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Haus der Todsünden

Haus der Todsünden

OT: House of Mortal Sin
BRITPLOITATION / HORROR-THRILLER: GB, 1975
Regie: Pete Walker
Darsteller: Anthony Sharp, Susan Penhaligon, Stephanie Beacham, Sheila Keith

STORY:

Als sie von ihrem Freund verlassen wird, sucht die junge Jenny Trost in der Kirche. Sie betritt den Beichtstuhl und legt spontan eine Beichte ab. Das hätte sie besser nicht getan, denn auf der anderen Seite des Gitters sitzt ein Mann Gottes, der ein wahrer Teufel seiner Zunft ist. Fortan verfolgt der wahnsinnige Priester die junge Jenny, um sie vor der Sünde zu bewahren. Unerbittlich mordet er sich durch Jennys Freundes- und Familienkreis. Und keine weltliche Instanz scheint ihn dabei aufhalten zu können ...

KRITIK:

Ein junger, fortschrittlicher, fluchender, rauchender Geistlicher, der auch das Zölibat nicht so genau nimmt, gehört zu den Guten in Pete Walkers HAUS DER TODSÜNDEN. Denn das personifizierte Böse in diesem Film ist der alte Father Xavier Meldrum. Ein erzkatholischer, bigotter, psychopathischer Priester, der im Beichtstuhl ein Tonband in erpresserischer Absicht mitlaufen lässt und die "Sünden" seiner "Schäflein" mit der "Güte" der mittelalterlichen Heiligen Inquisition und den Methoden eines Norman Bates verfolgt.

Nicht ärgern! Das ist kein Spoiler. Kurz nach dem Vorspann betritt die süße Jenny den Beichtstuhl. Der Priester löchert sie mit irritierenden, stets auf sexuelle Details abzielende Fragen. Und wir kennen unseren Täter. Es erwartet uns kein Whodunit, sondern ein harter von Regisseur Walker und seinem Stammdrehbuchautor McGillivray ausgeführter Leberhaken in die finstere, in völlig veralteten Doktrinen erstarrte Seite der katholischen Kirche. Wir dürfen nicht rätseln, wer der irre Killer ist. Das ist schnell heraus. Aber wir dürfen uns noch wundern, wie weit er gehen wird.

Und ich darf an dieser Stelle gleich noch etwas verraten. Nämlich, dass sich Pete Walker, ohnehin Englands Spezialist für ruppige 70er Jahre- Schlitzerfilme, hier selbst übertroffen hat.

Im Gegensatz zu manch anderen Werk aus seiner Filmographie ist das HAUS DER TODSÜNDEN völlig frei von Längen. Diesmal gibt es weder Vorgeplänkel noch Leerlauf. Walker treibt seine mitunter recht sympathisch gezeichneten Protagonisten unbarmherzig in die teuflischen Klauen des geistesgestörten Priesters und türmt Opfer um Opfer auf den Leichenberg.

Dabei scheint die gottgegebene Untastbarkeit des Killer-Pfaffen von Mord zu Mord mehr an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Doch denkt man an die vielen von Priestern begangenen und nicht immer gesühnten Missbrauchsfälle, die viel zu häufig in den Nachrichten auftauchen, dann wird man schon etwas nervös. Und das HAUS DER TODSÜNDEN - so zynisch und makaber überspitzt seine Geschichte auch sein mag - fühlt sich plötzlich beinahe schon wie bittere, ohnmächtige Wirklichkeit an. 

Anthony Sharp -in der Rolle des diabolischen Father Meldrum- agiert anfangs noch gefährlich nahe am Overacting und macht zunächst nicht den Eindruck, als könne er uns das Fürchten lehren. Doch mit der Zeit offenbart er immer tiefere Abgründe und sein Spiel wird immer verstörender, bis er schließlich doch noch den formvollendeten, widerwärtigen Psychopathen in Priesterrobe abgibt.

Grandiose Schützenhilfe gibt es wie stets von Sheila Keith. Die in Schottland geborene Kult-Aktrice war in Pete Walkers Horrorfilmen unentbehrliche Stammspielerin; wann immer die Antithese zur freundlichen alten Dame benötigt wurde. Im HAUS DER PEITSCHEN war sie eine sadistische Gefängniswärterin, in FRIGHTMARE das kannibalistische Mütterchen und hier ist sie die sinistre, einäugige Haushälterin, die des Pfarrers senile Erzeugerin quält. Und wie immer ist sie eine Bank.

Hierzulande zählt HAUS DER TODSÜNDEN zwar zu den weniger bekannten Werken im Oeuvre Walkers, ist aber tatsächlich vielleicht sein bestes.

Das eingespielte Team um den Britploitation-König der Siebziger hat hier ganze Arbeit geleistet. Im Auge von Peter Jessops wunderbarer Kameraführung und zu den markant düsteren Klängen Stanley Myers baut sich um die süße Susan Penhaligon in der Rolle der bedauernswerten Jenny ein katholischer Stalker- und Mörderalptraum auf, der mit jeder verstrichenen Minute makabrer, zynischer und bösartiger wird. Die Morde sind nicht nur abwechslungsreich, sondern auch mit einiger Brutalität in Szene gesetzt.

Einmal mehr scheinen dann und wann italienische Inspirationsmomente aus dem Giallo-Bereich durch, doch das HAUS DER TODSÜNDEN ist auch unverkennbar ein typischer Walker. Und zwar ein ziemlich perfekter. Das Buch Pete. Im Regal zu finden in der Ecke der kirchenkritischen Schlitzerfilme zwischen COMMUNION und GESTÄNDNIS EINER NONNE.

Nach diesem Film werdet ihr lieber in der Hölle schmoren als noch einmal beichten zu gehen. In diesem Sinne: "Just a young person in the need of guidance..."

Haus der Todsünden Bild 1
Haus der Todsünden Bild 2
Haus der Todsünden Bild 3
Haus der Todsünden Bild 4
FAZIT:

Ein geistesgestörter Priester möchte die süße Jenny von der Sünde reinwaschen...- Nach diesem bitterbösen Film schmort man lieber in der Hölle als nur noch einmal beichten zu gehen. HAUS DER TODSÜNDEN ist das Evangelium des antikatholischen Schlitzerfilms.

 

WERTUNG: 8 von 10 vergifteten Hostien
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Christin | 10.07.2020 02:10
Schade das man nicht sehen kann was mit der Jenny passiert, leider ging er zu Ende wo er raus gegangen ist..
>> antworten
toxic | 14.05.2012 15:16
Ne Idee, wo man den bekommt?
Amazon versagt hier.
toxic | 14.05.2012 15:21
Ok mit Originaltitel schon gefunden...viel zu teuer.
Oh Mann, erst denken, dann schreiben.
toxic | 14.05.2012 15:23
Ok, mit Originaltitel hab ich ihn gefunden, viel zu teuer.
Notiz an mich selbst: erst denken, dann schreiben.

Achso, schöne Kritik ma wieder.
Chris | 14.05.2012 21:26
Schau mal bei amazon uk oder bei Planet Axel vorbei. Da gibt es die
DVD (Suchbegriff: The Confessional) um einiges günstiger. Und danke!
: )
toxic | 15.05.2012 18:36
Sehr guter Tipp. Vielen Dank.
>> antworten