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Die Axt

Die Axt

OT: Lisa, Lisa
TRASH: USA, 1977
Regie: Frederick R. Friedel
Darsteller: Leslie Lee, Jack Canon, Ray Green, Frederick R. Friedel, Douglas Powers

STORY:

Drei Verbrecher sind auf Flucht. Sie dringen in ein einsam gelegenes Haus ein und nehmen die schweigsamen Bewohner - die da wären schweigsames, gestörtes Mädchen und schweigsamer, alter Mann - als Geiseln. Als sie versuchen das Mädchen zu vergewaltigen, scheint die allerdings was dagegen zu haben und fängt an die Pappnasen nach und nach zu zerlegen ...

KRITIK:

"Little Lisa took an axe, gave her captors 40 whacks. When she discovered what they’d done, she gave the next one forty one!”

Herrlich, jetzt reimen die schon. Das schreit ja mal wieder förmlich danach, ganz, ganz großes Kino zu werden, unser kalifornisches Axt-Massaker. Und vor allem schreit es danach weder kalifornisch noch ein Massaker zu werden. Anders als der Trailer das propagiert - aber das ist ja bei weitem nichts neues, newa. Hängt jedoch auch davon ab welchen man sich ansieht, es gibt nämlich durchaus auch Werbefilmchen die die ganze Chose hier noch als AXE ankündigen, dem Originaltitel. Was nicht bedeutet, dass der potentielle Perverse - äh, Zuschauer - nicht auch hier ordentlich in die Irre geführt werden soll. Die Marketingmaschinerie des 70er Jahre Exploitation-Kinos funktionierte und das wie ein Uhrwerk.

Und selbst mich als - ich sag jetzt einfach mal - Veteran, mit gut und gerne fünf Jahren Erfahrung - während derer ich mich nicht nur als bloßer Konsument mit den Frauengefängnissen und Lustlagern jener 70er Parallelwelt beschäftige -, hat der Trailer doch neugierig gemacht und den Film auf meiner Muss-ich-sehen-und-dann-was-dazu-schreiben-Liste weit nach oben befördert.

Mein kürzlicher England-Aufenthalt - God save the Queen, mate! - hat denn neben schwer benötigter Erholung und kultureller Ertüchtigung eben auch dazu geführt, dass ich nun - nicht ganz so - stolzer Besitzer einer AXE-DVD bin und jene meine eh schon überbordenden DVD-Regale um ein weiteres Exemplar frauenverachtenden Nonsens bereichert.

Und wer brav meine Kritiken verfolgt - und nicht ob legastenischer Problemchen an Schachtelsätzen verzagt -, der wird nun auch wissen, welchen Film die, in meiner Besprechung zu KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE, bereits aufgeführten "axtigen Axtmassaker-Orgien schwer gestörter Vergewaltigungs-Opferinnen" indirekt ankündigten.

Schnell merkt man jedoch, dass auch AXE wieder einmal von der geschickten Marketingmaschinerie der Schatten-Kino-Industrie der 70er Jahre profitierte. Ein Umstand der bereits Toby Hoopers TEXAS KETTENSÄGENMASSAKER - unter anderem auch unter dem Verleihtitel BLUTGERICHT IN TEXAS erschienen - zu einem wohl sogenannten Kulthit avancieren lies, ihm den Nimbus der Über-Brutalität verlieh und dafür sorgte, dass so ziemlich jeder unbedingt mal diesen Film gesehen haben musste. Im Endeffekt stellt sich das Kettensägenmassaker jedoch mehr als psychologisch ansetzendes Backwood-Katz-und-Maus-Spiel denn blutiger Heißer Feger-Zerleger heraus.

An dieser Stelle haben beide Filme - AXE sowie BLUTGERICHT IN TEXAS - noch etwas gemein - auch ersterer hält nicht was Werbung und Trailer versprechen und entpuppt sich letztlich als wenig atmosphärisches Psychoduell. Mit dem kleinen und noch nicht einmal feinen Unterschied, dass unser "kalifornisches Axtmassaker" zwar ein Psychoduell ist, allerdings eher zwischen Zuschauer und Film, denn zwischen den - der Einfachheit halber - so genannten Charaktere. Einzig das "Atmosphärisch" lass ich zumindest teilweise gelten, dazu gleich mehr.

Ich wollte ihnen ja glauben, den zahlreichen Kollegen, die diesem Filmchen hier ein durchaus akzeptables Gütesiegel ausstellten. Überaus atmosphärisch sollte er sein, dabei vor allem morbide und dabei auch noch irgendwie tiefgründig. Die Frage die sich mir jedoch ziemlich schnell aufdrängte, war: "Haben wir da denselben Film gesehen?"

Klar, ich kann es nicht leugnen, hin und wieder kommt durchaus so etwas ähnliches wie Spannung und Atmosphäre auf, das gesamte Setting beginnt irgendwie ein merkwürdiges Gefühl zu erzeugen, doch flugs wird das durch die nächste Dummheit und totale Inkompetenz aller Beteiligten zunichte gemacht. Und ganz ehrlich - es ist in keinster Weise spannend, irgendwelchen Pseudo-Hardcore-Gangstern minutenlang dabei zuzuschauen wie sie auf ihr vermeintliches Opfer warten um es schließlich auf lächerlichste Art und Weise ins Jenseits zu befördern. Und bevor die Frage aufkommt, nein, ich habe kein Problem mit Filmen gemächlicheren Tempos - TAXI DRIVER zum Beispiel zähle ich zu meinen absoluten Lieblingsfilmen -, aber ich habe generell ein Problem mit langweiligen und langwierigen Filmen. AXE ist da ein gutes Beispiel.

Die langsame und ruhige Art soll dafür sorgen, dass sich das Grauen langsam heranschleicht, man angespannt und gebannt vor der Flimmerkiste sitzt und darauf wartet, dass etwas passiert, doch zum einen passiert nichts Interessantes, zum anderen hat keiner der Darsteller auch nur ansatzweise genug Talent um die Rolle in ansprechender oder wenigstens akzeptabler Weise zu verkörpern. Leslie Lee mag es zwar durchaus drauf haben traurig und schweigsam aus der Wäsche zu schauen, mehr ist da aber nicht. Einen Schlafzimmerblick aufzusetzen, reicht noch lange nicht aus um ein schwer gestörtes Mädchen zu spielen. Dass man einen verschwiegenen Charakter durchaus auch mit Pepp und ansprechend spielen kann, hat Meiko KAJI mit ihrer Rolle als SASORI bereits eindrucksvoll bewiesen.

Was unsere Superschurken anbelangt, klar, die sind unsympathisch - ohne Ende, das - soweit ist das Ganze ja noch geglückt. Doch so etwas wie Tiefe hat keiner der so genannten Charaktere in seinem Repertoire, wäre sie jedoch auch verschwendet, schafft es schließlich keiner der drei Nasenbären - darunter im übrigen Friedel höchst selbst, damit bewiesenermaßen vor der Kamera ebenso unfähig wie dahinter - den von ihnen dargestellten Personen so etwas wie Leben einzuhauchen.

Einzig Douglas Powers - ob der etwa… nee, das kann nicht sein - als Großvater macht seine Arbeit denn ohne dass es etwas zu meckern gäbe. Im Prinzip allerdings auch nicht schwer, wenn man bedenkt, dass er noch weniger tun musste als Lee. Die einzige Schwierigkeit dürfte gewesen sein, die Augen ohne zu blinzeln auf einen Fernseher gerichtet zu halten und dabei nicht zu bewegen.

Hinter der Kamera sieht’s alldieweil leider genauso mau aus wie davor. Richard Friedel war und ist bis heute ein eher unbeschriebenes Blatt im Filmgeschäft geblieben. Sein erster Film DATE WITH A KIDNAPPER soll - so kann man im Internet lesen - ja durchaus einiges können, andererseits hat man das jedoch auch über CALIFORNIAN AXE MASSACRE lesen können. Ich für meinen Teil bin jedenfalls nicht erstaunt darüber, dass der gute Mann eher keine große Karriere begonnen hat und werde DATE WITH A KINDNAPPER zwar wohl irgendwann einmal einer Betrachtung unterziehen, aber erst nachdem mein Gehirn durch noch mindestens drölfzig Stunden Joseph Lai’scher Urlaubsvideos mit Ninja-Gastauftritten in eine gekochte Kartoffel verwandelt wurde - oder ich rotzbesoffen eine Mutprobe bestehen muss… je nachdem was zuerst eintrifft.

Da der gute Mann bei DIE AXT für Drehbuch und Regie gleichermaßen verantwortlich zeichnete, können wir auch beides gleich in einem Absatz abhandeln. Falsch gemacht hat er bei beidem ziemlich viel - wobei ich Friedel an einer Stelle in Schutz nehmen muss. Der Stoff, durchaus auch das Drehbuch, hat Potential. Die gesamte Thematik bietet, in den Händen eines fähigen Regisseurs - durchaus Möglichkeiten für einen spannenden und trotzdem exploitativen Film, ja man könnte sogar in stark überarbeiteter Fassung das Drehbuch beibehalten. So jedoch schleppen sich uninteressante Charaktere durch eine uninteressant aufbereitete Handlung und lassen nicht das geringste Fünkchen Mitgefühl beim Zuseher aufkommen. Und über die Effekte-Abteilung wollen mal netterweise schweigen.

So viel sei jedoch gesagt, es würde mich nicht wundern, hätte man das Script-Girl damit beauftragt. Am Ende hat wahrscheinlich sogar Friedel selbst Hand angelegt - brrr.

Die Axt Bild 1
Die Axt Bild 2
Die Axt Bild 3
Die Axt Bild 4
Die Axt Bild 5
Die Axt Bild 6
FAZIT:

Axt mit X das war wohl nichts. Der Trailer verspricht zünftige Backwood-Terror/Rape’n‘ Revenge-Kost und auch wenn man so seine Zweifel hat, glaubt man doch irgendwie dran. Was man dann jedoch vorgesetzt bekommt ist weder das eine noch das andere und schon gar nicht zünftig. Langeweile macht sich breit während uninteressante, platte Charaktere von untalentierten Nasenbären durch eine langwierige und wenig spannende Handlung gequält - Spielen will ich’s ja gar nicht erst nennen - werden. Im Ansatz ist das ganze ja mal gar nicht so schlecht, die Umsetzung jedoch wurde zu einer, etwas mehr als, 60-minütigen Geduldsprobe - als tapferer und pflichtbewusster Rezensent möchte und muss man ja schließlich bis zum Schluss durchhalten. Eins ist sicher - von Filmen mit Äxten im Titel werde ich mich eine Zeitlang fernhalten.

In diesem Sinne: "", sprach der Großvater.

WERTUNG: 2 von 10 Glas Wasser.
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