FILMTIPPS.at - Die Fundgrube für außergewöhnliche Filme

www.filmtipps.at
GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Django - Unbarmherzig wie die Sonne

Django - Unbarmherzig wie die Sonne

OT: Sentenza di Morte
ITALOWESTERN: Italien, 1968
Regie: Mario Lanfranchi
Darsteller: Robin Clarke, Tomas Milian, Enrico Maria Salerno, Adolfo Celi

STORY:

Django (im Original: Cash) wird nicht eher ruhen, bis er die vier Mörder seines Bruders der Gerechtigkeit zugeführt hat. Und zwar bleibeschwert...

KRITIK:

Mario Lanfranchis Vergeltungsmär in vier Akten pfeift das alte Lied der Rache, welches man in unzähligen Italowestern vor und nach ihm bereits gehört hat. Wie so oft hat man in der deutschen Fassung den eigentlichen Namen des Revolverhelden (hier: "Cash") in "Django" umgeändert, um einen künstlichen Zusammenhang zum Corbucci-Klassiker herzustellen. Auch dieser Etikettenschwindel ist nichts Ungewöhnliches. Gleichwohl sich die Geschichte auf dem Papier wenig originell liest, hat Lanfranchi mit SENTENZA DI MORTE (bei uns: DJANGO- UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE) doch etwas Besonderes daraus gemacht.

Mit diesem Film hat Lanfranchi einen hochatmosphärischen Geheimtipp inszeniert, der nur auf dem ersten Blick minimalistisch wirkt, in Wirklichkeit jedoch die Essenz eines ganzen Genres in einer ganzen Reihe düsterer, ikonischer Bilder unterbringt. Man darf nicht die Opulenz eines Leone oder Corbucci erwarten, dafür aber Stimmigkeit und Intensität.

Die einzelnen Rache-Episoden greifen geschmeidig ineinander über. Die sengende Wüste, der Pokertisch, Felsen und Geröll, eine abgehalfterte Stadt, zum Schluss der Friedhof. In jedem dieser Schauplätze wartet eine von Lanfranchi perfekt in Szene gesetzte und von Antonio (TÖTE, AMIGO) Secchi brillant fotografierte Todesballade auf uns.

Lanfranchis Drehbuch bricht konsequent mit einer herkömmlichen Narration und erzählt seine Geschichte ausschließlich in Form von gleich auf den Punkt kommenden Schlüsselszenarien, in denen Cash, Verzeihung, Django die vier Mörder seines Bruders einen nach dem Anderen zur Strecke bringt. Und damit hat unser Milch trinkender Racheengel Robin Clarke nicht nur einen, sondern gleich vier Showdowns zu bestreiten und zwar mit zum Teil äußerst markanten Finsterlingen. Deren Charismatischster ist vielleicht Adolfo Celi in der Rolle eines infernalen Predigers; eines Bruders, der nicht nur zur Bibel, sondern öfters auch zum Colt greift - und das nicht zum Zwecke der Selbstverteidigung. Doch die weit groteskere Figur spielt sicherlich Tomas Milian; zu sehen als sonnenbebrillter, psychotischer Albino mit einem Fetisch für Gold und blondem Frauenhaar.

Während viele Italo-Western das rote FSK 18-Siegel tragen (was heutzutage sicherlich nur noch in ein paar wenigen Ausnahmefällen tatsächlich gerechtfertigt ist), hat DJANGO - UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE eine irreführende Jugendfreigabe erhalten. Dabei präsentiert sich Lanfranchi als völlig humorloser, durchweg düsterer und rauer Vertreter seiner Art.

In diesem Sinne: "Ich habe -wie dir wohl bekannt ist- die sterblichen Überreste deines Bruders zur ewigen Ruhe gebettet. Es tut mir leid, dir denselben Dienst erweisen zu müssen..."

Django - Unbarmherzig wie die Sonne Bild 1
Django - Unbarmherzig wie die Sonne Bild 2
Django - Unbarmherzig wie die Sonne Bild 3
Django - Unbarmherzig wie die Sonne Bild 4
Django - Unbarmherzig wie die Sonne Bild 5
FAZIT:

Vier Mörder, vier Showdowns, vier sorgsam komponierte Todesballaden...- Auf den ersten Blick scheint Lanfranchis SENTENZA DI MORTE nur eine weitere, altbekannte Racheengel-Geschichte aus dem staubigen Reich des Italowestern zu sein, doch der Stil gibt hier die besondere Würze. Lanfranchi bricht mit der herkömmlichen Erzählstruktur und dröselt seine Geschichte in einer konsequenten Kette von brillant inszenierten, hochatmosphärischen Schlüsselsequenzen auf. Erwartet keine Opulenz, sondern Intensität. Und vergesst die irreführende FSK 12-Freigabe: Django ist hier nämlich tatsächlich so unbarmherzig wie die Sonne...

 

WERTUNG: 8 von 10 Brunnen ohne Wasser
TEXT © Christian Ade
OK? MEHR DAVON:
Mehr Italowestern auf FILMTIPPS.at
Django
Django
WESTERN: F/I, 1966
8/10
Mercenario - Der Gefürchtete
Mercenario - Der Gefürchtete
WESTERN: I, 1968
8/10
Von Angesicht zu Angesicht
Von Angesicht zu Angesicht
WESTERN: ITALIEN, 1967
8/10
Der Tod ritt dienstags
Der Tod ritt dienstags
WESTERN: I, 1967
9/10
Töte, Django
Töte, Django
WESTERN: I/E, 1967
8/10
Leichen pflastern seinen Weg
Leichen pflastern seinen Weg
WESTERN: I, 1968
9/10
Noch mehr davon >>
Dein Kommentar >>
Armin | 14.02.2013 20:26
Kannst du noch andere "Django"-Filme empfehlen? Ich kenne nur das Original, das ich aber nur ok finde.
Harald | 14.02.2013 20:59
ich hab das Original kürzlich gesehen und finde es mehr als nur ok.
Spitzenfilm.
Johannes | 14.02.2013 22:29
Kreuze im blutigen Sand - Kritik dazu findet sich
auch auch auf diesen Seiten.
Chris | 14.02.2013 23:54
@ Armin: Vorsicht, massiver Etikettenschwindel! Nach dem großen
kommerziellen Erfolg von Corbuccis DJANGO hatte der deutsche
Verleih damals einer ganzen Legion von Italowestern einen
?Django? in den Titel geschummelt; ob nun einer mitmachte oder
nicht. Meistens machte (original) sogar keiner mit. Somit gibt es zu
DJANGO eine ganze Horde von dreisten nur im deutschen
Sprachraum erschaffenen Fake-Sequels. In keinem Zusammenhang
mit DJANGO stehenden Filmen, bei denen man den Titelhelden in
der deutschen Synchronfassung kurzerhand in ?Django?
umbenannte. Manchmal behielt der Held gar seinen Originalnamen
(so etwa geschehen bei ?Mike Sturgis? in ICH BIN EIN ENTFLOHENER
KETTENSTRÄFLING); dafür wurde aber der deutsche Titel
kurzerhand und ohne ersichtlichen Grund um den Zusatz DJANGO ?
ICH BIN EIN ENTFLOHENER KETTENSTRÄFLING ergänzt. Allerdings
gibt es unter den Fake-Djangos auch einige richtige Perlen. So wie
eben z.B. DJANGO ? UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE. Obwohl der
?Django? der deutschen Synchronisation im Original ?Cash? heißt.
Ein Blick in der imdb aufgeführten Cast-Angaben entlarvt oftmals
die falschen Djangos. Oder stay tuned bei Filmtipps. In unseren
Reviews nennen wir dann auch Roß und Reiter bei ihren
ursprünglichen Namen.
Chris | 14.02.2013 23:56
PS: Die ursprünglich gesetzten Anführungszeichen und
Anführungsstriche haben sich in dem obigen Text wieder mal
ungewollt als "?" verkleidet. Sorry. ; )
Chris | 15.02.2013 10:56
PPS: Das Wichtigste vergessen: Ein offizielles Sequel zu DJANGO ist
DJANGOS RÜCKKEHR aus dem Jahr 1987.
Armin | 15.02.2013 14:08
Danke für die ausführliche Antwort. Würde mir natürlich auch einen "gefälschten" Django geben, wenn du ihn mir, wie in der Review, empfehlen könntest. Spaghettiwestern sind schon ein herrliches Subgenre. Da muss ich Filmtipps auch generell ein Lob aussprechen, dass ich auf Filme wie "Leichen pflastern seinen Weg" gestoßen bin. Djangos Rückkehr hört sich vielversprechend an. Ist definitiv der nächste auf meiner Liste.
>> antworten