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Der Tintenfisch und der Wal

Der Tintenfisch und der Wal

OT: The Squid and the Whale
DRAMA: USA, 2005
Regie: Noah Baumbach
Darsteller: Jeff Daniels, Laura Linney, Jesse Eisenberg, William Baldwin

STORY:

Bernard Berkman (Jeff Daniels) hält sich für das größte schreibend Genie nach Charles Dickens. Doch im wirklichen Leben stockt die Schriftsteller-Karriere. Der Möchtegern-Literaturnobelpreisträger hält sich mehr schlecht als recht als Schreiblehrer in einem College über Wasser. Um seine Ehe steht es auch nicht zum Besten. Joan und Bernard flüchten sich in Affären, nicht gerade zur Freude der gemeinsamen Kinder …

KRITIK:

Dysfunktionale Familien, zerplatzte Träume, bröckelnde Fassaden, unaufhaltsame Entfremdung. Und irgendwann der große Zusammenbruch. Vorzugsweise gutbürgerliches, intellektuelles/künstlerisches Milieu. Schauplatz New York City. Der Stoff, aus dem die amerikanische (Indie-)Film-Tragödie gemacht wird. Siehe Woody Allen. Wes Anderson. Oder eben Noah Baumbach.

Mit diesem unverkennbar autobiographisch gefärbten Familiendrama hat der junge Regisseur die Trennung seiner Eltern verarbeitet. Einfach muss ihm das nicht gerade gefallen sein - denn der Film legt stellenweise eine Radikalität an den Tag, die seinen New Yorker Stadtneurotiker-Kollegen Woody Allen oder Wes Anderson gänzlich abgeht. Vor allem in den Sex-Szenen, die zwischen frustrierend, zwanghaft oder gar pathologisch pendeln, lässt eher der Großmeister des abseitigen Indie-Kinos, nämlich Todd Solondz, grüßen.

Wie es sich für Filme dieser Art gehört, pendelt der Tonfall zwischen ernst und (verhalten) komödiantisch. Dass es sich dabei um Lacher handelt, die - fünf Euro ins Phrasenschwein - öfters mal im Hals stecken bleiben, versteht sich wohl von selbst.

Die Charaktere sind sehr präzise gezeichnet: Jeff Daniels, der mir bislang nur in einer (hervorragenden) Klamauk-Komödie der Farrelly-Brothers aufgefallen ist, zeigt, dass er auch das Zeug zur tragischen Figur hat. Seine Gegenspielerin im filmischen Scheidungskrieg ist Laura Linney, bekannt u.a. aus Todd Solondz‘ famosem HAPPINESS.

Noah Baumbach inszeniert sehr zurückhaltend, fast unsichtbar: Keine visuellen Mätzchen, keine Überstilisierung, keine achso-kreativen Regie-Einfälle, die von der Geschichte ablenken würden. Eine Geschichte übrigens, die so unspektakulär und alltäglich und realitätsnah ist, wie - nochmal fünf Euro ins Phrasenschwein - sie nur das richtige Leben schreiben kann.

Der Tintenfisch und der Wal Bild 1
Der Tintenfisch und der Wal Bild 2
Der Tintenfisch und der Wal Bild 3
Der Tintenfisch und der Wal Bild 4
FAZIT:

Mit diversen Preisen ausgezeichnetes, autobiographisch gefärbtes Familiendrama mit Schauplatz New York City, präzise gespielt und mit sehr eigenwilligem Humor vorgetragen. Das Original-Drehbuch von Noah Baumbach wurde 2006 für den Oscar nominiert!

WERTUNG: 8 von 10 vergessenen Katzen
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