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Dread

Dread

HORROR: GB, 2009
Regie: Anthony DiBlasi
Darsteller: Shaun Evans, Jackson Rathbone, Hanne Steen, Laura Donelly

STORY:

Ein Studienprojekt, im Rahmen dessen Menschen vor der Kamera über ihre tiefste Ängste sprechen sollen, wird zur grausamen Spielwiese des Wahnsinns und des Todes. Denn einer der Studenten will, dass seine arglosen Kommilitonen nicht nur über ihre Furcht reden, sondern sie am eigenen Leib zu spüren kriegen. Und dies mit allerletzter Konsequenz…-

KRITIK:

Clive Barkers Bücher des Blutes gelten nicht nur in meinen Augen als die wohl legendärsten Kurzgeschichtensammlungen seit dem Schaffen H.P. Lovecrafts, sondern scheinen auch ein unerschöpflicher Quell für Horrorfilme zu sein. Jedenfalls wird die Liste der verfilmten Geschichten immer länger: "Das Verbotene" (CANDYMANS FLUCH), "Die letzte Illusion" (LORD OF ILLUSIONS), "Rohkopf Rex" (RAWHEAD REX), "Das Geyatter und Jack" (als TALES FROM THE DARKSIDE-Episode), "Das Leibregime" (als Part der QUICKSILVER HIGHWAY-Anthologie), "Das Buch des Blutes" & "Auf der Jerusalem Street" (BOOK OF BLOOD), "Der Mitternachts-Fleischzug" (MIDNIGHT MEAT TRAIN) und nun auch "Moloch Angst" (der vorliegende DREAD).

Geht vollkommen in Ordnung; von mir aus könnten sie noch viel mehr aus Barkers literarischen Backkatalog in bewegte Bilder fassen. Denn Clive Barker war, ist und wird immer einer der großen Meister des Horrors sein. Wer etwas anderes sagt, behauptet wahrscheinlich auch, dass die Erde eine Scheibe, der Papst evangelisch und Nispels FREITAG, DER 13. ein dem Original ebenbürtiges Remake ist.

Außerdem ist "Moloch Angst" eine vorzügliche Wahl; denn diese Geschichte zählt in der Tat zu den besten unter den vielen faszinierenden Kapiteln der "Blutbücher". Die berüchtigte "Rindfleisch-Szene" hat wohl keiner, der das Buch gelesen hat, je vergessen. Freilich ist sie auch im Film zu sehen und dort ebenfalls makabrer Höhepunkt; der jedoch in bewegten Bildern längst nicht so verstörend grausig wie auf Papier wirkt. Der Ekel, den Barker entfacht, wenn er in blumigsten Worten die einzelnen Fäulnisstadien eines in einem überheizten Zimmer fröhlich vor sich hin gammelnden Stück Fleisch beschreibt, dabei bis zum letzten, krustigen Schmeißfliegenei ins Detail geht und dies dann noch mit einer -ähm- eingefleischten Vegetarierin und deren natürlichen Zwang zur Nahrungsaufnahme in Kontext bringt, ist aber auch schwer zu toppen.

Aber da sicher nicht jedem die Vorlage geläufig ist, belassen wir an dieser Stelle die Vergleiche Buch/Film mit dem Hinweis für die Literaten, dass der Film Barkers Originalgeschichte weitgehend folgt, zum Zwecke einer abendfüllenden Spielfilmlänge aber einige Stellen ausgebaut hat. Außerdem wurden die Charaktere des Buches leicht modifiziert und andere dazugedichtet.

So gibt sich nun eine interessant angelegte weibliche Figur mit einem entstellenden Feuermal die Ehre und eine neue Figur hat die Gehörverlustsphobie des Buch-Steven übernommen. Die von Anthony DiBlasi vorgenommenen Änderungen dürften aber vom Meister abgesegnet sein. Schließlich hat Clive Barker den Film produziert. Und soviel vorweg: Eine dieser Storymodifikationen tut es der Verfilmung von Stephen Kings NEBEL gleich und führt den Plot zu einem derart hundsgemeinen Ende, das in Sachen Grimmigkeit selbst der rüde Schluss der Buchvorlage nicht mehr hinterherkommt. Und damit hat DiBlasi die Rindfleischszene des Buches doch noch auf ein höheres makaberes Level hieven können.

Apropos DiBlasi: Nachdem Barker seine Stoffe leider nicht mehr selbst verfilmt (Ja, warum eigentlich?), sondern nur noch produziert, zeigt er sich in der Wahl seiner Regisseure gewohnt variabel. Mal bekommt ein relativer No-Name wie John Harrison (BOOK OF BLOOD) und mal ein gestandener Meister aus Japan (Ryûhei Kitamura/MIDNIGHT MEAT TRAIN) den Zuschlag. Diesmal durfte sich ein junger Kerl mit Dawn of the Dead-Shirt am dunklen Barker´schen Universum versuchen. DREAD ist das Debüt von Regisseur Anthony DiBlasi, der einen modernen Inszenierungsstil pflegt. Unterkühlte Farben, derbe CGI-Effekte, schmissige Indie-Songs.

Dank der literarischen Vorlage ist DiBlasi bei seinem Erstling nicht gezwungen, sich durch ausgelutschte Horror/Slasher/Backwoodfilmroutinen zu quälen, sondern kann auf erstklassigen Psychoterrorstoff zurückgreifen. Dennoch lässt er es in den ersten beiden Dritteln eher ruhig angehen. Auch wenn dann und wann mal ein blutiger Axtmord, eine Alptraumvision im Stripclub oder ein bisschen gepflegter Cunnilingus dazwischenschneien, gilt alle Aufmerksamkeit fast eine Stunde lang der Zeichnung der Figuren. Was eventuell den ungeduldigen Gorebevorzuger, der sofort in Langeweile erstarrt, wenn mal eine Filmminute lang kein Blut spritzt, schon zuviel der Einführung sein könnte. Aber auch den Kenner des Buches beschleicht ein ums andere Mal der Verdacht, dass Barkers "Moloch Angst" in komprimierter Form in einem Doublefeature mit einem anderen knackigen Kurzfilm besser aufgehoben gewesen wäre.

Doch in einem fulminanten halbstündigen Endspurt zerstreut DiBlasi DiZweifel: DREAD wird zur blut-und schweißtriefenden Tour de Force: Selbstverstümmlungen, Gammelfleisch, Mord, Wahnsinn und am Ende die erwähnte sardonische Schlusssequenz. Kurve zur gelungenen Barker-Adaption gekriegt!

Als nächste "Books of Blood"-Verfilmungen sähe Filmtipps gerne: "Schweineblut-Blues", "Sex, Tod und Starglanz", "Sündenböcke" und "Wie Schänder bluten". Vielen Dank im Vorraus!

Dread Bild 1
Dread Bild 2
Dread Bild 3
Dread Bild 4
Dread Bild 5
FAZIT:

"Moloch Angst" ist nicht nur einer der besten, sondern auch eine der fiesesten Kurzgeschichten aus Clive Barkers legendären Blutbüchern und es ist die, die wohl den ultimativen Vegetarieralptraum beschreibt. Deren Verfilmung überließ der britische Horror-Meister einem talentierten Nachwuchsregisseur. Der lässt sich ein bisschen Zeit, bevor er loslegt. Doch die letzte halbe Stunde wird der Vorlage gerecht und heftig: Die Vegetarierin bekommt ihr Steak und die zerbrochene Psyche ihre Axt gereicht. In grausamen Spielen wird dem Moloch Angst gehuldigt und das nicht schlecht. Barker-Fans werden auf ihre Kosten kommen; auch wenn DREAD den Aufstieg in die höheren Sphären eines HELLRAISER, CABAL oder LORD OF ILLUSIONS nicht ganz schafft. Das hätte aber wohl nur gelingen können, wenn sich der Meister mal wieder selbst in den Regiestuhl bequemt hätte. Oder noch mal einen Japaner ans Werk gelassen hätte…

WERTUNG: 7 von 10 Angstgeständnissen
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
DancingKim | 12.05.2011 02:14
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6uellerBpanda | 27.07.2010 17:22
die jungen schauspieler waren das einzig gute an dem
film. der plot ist ziemlich vorhersehbar.
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FA | 18.04.2010 11:23
gerade eben erst gesehen - wirklich tolle Verfilmung die mich insbesondere wegen des außergewöhnlich ruhigen Aufbaus mit der finalen Steigerung der Intensität voll überzeugt hat 8/10
ghostdog | 05.10.2010 09:11
Ich fand den Streifen einfach nur langweilig und völlig unspektakulär. Die erste Stunde unterscheidet "Dread" nichts vom typischen 08/15 Teeniefilmchen. In den letzten 30 Minuten werden dem gelangweilten Zuschauer dann noch einige Ekelszenen vorgeworfen, die die Gorehounds und Freunde härter Kost zufrieden stellen sollen.
Ein schwacher Film, der mich sehr enttäuscht hat.
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