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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Halloween: Resurrection

Halloween: Resurrection

HORROR: USA, 2002
Regie: Rick Rosenthal
Darsteller: Bianca Kajlich, Busta Rhymes, Thomas Ian Nicholas, Ryan Merriman, Daisy McCrackin, Katee Sackhoff, Luke Kirby

STORY:

Michael Myers ist zurück und wütender als sonst schon. Denn eine Grupe von Gehirnbefreiten geistert mit Webcams ausgestattet für ein neues Format durch dessen Geburtshaus. Und wenn Michael - neben seiner Familie - etwas ganz und gar nicht leiden kann, dann sind das Gehirnbefreite die mit Webcams ausgestattet für ein neues Format durch sein Geburtshaus geistern. Zeit den Overall auszupacken und aufzuräumen.

KRITIK:

Das ist er nun also. Nicht nur der Abschluss unseres FILMTIPPS’schen HALLOWEEN-Marathons. Nein, denn HALLOWEEN: RESURRECTION ist auch der bisherige Höhepunkt der HALLOWEEN-Reihe. Ironie at its best, wenn man so will, immerhin heißt Resurrection auf Deutsch Auferstehung. Genau das hatte man wohl auch mit der HALLOWEEN-Reihe vor, die nach HALLOWEEN H20 in Frieden ruhte. Und das zu Recht, schließlich hatte man mit dem 7. Teil nicht nur die Laurie Strode-Trilogie abgeschlossen, sondern auch der gesamten Saga einen ziemlich würdigen Abschluss beschert. Laurie Strode hatte sich einmal mehr ihrer Haut erwehrt, und als meine zweitliebste HALLOWEEN damsel in distress – nach Rachel aus Teil 4, schreit ruhig Frevel! – hatte sie die Sache mal so richtig selbst in die Hand genommen und Michael getötet.

Doch wie das nun mal so ist, ist Film keine Kunst sondern eine Ware und Hollywood regiert der liebe Dollar. Es kam also wie es kommen musste – HALLOWEEN H20 räumte an den Kinokassen ordentlich ab – was absolut verständlich ist – und Miramax bzw. Dimension Films verlangten nach mehr. Also musste ein weiterer Teil her. Nun hatte man Michael Myers aber endgültig getötet – denn ohne Kopf mordet’s sich schwer, nicht mal Jason Voorhees, der alte Maskenzombie könnte ohne Rübe noch rumschlurfen – und musste sich was ausdenken, um ihn wieder aufs Jungvolk loslassen zu können.

Und damit nehmen das Unheil und das strunzdoofe Drehbuch ihren Lauf. Michael wurde gar nicht geköpft, nein der hatte einfach einen Rettungssanitäter in sein Kostüm gesteckt und sich ins Gebüsch verkrümelt, während der arme Ersthelfer seinen Kopf verliert. Dass das dämlicher Schwachfug ist, der das Ende des Vorgängers abändert merkt man – vorausgesetzt man hat H20 gesehen nach 3 Sekunden. Mal ganz abgesehen davon, dass der Typ den Michael sich für den kleinen Kostümwechsel borgt, 2 Köpfe kleiner ist und somit aussehen müsste, wie der modisch bewusste Hip Hopper von nebenan, der Michael Jordans Schlafshirt über viel zu großen Hosen trägt. Und dann gewinnt doch noch Michael und schmeißt seine Schwester Laurie flugs vom Dach. Wie er sie auf typische Myers-Art rumkriegt und doch noch seine Rache bekommt ist zwar gut gemacht, wirkt aber arg konstruiert. Damit hätten wir also in den ersten zehn Minuten das Ende des fast perfekten Vorgängers und Abschlusses der Laurie Strode-Trilogie einmal komplett durch den Fleischwolf gedreht und pervertiert. Na gut, dann kann Michael ja jetzt weiter machen.

Doch womit macht er weiter? Damit sich von Plothole zu Plothole und Frevel zu Frevel zu hangeln. Und das in einer Geschichte, die nur so von Dumpfbacken überquillt, wie man es seit den 80ern nicht mehr in einem FREITAG DER 13.-Film gesehen hat. Also, ganz ehrlich. Bisher hat die HALLOWEEN-Reihe immer dadurch geglänzt, dass es eben nicht nur darum geht zugekiffte, besoffene Flachpfeifen aus Hinterdoofingen beim Ficken und Saufen zu beobachten und anschließend ihrem blutigen Ableben beizuwohnen. Nein, dafür war stets Michaels Kollege Jason Voorhees da und der hat seinen Job gut gemacht. Nimmt man Teil 5 mal aus – der hatte ja so ziemlich die nervigsten und dämlichsten Vollidioten diesseits des Slasherfilms zu bieten… Argh, wenn ich an diese Tina denke, der wünsche ich dass sie in der Hölle auf Jason trifft – waren selbst jene Figuren, die eigentlich nur als Schlachtvieh für Michael konzipiert waren, wenigstens mit einem Funken an Persönlichkeit bedacht worden. Und gerade wenn man an Teil 1 oder 4 denkt, die Glanzlichter der Reihe, dann hat man mit dem ein oder anderen sogar mitgefiebert.

Hier jedoch besann man sich zurück und „resurrectete“ hohles und plattes Fußvolk à la Teil 5. Keine der hier auftauchenden Figuren ist in irgendeiner Weise interessant oder besitzt so etwas wie eine richtige Persönlichkeit. Und die Unterscheidung zwischen Dauergeiler, Rebell, blonde Dummnutte, rothaarige „Nicht ganz so dumm“-Nutte, Quotenschwarzer 1, 2 und 3 sowie Final Girl zähle ich in keiner Weise als Persönlichkeit. Anhand der absolut dämlichen und klischeebeladenen Charakterisierung kann man sich die Reihenfolge des Ablebens schon nach 20 Minuten zusammenreimen. Während FREDDY VS JASON oder – das Flaggschiff des ironischen postmodernen Horrorfilms – SCREAM auch mit relativ flachen und klischeegezeichneten Figuren daher kommen, sind diese jedoch bewusst so konzipiert und nehmen sich ironisch und selbst-referentiell selbst aufs Korn. Larry Brand und Sean Hood haben das beim Schreiben des Drehbuchs wohl vergessen und sich einfach mal auf 08/15-Abziehbilder verlassen.

Doch einer Sache konnte man sich stets sicher sein – selbst wenn die ganzen Pappnasen, die bloß als Fingerübung für des Schlitzers blutigen Handwerks gedacht waren, absolut eindimensionale Flachpfeifen waren – wenigstens das Final Girl, die damsel in distress, hatte ein Gramm Persönlichkeit mehr, so dass man zwar nicht unbedingt mitgefiebert hat, aber zumindest einen Funken Empathie aufbringen konnte. Selbst die 80er FREITAG DER 13.-Filme haben das in der Regel geschafft. Sarah Moyer jedoch ist eine absolut nervige Figur, die noch nerviger dadurch wird, dass sie vor alles und jedem Angst hat und mit ihrem Nerv tötenden Gekreische sogar Glas springen lassen kann – nicht, dass diese Fähigkeit im Laufe der Geschichte noch einmal von Nutzen sein oder auch nur erwähnt werden würde, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Einem jedem dieser Hohlbirnen wünscht man einen grausamen Tod und – Myers sei Dank – bekommen sie was sie verdienen. Außer Freddie, aber einer muss ja das Final Girl retten, wenn Dr. Loomis nicht da ist.

Was wäre da passender als diese torfnasigen Figuren auch von torfnasigen Schauspielern – oder Rappern, aiaiai – verkörpern zu lassen. Fangen wir mal vorne an. Bianca Kajlich als Sarah Moyer nervt, ja sie nervt gewaltig. Ihr gesamter Ausdruck soll wohl sagen „nachdenkliches Mädchen, dem eventuell mal was schlimmes passiert ist“, sagt aber im Endeffekt einfach nur – „Määh, ich bin total Depri oder so“ und das ist total lahm. Nachsicht muss man allerdings walten lassen, denn irgendwie spielt sie im Endeffekt ja nur das nach, was vorher aufs Papier gesch… rieben wurde. Dann hätten wir da Katee Sackhoff als Jen aka die Durchgeflippte, die für die Karriere alles machen würde. Was soll ich sagen. Sie nervt. Allerdings spiel Sackhoff diese Rolle dermaßen überdreht und hektisch, dass man ihr die Rolle super abnimmt. Schwer ist das gewiss nicht – und das sage ich als jemand der weiß, dass er das Schauspieltalent eines Nasenbären hat, von daher erlaube ich es mir ja auch zu urteilen, hrhr – aber immerhin macht sie alles richtig. Auch wenn ihre Figur nervt. Sean Patrick Thomas als Rudy hat eigentlich nicht viel mehr zu tun als der Quotenschwarze Nr. 1 – in Reihenfolge ihres Auftretens – zu sein. Das macht er ganz gut.

Thomas Ian Nicholas kennt man am ehesten aus AMERICAN PIE in seiner Rolle als sexbesessener Teenager – womit eigentlich so gut wie jede Rolle in AMERICAN PIE beschrieben wäre – und was anderes hat er auch hier nicht zu tun. Scheint für ihn auch eher einfach ein Job gewesen zu sein, denn so sieht das aus, was er da zusammenlangweilt. Quotenschwarzer und gleichzeitig Quotenrapper Busta Rhymes kann in etwa so gut schauspielern wie Florian Silbereisen rappen kann – nämlich gar nicht. Verlieren wir nicht mehr Worte drüber, nur so viel: Dass Rapper durchaus in so einem Film mitspielen können hat LL Cool J in H20 gezeigt. Tyra Banks kann erstaunlich gut schauspielern und zwar immer dann wenn sie neben Busta Rhymes steht, denn umso besser sieht sie dabei aus. Großes Kino ist das allemal nicht, aber irgendwie ist ihre Rolle und das was sie draus macht ganz unterhaltsam – viel gibt’s da ja vom Drehbuch her auch nicht zu tun. Jamie Lee Curtis habe ich mir zum Schluss aufgehoben. Die spielt perfekt – verwirrt, verängstigt, apathisch. Nennt sich Method Acting – zur Vorbereitung hat sie das Drehbuch gelesen. Passt.

Kommen wir zu Inszenierung, denn die ist so ziemlich das einzige was den ganzen Hobel hier rettet. Im Jahre vor der Jahrtausendwende – und damit im bisher letzten coolen Jahrzehnt, wenn mich wer fragt – war BLAIR WITCH PROJECT ein unglaublicher Erfolg. Der – eh nicht neue, aber neuentdeckte – Mockumentary Stil schlug ein wie eine Bombe und überall wurden die Heimkameras ausgepackt und losgewackelt, was das Zeug hielt – ich bin ja der Meinung, dass daraus später die abscheuliche Zitterkamera entstanden ist, die schon DAS BOURNE ULTIMATUM kaputt gemacht hat. Knapp 3 Jahre später, BWP erschien 1999, dachte man sich dann, dass es eine gute Idee sei diese „Technik“ auch für eine etablierte Horrorfilm-Reihe zu verwenden und so ein bisschen Pepp in die Sache und Jungvolk ins Kino zu bringen. Machen wir’s kurz. Es funktioniert nicht. Die verwackelten und unscharfen Webcam-Videos sind so nervig wie der Großteil der Charaktere und in etwa so spannend anzuschauen wie Amateur-Internetpornos.

Glücklicherweise hat sich Regisseur Rick Rosenthal dazu entschlossen nicht den gesamten Film in dieser Art zu filmen, sondern zwischen konventionell gedrehten und Webcam-Bildern zu wechseln. Und genau hier liegen denn schließlich auch die Stärken von HALLOWEEN: RESURRECTION – in den konventionell gedrehten Szenen. Diese erzeugen nämlich durchaus Atmosphäre und in einigen Szenen sogar richtige Spannung. Blöd nur, dass man sich die meiste Zeit über wünscht, der gesamte Film wäre so gedreht geworden und man diese guten Szenen dadurch nicht so genießen kann, wie man sie eigentlich genießen müsste. Auch erinnern einige nette Ideen und Zitate an den ersten Teil der Reihe. So nagelt Michael auch hier wieder einen Tüpen an die Küchentür, diesmal allerdings mit 3 Messern, und setzt dann seinen patentiertes „Ich betrachte mein mörderisches Werk mit kindlicher Faszination“-Blick auf. Das macht Spaß. Dann allerdings muss man sich wieder darüber ärgern, dass einem weiß gemacht wird, Myers würde in der Kanalisation hausen und sich von Ratten ernähren. Geht’s noch? Michael Myers ist einer der gerissensten und cleversten der großen Kino-Maskenschlitzer. Der kann Auto fahren – ich bin mir ziemlich sicher, dass er es nicht nötig hat sich von Ratten zu ernähren. Eine Pizza bestellen dürfte er mit größter Wahrscheinlichkeit hinbekommen.

Und genau solche Schnitzer sind es, die schwer machen HALLOWEEN: RESURRECTION zu mögen.

In diesem Sinne. „Michael Myers is a killer shark. In baggy ass overalls who gets his kicks from killing everyone and everything he comes across.

Halloween: Resurrection Bild 1
Halloween: Resurrection Bild 2
Halloween: Resurrection Bild 3
Halloween: Resurrection Bild 4
Halloween: Resurrection Bild 5
Halloween: Resurrection Bild 6
Halloween: Resurrection Bild 7
FAZIT:

Puh, was für ein Film. Wie eben schon angedeutet, fällt es wirklich schwer HALLOWEEN: RESURRECTION zu mögen. Einerseits hat der Film durchaus seine Qualitäten und zeigt diese vor allem in den konventionell gedrehten Szenen. Er ist recht rasant und äußerst kurzweilig, hält das ein oder andere Zitat an die Reihe bereit und kann sogar hier und da mit Atmosphäre aufwarten. Alles in allem jedoch täuscht das nicht darüber hinweg, dass das Drehbuch im Endeffekt dahingerotzte Gülle ist, die noch ganz knapp besser ist als das Verbrechen HALLOWEEN 5 – DIE RACHE DES MICHAEL MYERS. Die nervigen Figuren laufen durch eine Geschichte voller Fehler und als wäre das nicht schlimm genug, wird auch noch das sehr gute Ende von H20 pervertiert. Gerade da HALLOWEEN: RESURRECTION zu kurzweilig ist, kann man ihn mal nebenbei laufen lassen, vor allem wenn Besuch da ist und man eher auf Stimmung aus ist, denn auf Spannung. Im Endeffekt sind aber natürlich die besseren Teile – allen voran Teil 1 und Teil 4 – diesem hier vorzuziehen. Ansonsten ist das so als ginge man zu McDagoberts anstatt sich zu Hause aus frischen Zutaten ein richtig leckeres und gesundes Essen zu zaubern.

WERTUNG: 4 von 10 abgeschlossenen Haustüren.
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