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Eine verhängnisvolle Affäre

Eine verhängnisvolle Affäre

OT: Fatal Attraction
THRILLER: USA, 1987
Regie: Adrian Lyne
Darsteller: Michael Douglas, Glenn Close, Anne Archer, Ellen Hamiliton Latzen

STORY:

Der Anwalt Dan Gallagher hat eine tolle Frau, eine tolle kleine Tochter (die zwar ausschaut wie ein kleiner Sohn, aber trotzdem toll ist) und einen tollen Hund. Trotzdem lässt er sich an einem sturmfreien Wochenende auf einen One Night Stand mit der Lektorin Alex ein. Doch als er die Hose hochzieht und "Danke und Auf Nimmerwiedersehen!" sagt, dreht die abservierte Liebhaberin durch und wird nicht nur für Dan zur tödlichen Bedrohung …

KRITIK:

Freilich sind sie heuer nicht mehr up to date und längst nicht mehr als pädagogisch wertvoll eingestuft, aber sie sagen euch sicherlich noch was: Die im gestrengen 19. Jahrhundert entstandenen Kindergeschichten von Heinrich Hoffmann. Das waren diese Bilderbücher mit erhobenem Zeigefinger, die den jungen Lesern mit recht drastischen Illustrationen veranschaulichten, was Kindern blühen konnte, wenn sie irgendeine Unart pflegten oder nicht folgsam waren. Da wurden einem Kind, das heimlich Daumen nuckelte, diese eben schon mal vom Schneider mit einer riesigen Schere abgeschnitten oder das Mädchen, das zündelte, musste am Ende qualvoll bei lebendigem Leibe verbrennen und auch der Suppen-Kaspar, der seine Suppe nicht wollte, landete zum Schluss verhungert im Grab.

Die unmissverständliche Botschaft: Unartig sein, hat Konsequenzen zur Folge. Und das sind meist sehr, sehr unangenehme. Solch derben Moralgeschichten scheinen zwar aus längst vergangenen Zeiten zu stammen, aber sie sind auch heute noch gang und gäbe. Heutzutage finden sie sich dort, wo man sie kaum vermuten würde. Etwa der amerikanische Slasherfilm - believe it or not - wimmelt geradezu von ihnen! Steht tief in der Tradition von Hoffmanns Geschichten! Lässt seine maskierten Menschenschlächter vornehmlich Jugendliche über die Klinge springen, die feiern, saufen, rumvögeln. Teenager, die Spaß haben wollen, haben an einem FREITAG, DER 13., an HALLOWEEN oder im CAMP DES GRAUENS denkbar schlechte Karten. Achtet mal in den genannten Filmreihen darauf, welcher Typ Teenager stets überlebt, wenn ihr dieser These misstrauen solltet.

Obgleich kein Slasher ist aber auch EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE so ein Heinrich-Hoffmann-Flick made in Hollywood. Diesmal nicht an hormongesteuerte Teenager adressiert, sondern an diejenigen, die bereits den heiligen Bund der Ehe geschlossen und sich vor Standesbeamten und Gott die ewige Treue geschworen haben. In diesem Film zeigt uns Adrian Lyne (von ihm sind auch der überragende Kriegstraumahorror JACOB`S LADDER und die knisternden 9 ½ WOCHEN), was denen blüht, die diesen Treueschwur vergessen und einen Seitensprung wagen.

Sie kommen in die Hölle und der Teufel ist ein kurz angebumster, dann fallen gelassener und nun wutschnaubender One Night Stand. EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE ist so etwas wie "Die gar traurige Geschichte mit den Zündhölzern" für den Fremdgeher! Gnadenlos effektiv! Sie jagt verheirateten Männern, die sich fragen, ob andere Wiesen nicht grüner sind, eine Heidenangst in die Hose…

Maßgeblichen Anteil daran trägt die damals vierzigjährige Glenn Close in der Rolle der abservierten Geliebten. Als im Charakterfach erprobte Hollywood-Mimin der A-Klasse versteht sie es natürlich, ihre Figur nicht nur glaubwürdig als psychisch kranke Stalkerin anzulegen, sondern vermittelt uns auch ein Gefühl von deren Einsamkeit und Verletzlichkeit. Was ihr zwar eine gewisse tragische Tiefe gibt, sie aber umso gefährlicher macht.

Nachdem erste nahe liegende Verzweiflungstaten wie ins Handgelenk schneiden, Telefonterror und Vorschützen einer Schwangerschaft nichts fruchten, fährt sie immer schwerere Geschütze auf, die bald nur noch das Ziel haben, den Mann, den sie nicht bekommen kann und dessen Familie zu zerstören. Auch wenn er sich die Suppe selbst eingebrockt hat; fast könnte man Mitleid bekommen mit Michael Douglas, der als Glenn Closes Objekt der perfiden Begierde wieder einmal in einer seiner Paraderollen glänzen darf; und wenn man schon kein Mitleid mit dem zu blauäugigen Einwegstecher hat, so dann doch auf jeden Fall mit seiner arglosen, sympathischen Ehefrau, seiner kleinen Tochter und diesem niedlichen Kaninchen.

Glenn Close - einsam, verzweifelt, psychotisch - steigert den Terror im Verlauf der Handlung jedenfalls unerbittlich Level um Level, bis schließlich beim blutigen Showdown im Badezimmer der Familie Gallagher der Siedepunkt erreicht wird. Parallel dazu zieht auch Adrian Lynes zunächst ruhige, aber immer intensiver werdende Inszenierung an. Aus einem kurzen erotischen Techtelmechtel erwächst zunächst subtiler, dann handfester Stalkerterror. Und Michael Douglas gerät erst in die Zwick- und dann in die Knochenmühle.

Dabei bewegt sich EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE auf einer realistischeren, aber ganz sicher nicht weniger perfiden Ebene als der inhaltsähnliche, aber etwas übertriebene PLAY MISTY FOR ME aus den Siebzigern und entpuppt sich mit zunehmender Spielzeit als packender Psychothriller. Wobei PLAY MISTY FOR ME (hier heftet sich Jessica Walter als psychopathische Klette an Clint Eastwood) der ideale Double Feature-Partner zu diesem Film hier wäre. Also, an alle verheirateten Ehemänner dort draußen, diese beiden Titel anschauen, bevor es auf die nächste Weihnachtsfeier geht und ihr begeht garantiert keine Dummheit…

Eine verhängnisvolle Affäre Bild 1
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Eine verhängnisvolle Affäre Bild 5
FAZIT:

Ein glücklich verheirateter Familienvater leistet sich einen One Night Stand - mit fatalen Folgen…- Adrian Lyne bastelt einen Stalker-Alptraum vom Feinsten, der wohl nicht wenigen Fremdgehern einen heiligen Schrecken in die Hose jagen wird. Das ist spannender, intensiv geführter Psychoterror mit hochwirksamen Heinrich Hoffmann-Effekt!

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TEXT © Christian Ade
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alloe | 08.04.2023 00:07
Sehr schön geschrieben.
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