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Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All

Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All

OT: Eolomea
SCIENCE-FICTION: DDR/Bulgarien, 1972
Regie: Herrmann Zschoche
Darsteller: Cox Habbema, Ivan Andonov, Rolf Hoppe

STORY:

Acht Raumschiffe verschwinden spurlos. Zur Raumstation "Margot" ist die Verbindung abgebrochen. Maria Scholl, Leiterin der Station "Erde-Zentrum" beruft eine Krisensitzung ein und gerät dabei mit Professor Olo Tal aneinander. Bald bestätigt sich ihr Verdacht: der Professor weiß mehr, als er zugibt. Unter anderem leitete er das Projekt Eolomea, die Kontaktaufnahme mit einem fernen Planeten...

KRITIK:

EOLOMEA ist als Film für den Zuschauer sicher genauso rätselhaft wie die Signale von einem fremden Planeten. Er greift zu den Sternen, fokussiert aber dazu den inneren Kosmos. Er ist psychedelisch, aber zugleich deutlich nüchterner als die meisten Science-Fiction-Filme, die heutzutage entstehen. Und erzählt nicht eine Geschichte, sondern drei gleichzeitig - die jedoch eher beiläuftig und auch nicht in chronologischer Reihenfolge.

Das ist natürlich für die heutigen Sehgewohnheiten eine Geduldsprobe. Geschwätzig soll er sein. Belanglos. Und ja, natürlich könnte man die Handlung auch als endlos in die Länge gezogenes Vorspiel ansehen, bevor der Film endlich anfängt. Dann ist er auch schon zu Ende. Und den kindgerechte Auftritt des Roboters hätte man schon zehn Jahre früher nicht mehr sehen wollen.

Das ist alles richtig. EOLOMEA erfüllt nur wenige Erwartungshaltungen. Er hat zudem Schwächen, die man nicht wegdiskutieren kann. Und dennoch hat EOLOMEA seinen besonderen Reiz.

Denn EOLOMEA ist vielleicht manchmal etwas naiv und simpel, zugleich aber auch hip und trippy. Bereits im Vorspann sieht man Bilder, die man zuvor nur in der maßstabsetzenden Reise jenseits des Jupiters gesehen hat. Auf der Erde chillt man entspannt am Strand und lässt sich mit eingängiger Easy-Listening-Musik berieseln.

Zudem sind die Protagonisten erstaunlich modisch gekleidete Menschen, die intelligente und durchaus kritische Fragen gegenüber der Obrigkeit stellen. Das entspricht natürlich dem Zeitkolorit der 70er Jahre. In einer Produktion zweier sozialistischer Bruderstaaten überrascht es dann aber doch. EOLOMEA ist viel westlicher, als man es bei einem Film dieser Art vermuten würde.

Zu diesem Eindruck trägt sicher auch die Niederländerin Cox Habemma bei: Als ebenso attraktive wie selbstbewusste Wissenschaftlerin verleiht sie dem Film eine Frische, die dem sozialistischen Mief keine Chance lässt. Lässt man sich auf EOLOMEA ein, eröffnet sich ein eigener Kosmos ganz jenseits der zu vernachlässigenden Geschichte. Im Weltall menschelt es: Erotik wird offensiv ausgelebt, Socken haben Löcher, und Väter erkennen ihre Kinder nicht mehr.

Und wir werden Zeuge eines ganz ungewöhnlichen Dokuments über ein Stück Lebensgefühl der Flower-Power-Generation. Freedom for all. Love is the answer. Made in the GDR.

Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All Bild 1
Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All Bild 2
Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All Bild 3
Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All Bild 4
Eolomea - Unheimliche Zeichen aus dem All Bild 5
FAZIT:

EOLOMEA ist ein seltener und auch sehr ungewöhnlicher Science-Fiction-Film. Obwohl aufwändig in 70 mm gedreht, klotzt der Film nicht mit seinen Special Effects. Vielmehr erzählt er in entspannter Urlaubsatmosphäre seine Geschichte. Zugleich werden in jeder Hinsicht Grenzen gesprengt. Niemals zuvor oder danach wurden in einem Sci-fi-Film jenseits des Eisernen Vorhangs Lust und Drang nach Freiheit so deutlich formuliert. Wie das alles die DDR-Zensur passieren konnte, bleibt ein Geheimnis. Vielleicht war Herr Honecker einfach gerührt, dass die Raumstation nach seiner Frau benannt wurde.

WERTUNG: 7 von 10 hippen Strandkleidern für die Galapagos-Inseln
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
A.-M. Schade | 13.11.2019 00:42
Es war eine sehr schöne Arbeit bei sehr produktiver Athmosphäre.Wir waren jung und voller Tatendrang und durften uns ausleben.
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Peter | 29.08.2012 23:38
Kommentar, wie immer grandios! fast schon wissenschaftlich! der wäre interessant für das Todd-AO 70mm-Festival, das jedes Jahr in der Schauburg in Karlsruhe stattfindet, wie geschaffen!
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