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Hammer of the Gods

Hammer of the Gods

WIKINGER-ACTION, ABENTEUER: GB, 2013
Regie: Farren Blackburn
Darsteller: Charlie Bewley, Clive Standen, James Cosmo, Elliot Cowan

STORY:

Im Britannien der Wikinger im Jahre 871 AD. Die mächtige Sachsen-Armee steht vor den Toren, der alte Wikinger-König liegt im Sterben. Er entsendet seinen Sohn Steinar, um den vor langer Zeit verbannten Bruder Hakan zu suchen. Der König ist der Ansicht, dass nur Hakan die Wikinger erfolgreich in die Schlacht gegen die Sachsen führen könnte. Zusammen mit einer Handvoll Mitstreitern macht sich Steinar auf den Weg ins feindliche Sachsenland, um den verlorenen Bruder zu finden. Nach vielen blutigen Scharmützeln landet Steinar in den Fängen eines primitiven Kults. Dessen grausamer "Gott" ist ein alter Bekannter, dem Blutsbande allerdings so gar nichts mehr bedeutet...

KRITIK:

Mit seiner gewalt(ät)igen, spirituellen Schlamm & Schwert-Meditation VALHALLA RISING, die man entweder liebt oder hasst, hat Nicolas Refn Winding den Wikingerfilm wieder salonfähig gemacht. HAMMER OF THE GODS nennt sich nun der nächste Beitrag zum Thema, für den sich der (fernseh-)preisgekrönte britische TV-Regisseur Farren Blackburn verantwortlich zeichnet.

Während in VALHALLA RISING kaum gesprochen wurde und nur selten ein Dialog die pure Bildgewalt gekreuzt hat, wird in HAMMER OF THE GODS sehr viel geredet. Leider passt sowohl der Wortschatz als auch der Sprachgebrauch höchstens sporadisch in das Zeitalter der Handlung. Hier bekommt man dermaßen viele "Fucks" um die Ohren, dass man sich nicht bei den Nordmännern anno 871 AD, sondern mitten in einem Saufgelage mit den BOONDOCK SAINTS in Boston am St. Paddy's Day in deren irischen Lieblingshafenkneipe wähnt.

Dazu passend unpassend dann auch die Mimik des ohnehin nicht überzeugenden Hauptdarstellers Charlie (BREAKING DAWN) Bewley. Der zieht oftmals eine Flunsch, die an die eines englischen Hooligans nach einem erneut verloren gegangenen Elftmeterschießen gegen Deutschland gemahnt. Bewley, der hier kaum mehr als den "Charme" eines Bierzeltschlägers versprüht, wirkt geradezu, als spiele er buchstäblich im falschem Film.

Ebenso daneben die Musikauswahl. Wenn ich bei einem Mittelalter-Epos jaulende E-Gitarren höre, stellt sich bei mir schon leicht der Kamm. Wenn dann in den Schlachtszenen auch noch Techno-Gewummer dazukommt, dann steht der Kamm nicht nur richtig, sondern platzt zusätzlich auch der Kragen bei hochgerollten Fußnägeln. Da bekanntlich jede kleine, deutsche Hörspielproduktion auf gute, wuchtige, orchestrale Tracks zurückgreifen kann, dann verstehe ich wirklich nicht, warum dies den Soundtrack-Verantwortlichen einer britischen Filmproduktion nicht möglich sein sollte. Merke: Techno bei Raves: meinetwegen. In zu heidnischen Zeiten spielenden Abenteuerfilmen: Todsünde! Trotz der eindrucksvollen walisischen Naturkulissen, die im Film das feindliche Sachsenland repräsentieren: Die düstere, mittelalterliche Stimmung im Eimer.

Ebenso wie VALHALLA RISING möchte auch HAMMER OF THE GODS eine Art nordisches APOCALYPSE NOW sein, dessen Protagonisten durch eine Welt der Gewalt, des Wahnsinns und der sterbenden Götter wandeln. Während man in der Totenstille eines VALHALLA RISING fast schon das letzte Röcheln des asischen Pantheon zu vernehmen glaubt, ist dieser Aspekt von Steinars Reise durchs (sächsische) Herz der Finsternis vielleicht auf dem Papier zu finden, nicht aber in den Bildern.

Die Suche Steinars nach dem in Bann geschlagenen Bruder bleibt das gleiche seelenlose Unterfangen wie auch Steinar und seine Mitstreiter nur blasse, seelenlose Figuren bleiben. Trotz großspuriger (Rollen)-Namenseinblendungen zu Beginn des Films gelingt es ihnen nie, auch nur den Hauch von Empathie zu wecken. Selbst die schicksalhaftesten Momente lassen den Zuschauer seltsam kalt.

So kloppen sich Bewley und seine Gefolgsmänner von Scharmützel zu Scharmützel, während sie der hauchdünne Handlungsfaden unweigerlich ins obligatorische "Herz der Finsternis" führt. Die letzten 20 Minuten spielen im Reich eines größenwahnsinnigen Menschen, der sich zum schwarzen, keltisch flüsternden Götzen aufgeschwungen hat und mit Vorliebe Menschenaugen zurück in ihre Höhlen drückt.

Im Vergleich zum blutigen, aber belanglosen Vorgeplänkel webt Blackburn seinen Film nun atmosphärisch dichter. Der Score ist ruhiger, bedrohlicher, passender und in die Wortwechsel schleicht sich endlich eine Ahnung von jener dunklen Philosophie, die aus VALHALLA RISING einen finsteren Ragnarök und aus APOCALYPSE NOW ein Meisterwerk gemacht hat.Und endlich verschont uns das Drehbuch mit seiner fuckin' penetranten Gossensprache, die man sich besser für den nächsten Gangsta-Flick aufgehoben hätte.

Das schonungslose Ende mit der Geburt eines neuen, grausamen Königs passt zwar zum nihilistischen Grundton des Films, vermag aber nicht wirklich zu bedrücken. Dafür leidet der HAMMER OF THE GODS zu sehr unter seinen uncharismatischen Figuren und der über weite Strecken unglücklichen Inszenierung.

Einen gewissen Hang zur Gewalttätigkeit kann man diesem Wikinger-Schlachtfest zwar nicht absprechen, doch die meisten gefallenen Krieger müssen die Tore Valhallas wenig ehrenhaft (CGI-)blutgetränkt passieren. Dennoch ist die deutsche Fassung cut, während diese Review auf der ungeschnittenen in Großbritannien erschienen Blu-ray des Films basiert.

Hammer of the Gods Bild 1
Hammer of the Gods Bild 2
Hammer of the Gods Bild 3
Hammer of the Gods Bild 4
Hammer of the Gods Bild 5
FAZIT:

Trotz imposanter walisischer Naturkulissen (die hier das feindliche Sachsenland verkörpern), lautem Schwertklirren und massig CGI-Blut: HAMMER OF THE GODS scheint auf den Spuren eines VALHALLA RISING wandeln zu wollen und verirrt sich schon am Anfang des Weges. Schuld daran sind zu gleichen Teilen die blassen und unsympathischen Figuren sowie das Technogewummer zu den blutigen, aber nicht gerade spektakulär choreographierten Kampfszenen, welches jegliches aufkommendes Wikinger-Flair schon im Ansatz totschlägt. Verglichen mit Refn Windings spiritueller Gewalt(ät)igkeit teilt HAMMER OF THE GODS zwar deren unerbittlich düsteren Grundton, enttäuscht aber trotzdem über weite Strecken.

WERTUNG: 4 von 10 Runden Psilocybin-Armdrücken
TEXT © Christian Ade
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