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A Lizard in a Woman's Skin

A Lizard in a Woman's Skin

OT: Una lucerola con la pelle di donna
GIALLO: IT, 1971
Regie: Lucio Fulci
Darsteller: Florinda Bolkan, Jean Sorel, Stanley Baker, Anita Strindberg

STORY:

Die etwas biedere und frustrierte Carol Hammond, Tochter eines angesehenen Politikers, leidet unter immer wiederkehrenden erotischen Träumen, in denen sie ein Verhältnis mit ihrer freizügigen Nachbarin Julia Durer hat. Da sie das zügellose und unkonventionelle Leben der Orgien feiernden Durer als verheiratete Frau und brave Tochter aus gut bürgerlichem Hause (wie es sich gehört) verachtet, versucht sie mithilfe ihres Psychoanalytikers Dr. Kerr den Grund für die nächtlichen Fantasie-Eskapaden ihres Unbewussten herauszufinden und diese auch wenn möglich zu beseitigen.
Doch als sie sich schließlich nach einem Traum, in dem sie ihre verhasste Nachbarin tötet, von ihrer Obsession befreit wähnt, scheint der Albtraum im wahren Leben erst zu beginnen. Julia Durer wurde nämlich tatsächlich ermordet. Und erdrückend viele Indizien weisen darauf hin, dass Carol selbst die Mörderin sein könnte.
Hat sie Julia Durer tatsächlich umgebracht und kann sich nur nicht mehr klar daran erinnern? Ist es eine Verschwörung? Geht es um Erpressung? Welche Rolle spielen die Hippies, die im Traum und in der Realität immer wieder auftauchen?
Inspektor Corvin und Carols Vater begeben sich auf Spurensuche. Offensichtlich ist der Fall nicht so eindeutig, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag ...

KRITIK:

Wie kaum ein anderer Vertreter des Giallo Genres verliert "Lizard" auch beim mehrmaligen Genuss nicht an Wirkung. Die Gründe dafür sind wohl vor allem in der Ästhetik, der Besetzung und der Story an sich zu finden.

Gleich zu Beginn startet der Film mit einer Traumsequenz, die ästhetisch perfekt ist. Schon in den ersten Szenen fällt auf, dass die Farbe Rot und Farben im Allgemeinen als Stilmittel eine große Rolle spielen.

Während die Szenen in der Wohnung der Hammonds bis auf einige bewusst gesetzte Rot-Akzente sehr blass, farblos und öde wirken, erscheinen die Drogen und Sex-Orgien in der Wohnung Durers wie ein Feuerwerk an Farben.

Die abwechslungsreichen Kameraeinstellungen sind ebenfalls sehr lobend zu erwähnen. Erfreulich sind nicht nur die stimmigen Wechsel zwischen den Perspektiven, sondern auch ganz außergewöhnliche Blickwinkel (im wahrsten Sinne des Wortes): während Carol mit dem Inspektor redet, zoomt die Kamera so weit an ihr Auge, bis man den sich in ihrer Pupille spiegelnden Polizisten sehen kann. Grandios.

Die Effekte sind sowieso erste Klasse. Rambaldi eben. Neben einigen imponierenden und verstörenden Szenen (Stichwort: Hunde), in der Rambaldi sein handwerkliches Können unter Beweis stellt, beeindruckt vor allem die sehr realistisch wirkende Szene, in der Carol von Fledermäusen angegriffen wird.

Was wäre wohl aus "Haus an der Friedhofsmauer" geworden, wenn Fulci für den aggressiven kleinen Blutsauger aus dem Keller auch eine "Rambaldi-Fledermaus" zur Verfügung gehabt hätte?

Aber zurück zum Thema. Auch oder gerade beim wiederholten Ansehen fallen bei "Lizard" immer wieder neue Bild- und Farbkompositionen auf. So muss ein guter Film sein.

Florinda Bolkan (u.a. Don't torture a duckling, Flavia, Leidensweg einer Nonne) ist keine klassische Schönheit, aber eine Schauspielerin mit viel Charisma. Eine Diva, die vor allem die Rolle der etwas verstörten, am Leben verzweifelten und/oder verwirrten Frau sehr gut beherrscht.

Die Rolle der exzessliebenden Julia Durer passt gut zu Anita Strindberg und ihren aufgemotzten Möpsen (korrekterweise als "Implantate" zu bezeichnen), die in diesem Film fast eine eigene kleine Rolle zu spielen scheinen.

Die Hippies sehen einfach nur klasse aus.

Einzig Jean Sorel wirkt trotz offensichtlichen Versuchen der MaskenbildnerInnen ihn etwas älter und verstaubt wirken zu lassen etwas zu jung (oder seine Tochter zu alt?). Fällt auf, ist aber schlussendlich nicht so wichtig. Wer bei einem solchen Film nach Realismus schreit und/oder sich auf die Suche nach Fehlern in der Geschichte etc. begibt, sollte ohnehin besser die Finger davon lassen. Schmunzeln und genießen, nicht kritisieren, ist hier die Devise.

Zum Drehbuch: Danke, Lucio. Kein 08/15-Giallo-Skript mit ermüdenden 20 Wendungen (Der Mörder ist der Politiker. Nein, doch der Pfarrer. Nein, doch die Haushälterin des Pfarrers. Nein, doch das uneheliche Kind des Exmanns der Haushälterin. Nein, doch der bucklige Schulwart...), sondern eine recht stringente Storyline. Zwar wird der eine oder andere "rote Hering" ausgelegt. Aber aufgrund der spärlich gestreuten Informationen kann man sich wirklich bis zum Ende nie ganz sicher sein, wer hinter dem Mord steckt und wer welche Rolle spielt.

Lieblingszitat (Inspektor Corvin zu seinem Kollegen): "Ransak the city, Brandon. Check out every man with red hair. Don't let anyone slip through. Not even it is the Prince of Wales, right?" -
"Ok, Sam. Good thing we're not in Ireland!"

A LIZARD IN A WOMAN´S SKIN ist ohne Zweifel ein Glanzstück des Giallo-Genres.

A Lizard in a Woman's Skin Bild 1
A Lizard in a Woman's Skin Bild 2
A Lizard in a Woman's Skin Bild 3
A Lizard in a Woman's Skin Bild 4
A Lizard in a Woman's Skin Bild 5
FAZIT:

Florinda Bolkan in Top-Form. Intelligentes Drehbuch. Braun und Rot. Stylische Hippies, coole Morricone-Mucke, eine Prise Blut und Gedärm und Spannung bis zur letzten Minute.
Für Giallo-Fans Pflicht. Bisher nicht auf Deutsch erschienen. Denen, die nicht darauf warten wollen und die der italienischen oder englischen Sprache mächtig sind, sei die DVD von "(Studio Canal) Optimum" wärmstens empfohlen.

WERTUNG: 9/10
TEXT © Mauritia Mayer
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