mit nackten Tatsachen geizt unser EL DESTRIPADOR DE LONDRES. Es ist ja bekannt, dass die spanischen Zensurbehörden in den Siebzigern nicht gut auf T&A in bewegten Bildern zu sprechen waren und die im Exploitation-Bereich tätigen Filmemacher dadurch gezwungen waren, Szenen zweimal abzudrehen. Einmal (für die inländische Auswertung) mit bekleideten Darstellerinnen und einmal mit unbekleideten Darstellerinnen für den internationalen Markt.

Ob diese seinerzeit übliche Praxis auch bei dem vorliegenden Naschy-Giallo angewendet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis; auf meiner amerikanischen DVD befindet sich jedenfalls nur die züchtige Fassung. Aber ob nun mit oder ohne Unterwäsche, ist letztendlich völlig irrelevant. Jemand anderem als den schmerzfreisten Paul Naschy-Komplettisten ist 7 MURDERS FOR SCOTLAND YARD ohnehin nicht zu empfehlen - und diesem Personenkreis auch nur der Vollständigkeit halber.

7 Murders for Scotland Yard Bild 1
7 Murders for Scotland Yard Bild 2
FAZIT:

Jack the Ripper geht wieder um - und zwar in einem letztklassigen Giallo aus Spanien, der trotz allgegenwärtiger Campiness nicht einmal auf der Trashebene unterhält und der auch durch die Präsenz der Horrorfilmlegende Paul Naschy nicht gerettet werden kann. Wer "Ripper-Filme" sehen will, ist mit FROM HELL, A STUDY IN TERROR oder Francos JACK THE RIPPER weitaus besser bedient und wer einen wirklich exzellenten spanischen Giallo möchte, sollte ohnehin zu LA RESIDENCIA greifen.

Den Ripper jedenfalls sah man selten in einem so inspirationslosen und schäbigen Ambiente wie in Madrids 7 MURDERS FOR SCOTLAND YARD.

WERTUNG: 2 von 10 eingelegten Händen
TEXT © Christian Ade
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