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Düstere Legenden 2

Düstere Legenden 2

OT: Urban Legends: Final Cut
HORROR: CN/USA, 2000
Regie: John Ottman
Darsteller: Jennifer Morrison, Matthew Davis, Hart Bochner, Loretta Devine, Joey Lawrence

STORY:

Filmstudentin Amy merkt schnell, dass der Konkurrenzkampf an der Film-Fakultät der Alpine Universität tödlich ist. Um den legendären Hitchcock-Award zu gewinnen, scheinen einige Kommilitonen über Leichen zu gehen. Für Amy stellt sich die überlebenswichtige Frage, wer ist der Killer und kann sie ihn aufhalten.

KRITIK:

DÜSTERE LEGENDEN war für die Produzenten ein voller Erfolg. Der komplett in Kanada gedrehte Filme kostete lediglich 14 Millionen Dollar - so mancher Seagal-DTV-Actionfilm kostet mehr -, und spielte anschließend über 70 Millionen Dollar ein. Ein Erfolg, der natürlich eine Fortsetzung verlangte. Im Jahr 2000, zwei Jahre nach seinem Vorgänger, kam schließlich DÜSTERE LEGENDEN 2 - FINAL CUT ins Kino. Auch wenn die Fortsetzung in einem neuen Jahrzehnt ins Kino kam, arbeitete Regisseur John Ottmann, wie für 90er Slasherfilme üblich, stark mit Meta-Ebenen. Gerade in den ersten ein, zwei Jahren des 00er-Jahrzehnts atmeten viele Slasher noch den Geist der 90er, bevor sich der Stil langsam mit anderen Erscheinungen des neuen Jahrtausends vermischte.

Es ist dabei äußerst erfreulich, dass Ottmanns DÜSTERE LEGENDEN 2 zwar sehr gekonnt die Grenzen zwischen Film-Realität und Film-Film-Realität verwischt, aber wenig selbstreferentiell daherkommt. Das Drehbuch spielt so sehr geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer, der sich nie sicher sein kann, ob das Gesehene jetzt wirklich passiert oder nur im Film im Film geschieht. Leider ist das Drehbuch an anderer Stelle nicht so clever geschrieben, so dass DÜSTERE LEGENDEN 2 vor allem an zahlreichen Logikbrüchen und -löchern krankt.

Das fängt zunächst schon mal damit an, dass nur zwei der Morde auf wahren Düsteren Legenden beruhen. Es existieren hunderte, wenn nicht tausende solcher modernen Mädchen - vom Alligator in der Kanalisation bis hin zum Schlitzer auf dem Rücksitz im Auto. Anstatt diese aufzugreifen, haben sich die beiden Autoren Paul Harris Boardman und Scott Derrickson eigene Mythen ausgedacht. An und für sich ist das kein Problem, aber der Film würde um einiges atmosphärischer, hätte man selbst schon einmal von den Geschichten gehört. Was zum Beispiel die Geisterbahn angeht, kenne ich zwar eine annähernd ähnliche Geschichte, die allerdings mit Geistern zu tun hat und nicht mit psychopathischen Killern.

Ein anderes großes Problem ist, dass so gut wie jeder der Killer sein könnte. Auch das ist an für sich nichts schlechtes, in einer klassischen Whodunit-Geschichte. Jeder darf mal verdächtig gucken oder sich sonderbar benehmen, dabei gelingt es Boardman und Derrickson auch - zumindest mich - das ein oder andere Mal auf eine Fährte zu führen, die man absolut für die Richtige hält. Was an der ganzen Chose aber nicht funktioniert ist, dass der echte Mörder Deus Ex Machina heißt. Will heißen, die Figur ist für die Handlung weitestgehend irrelevant, taucht kaum auf und es wird in keiner Weise angedeutet, dass es sich um den Täter handeln könnte.

Als Zuschauer fühlt man sich schon arg verschaukelt, denn es ist so praktisch unmöglich auf die richtige Figur als Täter zu tippen. Was auch daran liegt, dass dessen Motivation nicht nur überkonstruiert sondern auch so weit hergeholt ist, dass man dem Ganzen nicht mal nach der Aufklärung wirklich Glauben schenken will. Nachdem man schon die Nummer mit dem eineiigen Zwilling geschluckt hat, wird hier die eigene "Suspension of disbelieve" auf eine wirklich harte Probe gestellt. Seien wir mal ehrlich, mehr Klischee geht kaum.

Aber, ich will nicht nur meckern, denn wo Schatten ist, da ist auch Licht. Denn so löchrig das Drehbuch auch sein mag, die Inszenierung reicht von routiniert bis gelungen. Gerade die ersten beiden Morde hat Ottmann sehr ordentlich inszeniert und mit reichlich Härte garniert. Die Düstere Legende vom Nierenraub hat zwar nicht allzu viel mit der restlichen Handlung zu tun ist aber ein spaßiges Set-Piece. Wenn der Killer dem armen Opfer in die frische Operationswunde grabscht um sie durchs Fenster zurück in seine Wohnung zu ziehen - wie ein Angler, der einen Fisch bei den Kiemen packt - und sie anschließend mit einem Fenster köpft, dann ist das schon sehr böse - ich möchte an dieser Stelle einmal anmerken, dass ich diese amerikanischen Fenster zum Runterschieben eh für potentielle Todesfallen halte. Als er dann aber ihre Niere noch an seinen Schäferhund verfüttert, ist das schon mehr als man normalerweise von einem 90er Teenie-Slasher erwarten würde.

Auch der zweite Mord, der den Mythos aufgreift, dass Snuff-Filme existieren – und das tun sie, fragt Charlie Sheen –, ist gekonnt inszeniert und funktioniert sogar auf zwei Arten. Zum einen weil er das Thema des Films von den Düsteren Legenden bedient, zum anderen weil er die Realität zwischen Film-Realität und Film-Film einmal mehr verschwimmen lässt - in diesem Fall zumindest für die Figuren. Das Ganze ist eine sehr atmosphärische und düstere Szene geworden. Die restlichen Morde allerdings sind weitestgehend zum Vergessen und werden dem Wort "Slasher" nicht wirklich gerecht. Vor allem sind sie nicht nur unspektakulär, sie sind auch arg blutleer, von den langweiligen Mordwaffen ganz zu schweigen.

Vor der Kamera geht alles relativ unauffällig zu, aber auf ein paar Darsteller möchte ich detailliert eingehen. Zum einen ist das Jennifer Morrison für die ihre Rolle in DÜSTERE LEGENDEN 2, meines Wissens nach, bisher ihre einzige Kinohauptrolle war. Obwohl sie Anno September 2015 einige Filme in der Pipeline hat, in denen sie zumindest größere Rollen übernimmt. Ansonsten ist sie am ehesten aus Dr. House bekannt und aus der immer noch laufenden Fantasyserie ONCE UPON A TIME. Dort mit etwas mehr Futter auf den Hüften, hat sie sich ansonsten nicht wirklich verändert. Damals wie heute hat sie dieselben Gesichtsausdrücke und Gesten drauf, die nicht unbedingt von größter Schauspielkunst zeugen, aber irgendwie süß sind und solide sowieso.

Loretta Devine spielt eine Rolle, die offensichtlich an Dewie aus SCREAM orientiert ist, aber nur in kleinen Dosen zu konsumieren ist. Will heißen - sie ist ganz lustig, wird mit der Zeit aber etwas nervig. Devine kann man das nicht zwangsläufig vorwerfen, sie spielt die Rolle gut und mit Pfiff. Eva Mendes hat nach DÜSTERE LENGENDEN 2 im Seagal-Comeback-Versuch EXIT WOUNDS mitgespielt und später sogar mit Kevin James und Will Smith gearbeitet. Hier hätte sie durchaus etwas mehr Screentime bekommen können. Auch Antony Anderson spielte 2001 in zusammen mit Steven Seagal in EXIT WOUNDS. Wie gesagt ansonsten sind alle eher unauffällig, es gibt weder große Totalausfälle noch geniales Schauspiel zu bestaunen. Für End-90er Forsetzungsware aber mehr als akzeptabel.

In diesem Sinne: "Urban legend, my ass!"

Düstere Legenden 2 Bild 1
Düstere Legenden 2 Bild 2
Düstere Legenden 2 Bild 3
Düstere Legenden 2 Bild 4
FAZIT:

DÜSTERE LEGENDEN 2 ist gewiss kein großer Wurf. Selbst für einen 90er/00er Slasher - oder eigentlich für einen Slasher generell - ist die Handlung zu simpel und voller Logiklöcher, die sich wahrlich nicht schön reden lassen. Am ärgerlichsten ist sicherlich, dass man den Täter nicht erraten kann, da es keinerlei Hinweise auf ihn gibt und er im "okayen" Finale als Deus Ex Machina vom Himmel kommt.

Davon abgesehen aber macht DÜSTERE LEGENDEN 2 durchaus Spaß, ist teilweise atmosphärisch - wenn auch mäßig spannend - und verwischt gekonnt Film-Realität und Film-Film-Realität. Vor allem der Nieren-Mord ist gut gefilmt und hübsch perfide ohne in die liderlichen Torture Porn-Gefilde abzusinken, die das Horrorkino in den kommenden Jahren belästigen sollten.

Alles in allem also leichte, kurzweilige Slasher-Unterhaltung, mit einigen trashigen Momenten und einem extrem löchrigen Drehbuch, dafür aber schön abgefilmt. Für eine schnell hinterhergeschobene Fortsetzung doch recht manierlich.

WERTUNG: 6 von 10 Roten Herringen.
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