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Der Gehetzte der Sierra Madre

Der Gehetzte der Sierra Madre

OT: La Resa dei conti
ITALOWESTERN: I/E, 1966
Regie: Sergio Sollima
Darsteller: Tomas Milian, Lee Van Cleef, Fernando Sancho

STORY:

Erster Teil der Sollima-Trilogie mit Tomas Milian in der legendären Rolle des messerwerfenden Outlaw Cuchillo Sanchez, die für ihn auch gleichzeitig den Durchbruch bedeutete. Zusammen mit seinem kongenialen Kontrahenten, den Kopfgeldjäger Jonathan Corbett, gespielt von einem zur Höchstform auflaufenden Lee Van Cleef, liefern sich die beiden ein Katz-und-Maus Spiel durch die Berge der Sierra Madre der absoluten Spaghettiwestern-Sonderklasse.

Getragen von einem fantastischen Moriccone-Soundtrack versuchen sich Bilder, Ausstattung, Dialoge und Handlung abwechselnd in ihrer Dreckigkeit zu überbieten, und kurz bevor man den Eindruck gewinnt den Sand zwischen den Zähnen knirschen zu spüren, und man schon einen dicken Batzen in Westernmanier mittels Luftdruck in die Wohnzimmerecke befördern will, mündet die Geschichte in einen epischen und zugleich skurrilen Triple - nein eigentlich Quintuple-Showdown - bei dem einer der Beteiligten, Baron von Schulenberg, für den Beweis sorgt dass sich damals auch schießwütige österreichische Aristokraten in der mexikanischen Sierra Madre herumgetrieben haben.

KRITIK:

"Der Gehetzte der Sierra Madre" zählt für mich zu den feinsten Italo-Western und wird jedem Genre-Fan der noch nicht die Bekanntschaft machen durfte wärmstens ans Herz gelegt. Sollima hat mit Cuchillo Sanchez einen der coolsten Italowesternhelden aus dem Boden gestampft, gerade cool genug um es mit Mister Eier-aus-Stahl Lee Van Cleef aufzunehmen.

Der mit allen Wassern gewaschene und nicht klein zu kriegende, messerwerfende mexikanische Delinquent, gejagt vom gnadenlosen und nie die Miene verziehenden Kopfgeldjäger Corbett.

Den Rest erledigt die karge aber wunderschöne Landschaft Südspaniens und ein Morricone-Score der wie immer ein wahrhaftiger Ohrenschmaus ist und der mit dem Einsatz von Beethovens "Für Elise" seinen Höhepunkt erreicht.

Was den Film für mich so besonders macht, ist seine wunderbare Schnörkellosigkeit, die eine Konzentration auf das Spiel der zwei Hauptdarsteller ermöglicht. Die Absurditäten halten sich in Grenzen und so gelingt es die Stimmung auf einem konstanten Level zu halten und trotzdem den ein oder anderen Lacher bzw. Kopfschüttler zur Auflockerung einzustreuen.

Während Sergio Leone gerade die große Italowesternschwemme losgetreten hat, und sich der Markt in Kürze mit billigen Kopien und einfältigen Trashproduktionen füllen wird, hinterlässt Sollima mit seiner Trilogie ein sauber geerdetes Genreschmuckstück, welches es nicht nötig hat, mit übertriebenen Mitteln die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Es gibt Stimmen, die Sollimas Regiearbeit hochloben und andere, die sie als schlampig und maximal Durchschnitt ohne besonderen Tiefgang bezeichnen, doch das ändert alles nichts an der Tatsache, dass man mit diesem Streifen bzw. mit der ganzen Trilogie ("Von Angesicht zu Angesicht" (1967) und "Lauf um dein Leben" (1968) ein fein inszeniertes und grundsolides Italowesternwerk mit einigen verspielten und durchaus auch komischen Ecken und Kanten geboten bekommt.

Der Gehetzte der Sierra Madre Bild 1
Der Gehetzte der Sierra Madre Bild 2
Der Gehetzte der Sierra Madre Bild 3
Der Gehetzte der Sierra Madre Bild 4
Der Gehetzte der Sierra Madre Bild 5
FAZIT:

Absoluter Klassiker unter den Italowestern, ruhig und unaufdringlich inszeniert, mit Tomas Milian und Lee van Cleef als kongeniales Darstellerduo das qualitativ locker mit dem wunderbaren Morricone-Score mithalten kann!
Eine neu abgetastete Blu-Ray ist seit September 2012 im Handel.

WERTUNG: 8 von 10 endlosen Stunden unter der Wüstensonne
Gastreview von Udo
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