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Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All

Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All

OT: The Andromeda Strain
SCIENCE-FICTION: USA, 1971
Regie: Robert Wise
Darsteller: Arthur Hill, David Wayne, James Olson, Kate Reid

STORY:

Eine geheime, militärische Raumkapsel stürzt in einem Dorf in New Mexico ab. Doch sie enthält auch eine tödliche Überraschung. Denn mit ihr wurde ein außerirdisches Virus eingeschleppt. Nur ein alter Mann und ein Baby haben überlebt. In einem streng geheimen Versuchslabor und unter hohen Zeitdruck versuchen vier führende Wissenschaftler, das Virus zu lokalisieren, zu untersuchen und letztlich zu besiegen...

KRITIK:

Die Geschichte von ANDROMEDA wurde von dem damals gerade mal 27-jährigen Michael Chrichton geschrieben und war der erste Roman, den er unter seinem richtigen Namen veröffentlichte. Es ist fast weniger ein Roman als ein nüchternes, aber ungemein packendes Gedankenexperiment innerhalb enger, vorgegebener Parameter. Mit seiner geradezu pedantischen wissenschaftlichen Akribie vermittelte er ein vollkommen glaubhaftes Szenario. Und gleichzeitig wurde ANDROMEDA zur Blaupause für alle späteren Werke Chrichtons, auch wenn sich diese ab und an in bloßen Spinnereien verloren.

Ein solches Werk adäquat zu verfilmen, ist gleich eine mehrfache Herausforderungen. Zunächst einmal neigen Filmemacher zur Simplifizierung. Alles, was umständlich erklärt werden muss, wird gestrichen. Dazu kommt die Wahl des Tempos. Die Geschichte läuft zwangsläufig auf die entscheidende Frage hin, ob die Wissenschaftler im letzten Moment ein Mittel finden oder nicht. Um möglichst rasch zum Finale kommen und den Zuschauer nicht zu langweilen, wird die Einleitung meist verdichtet. Dafür wird dann der letzte Akt voll ausgekostet.

An dieser Stelle nun trafen Regisseur Robert Wise und sein Drehbuchautor Nelson Gidding gleich zwei unkonventionelle, aber vollkommen durchdachte Entscheidungen.

Zum einen gaben sie dem wissenschaftlichen Rahmen den gleichen Raum wie dem Kampf selbst. Die komplette erste Hälfte erzählt nichts weiter als die Bergung der Raumkapsel und die Vorbereitungen der Wissenschaftler auf ihre Aufgabe. Und auch danach überwiegt der intellektuelle Charakter. Dagegen wird das Finale, das die Wissenschaftler zum ersten Mal zum Handeln zwingt, auf weniger als zehn Minuten komprimiert.

Zum anderen übersetzten sie den wissenschaftlichen Charakter der Vorlage in ein streng geometrisches, visuelles Konzept. Bereits der Titelvorspann ist ein mathematisches Kunstwerk. Das kleine Dorf wirkt aus der Luft wie eine Ansammlung angeordneter Kuben. Die Forschungsstation ist ein Zylinder mit kreisrunden Gängen unter der Erde. Und die ständig präsenten, teilweise dreidimensionalen Computeranimationen bringen dann die Zahlenlehre auch auf die Bildschirme der Station; dabei sind diese Animationen allerdings gut getrickst, weil die damaligen Rechner dazu gar nicht fähig waren.

Höhepunkt dieses Konzepts ist vielleicht die Split-Screen während der Bergung: Die Wissenschaftler werfen einen Blick in jedes Haus, um sich ein erstes Bild von der verheerenden Wirkung des Virus zu machen. In der linken Leinwandhälfte sieht man sie in ihren Schutzanzüge. Die rechte Hälfte zeigt die Toten - oder bleibt schwarz.

So entsteht eine Spannung, der man sich kaum entziehen kann. Gerade weil man als Zuschauer Zeit bekommt, mitzufiebern. Gerade weil man jeden einzelnen Schritt anschaulich erklärt bekommt. Gerade weil durch die ruhige, nüchterne Erzählung der Druck, unter dem die Wissenschaftler arbeiten, spürbar wird.

Zurück bleibt ein Gefühl der Verunsicherung. Denn ANDROMEDA zeigt nicht nur die Arbeit der Forscher, sondern auch ihre menschlich gesetzten Grenzen. Die Hoffnung, für jedes Problem gäbe es eine wissenschaftliche oder zur Not militärische Lösung, wird als Illusion entlarvt.

Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All Bild 1
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FAZIT:

Eine nahezu wissenschaftliche Gefahrenanlyse. Robert Wise übersetzte die Romanvorlage von Michael Crichton in eine kongeniale Bildsprache: Die Geometrie der außerirdischen Viren ist bestechend ästhetisch - und tödlich. Und er schuf so einen Klassiker zwischen Science-Fiction und Science-Fact.

Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All ist am 28.1.2016 bei Koch Media auf Blu-ray erschienen.

WERTUNG: 8 von 10 Selbstzerstörungsmechanismen
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
Ralph | 08.02.2016 17:29
Da war halt noch Science in der Fiction... ;-)
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Erich H. | 08.02.2016 11:29
Danke Marcel, war Zeit, dass diesem filmisch wie auch literarisch faszinierenden frühen Crichton der gebührende Respekt gezollt wird. Ein SF-Klassiker.
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