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Die grausamen Sieben

Die grausamen Sieben

OT: The Savage Seven
BIKEPLOITATION: USA, 1968
Regie: Richard Rush
Darsteller: Robert Walker, Adam Roarke, Joanna Frank, Larry Bishop

STORY:

Kisum und seine Rockergang statten einem Indianerreservat einen Besuch ab und wollen nur ein bisschen spielen. Und da die Jungs laut Trailer "Savage! in play…" sind, sehen die Spiele so aus, dass die (nicht unwilligen) Squaws auf dem Tresen versteigert werden, deren Brüder ein paar aufs Maul bekommen und die Inneneinrichtung der Kneipe etwas umgemöbelt wird. Da sich Anführer Kisum in die Schwester des Indianers Johnny verliebt, verlängern die Höllenengel ihren Aufenthalt etwas. Und o Wunder! Nach den anfänglichen Reibereien verstehen sich die Biker auch mit den männlichen Indianern immer besser. Man tauscht Jägermedaillen aus und misst sich im freundschaftlichen Männerwettkampf; die Indianer zu Pferd, die Biker zur Harley. Doch die Verbrüderung währt nicht lange. Nach einer durchgezechten Nacht sind eine junge Indianerin und ein Rocker tot. Da in einem Exploitationfilm der Verstand von Bikern und Indianern nicht viel weiter als der Strahl von frisch ausgeschifften Feuerwasser aus dem Bierlolle reicht, wird am nächsten Tag das Kriegsbeil ausgegraben. Weder Kisum noch dem Indianer Johnny kommt der fette, hinterhältige weiße Geschäftsmann Fillmore in den Sinn, der davon profitieren würde, wenn sich das Indianerreservat in die ewige Jagdgründe verabschiedet. Denn dann kann er an dessen Stelle endlich den erträglichen Kurort errichten…-

KRITIK:

Nicht DIE GLORREICHEN SIEBEN, sondern DIE GRAUSAMEN SIEBEN. Nicht Yul Brynner, Eli Wallach, Steve McQueen oder Horst Buchholz, sondern Adam Roarke, Larry Bishop, John Garwood und Richard Anders. Motorräder statt Pferde, Bikers statt Cowboys. Aber es gibt Indianer. Wer nun aber politische Korrektheit erwartet, wird beim Goutieren von THE SAVAGE SEVEN wahrscheinlich explodieren vor Empörung. Das hier gezeichnete Bild von ethnischen Minderheiten und Frauen ist natürlich völlig indiskutabel; ebenso wird jedes Klischee über den Motorradrocker hinterm (Feuer-)Ofen hervorgezerrt und genüsslich ausgeschlachtet.

Aber hey, DIE GRAUSAMEN SIEBEN kommen aus Grindhousen. We talk about Exploitation. Nicht umsonst ist das Biker Movie ein filmwissenschaftlich bestätigtes Subgenre dieser Filmgattung. Wenn wir mit einem Exploitationfilm Spaß haben wollen, sollten wir dringendst unsere vernünftige Weltsicht, die gute Erziehung und auch die politische Korrektheit an der Garderobe des Heimkinos abgeben. Ist ja nur für eineinhalb Stunden. Und am nächsten Tag können wir ja immer noch unserer Herzdame Blumen kaufen und mit einem Indianer die Friedensbong rauchen. Und DIE GRAUSAMEN SIEBEN können sich ohnehin auf berühmte Fürsprecher berufen. Laut Coveraussage gehört THE SAVAGE SEVEN zu Quentin Tarantinos Top-20. Der Meister liebt diesen Film

Und well! Auch wenn in diesem die Friedenspfeife letztendlich in der Satteltasche bleiben muss und zum Finale gnadenlos Kleinholz aus Baracken, Indianern, Rockern und Motorrädern gemacht wird und der Film den Platz 20 meiner persönlichen Top-20 nicht mal mit dem Radioteleskop erblicken könnte - kurzweilig ist er trotzdem. Und äußerst unterhaltsam. Auch für Nichtmotorradfahrer. Die deutsche Synchronisation scheint aus der Feder jener Leute zu stammen, die damals für Bud Spencer und Terence Hill in deren Haudraufwerken die Sprüche geklopft haben und ist dementsprechend launig. Das Ganze ist erfüllt von solch entwaffnender naiver Outlawromantik und Grobschlächtigkeit, dass es einer gewissen charmanten unfreiwilligen Komik nicht entbehrt. Kurzum:

Die grausamen Sieben Bild 1
Die grausamen Sieben Bild 2
Die grausamen Sieben Bild 3
Die grausamen Sieben Bild 4
Die grausamen Sieben Bild 5
Die grausamen Sieben Bild 6
FAZIT:

Iron Butterflys knalliges "Unconscious Power" begleitet die Opening Credits. Es sind die letzten Tage des Jahres 1968 und die Höllenengel besuchen ein Indianerreservat. Die Political correctness hat sich aus dem Staub gemacht. Squaws und Schlägereien, ein Hauch von Feuerwasser und Benzin. Das ist laute, freilich völlig geistfreie Bikeploitation. Das diebische Vergnügen, für eineinhalb Stunden Dreitagebart und Kutte mit Backpatch zu tragen. Das Bier in der Kehle und die Harley unterm Arsch zu spüren…

WERTUNG: 6 von 10 Griffen ins Bonbonglas
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Chris | 26.01.2011 12:30
womit wir bei der spannenden Frage wären, was sind denn deine Top20?
Marcel | 26.01.2011 15:24
äh... das war meine Frage AN Chris, nicht von... sorry.
Chris | 26.01.2011 16:40
Obwohl, diese Frage stelle ich mir selbst auch oft. Aber mittlerweile habe ich soviele Filme gesehen, die mich tief beeindruckt oder sonst wie ans Herz gewachsen sind, dass ich mich auf eine Top 20 gar nicht mehr festlegen könnte. Ist wohl eher ein ganze Legion von Lieblingsfilmen, die sich da mit der Zeit angesammelt hat. Bin aber sicher, du kennst das Problem... : )
Marcel | 26.01.2011 22:43
Ja. Ich kann dir zwar meine beiden Lieblingsfilme nennen, einfach weil das seit Jahrzehnten so ist, aber die Plätze danach, das ändert sich im Laufe der Zeit, vor allem auch mit dem Geschmack. Ab und an mache ich solche Aufstellungen aus Spaß, aber da diese in einem ständigen Prozess der Wandlung sind, habe ich auch in der Teamvorstellung darauf verzichtet und nur allgemeine Hinweise auf bevorzugte Regisseure und Filmjahre gegeben.
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