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OT: Suchwiin Bulmyeong
DRAMA: KOR, 2001
Regie: Kim Ki-Duk
Darsteller: Yang Dong-geun, Kim Yeong-min, Jo Jae-hyeon

STORY:

Chang-guks Mutter war eine "Western Princess". So nennt man in Südkorea junge Frauen, die sich mit amerikanischen Soldaten eingelassen haben, meist für finanzielle Gegenleistungen. Doch der Vater ist zurück in den Staaten und hat seine Familie zurückgelassen. Ihre flehentlichen Briefe werden postwendend retourniert. Adresse unbekannt. Kae-nun verkauft Hunde an Restaurants und beschützt Chang-guks Mutter vor den Gewaltausbrüchen ihres Sohnes.
Und dann ist da noch ein amerikanischer Soldat, der sich in ein koreanisches Mädchen verliebt, das gerne mit Hunden und Pistolen spielt. Die Annäherungsversuche des Amerikaners werden von ihrem heimlichen Verehrer mit Argusaugen beobachtet. Und das Unheil nimmt seinen Lauf…

KRITIK:

"Gewalt ist Körpersprache."
"Schönheit und Brutalität stehen in einem inneren Zusammenhang."
(Kim Ki-Duk, koreanischer Filmregisseur.)

Wie fast jeden Film von Kim Ki-Duk könnte man auch ADDRESS UNKNOWN in mit diesen beiden Sätzen treffend zusammenfassen.

Der studierte Malier und ehemalige Marinesoldat, der sich das Filmhandwerk autodidaktisch beigebracht hatte, schafft es hier abermals, sein Publikum nachhaltig zu verstören.

Wieder ist alles da, was einen typischen Kim Ki-Duk-Film ausmacht: Die harten Kontraste aus malerischer Schönheit und extremer Brutalität. Die Unmöglichkeit der Liebe. Die melancholische Trostlosigkeit, die sich wie bleierner Nebel über das gepeinigte Personal seiner Filme legt: Armselige Männerfiguren, die keine andere Kommunikationsform als körperliche Gewalt kennen. Frauen, die entweder Heilige oder Huren sind. Oder beides zugleich. Und der Wahnsinn, aus dem es kein Entkommen gibt.

Ist Euch etwas aufgefallen? Genau dasselbe hab ich bereits zu COAST GUARD (2002) geschrieben, dem inoffiziellen Sequel von ADDRESS UNKNOWN.

Beide Filme setzen sich mit der jüngeren Geschichte Koreas auseinander, beide Werke kann man als Antikriegsfilme verstehen, mit der vielleicht banalen, aber wahren Message, dass der Krieg keine Sieger kennt, sondern nur Opfer. Und dass der Wahnsinn nicht zu Ende ist: Anstelle des militärischen Bruderkriegs tritt der Geschlechterkampf, der sich hier mit archaischer Gewalt Bahn bricht.

Gott, was für ein kranker Wahnsinn von einem Film. Es vergeht keine Minute, in der nicht irgendwo zwei entfesselte, hysterische Menschen schreiend aufeinander losgehen, sich mit Fäusten traktieren, einander mit Pfeilen beschießen, mit Messern aufeinander einstechen usw. usf.

Auch wenn die stellenweise geradezu groteske Brutalität von Kims wie immer sehr poetischer Bildsprache in wenig abgefedert wird, haben wir es hier mit dem bis dato extremsten Film des koreanischen Bilderstürmers zu tun. Mal sehen, ob sich irgendwann ein deutsches Label über eine DVD-Release traut. Bis dahin müssen sich Interessierte wohl an die einschlägigen Quellen in den USA bzw. UK wenden. Oder an die Wiener Videotheken-Institution Alphaville.

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FAZIT:

Vielleicht der kontroverseste und extremste Film im an kontroversen und extremen Filmen nicht gerade armen Oeuvre des koreanischen Regisseurs Kim Ki-Duk: Eine Art Anti-Kriegsfilm mit anderen Mitteln, schmerzhaft realistisch und überstilisiert zugleich.

WERTUNG: 8 von 10 unzustellbaren Briefen
OK? MEHR DAVON:
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