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Immer Ärger mit 40

Immer Ärger mit 40

OT: This is 40
KOMÖDIE: USA, 2012
Regie: Judd Apatow
Darsteller: Paul Rudd, Leslie Mann, Maude Apatow, Iris Apatow, Megan Fox

STORY:

Exzessives Abstrampeln auf dem Rennrad ist schlecht für die Potenz. Kein Wunder, dass Pete, der demnächst 40 wird, zu Viagra greift. Was seine Frau Debbie, geboren 1974 oder 1976, nur mäßig erregend findet. Man ahnt schon: Es läuft gerade nicht so gut in der Ehe von Pete und Debbie. Geplagt von unerziehbaren Kindern, anstrengenden Eltern und existenzbedrohenden Finanzsorgen müssen sie erkennen, dass sie sich zusammenraufen müssen, um die Krise zu meistern - zur Freude des Zusehers 137 tragikomischen Filmminuten lang.

KRITIK:

"Immer Ärger mit 40" ist natürlich ein grandioser deutscher Verleihtitel, wie ihn nicht einmal ein Til Schweiger-Film verdient hat. In THIS IS 40, seiner ersten Regiearbeit seit dem unterschätzten FUNNY PEOPLE, wagt sich Komödienguru Judd Apatow endgültig in die Gefahrenzone des Midlife-Crisis-Kinos.

Der großartige Paul Rudd gibt das Alter Ego des Regisseurs in dieser unverkennbar autobiographisch gefärbten Tragikomödie. Der Rest ist Family Business: Apatows Ehefrau Leslie Mann spielt die nicht immer nur schmeichelhaft gezeichnete Debbie, die einen mittelschweren Kontrollwahn ihr Eigen nennt, der selbst vor den Ausscheidungsprodukten ihres Mannes nicht halt macht. Da ist es nur verständlich, dass Indierockfan Pete gelegentlich die Fassung verliert. Und dass sich die Kinder (gespielt von den Töchtern des Regisseurs) genervt sich in ihre digitalen Parallelwelten zurückziehen.

Die Pointen sind immer noch sehr dicht gesät in dieser schönen Tragikomödie, die ich als Judd Apatows bislang erwachsenste Arbeit einstufen möchte. Allerdings hat der Autor und Regisseur seinen inneren Schweinehund an die Kette gelegt und die Peniswitz-pro-Filmmeter-Quote spürbar reduziert. An ihre Stelle tritt eine starke dramatische Qualität, die sich ja schon in FUNNY PEOPLE ankündigte. Okay, hier geht es zwar nicht um Leben und Tod, aber doch auch um eher unerquickliche Dinge.

Mit einem in Hollywood selten gewordenen Gespür für die Abgründe im Alltäglichen seziert Apatow das Leben seiner Figuren: Enervierende Streits, sexuelle Frustration und existenzbedrohenden Geldnöte zehren an den Nerven, die Eltern sind gelinde gesagt keine Stütze, und die Kinder sind irgendwann zu respektlosen Ego-Ratten mutiert, die gegen jede noch so brutale Disziplinierungsmaßnahme (Höchststrafe Handyverbot!) immun scheinen.

137 sehr dialogintensive Minuten mäandert der Film so dahin durch die Ängste, Probleme und Neurosen der nicht nur amerikanischen Mittelschicht. Wobei das mit der Mittelschicht so nicht ganz stimmt: Debbie und Pete leisten sich gleich zwei fette Karren (BMW und Lexus) und residieren in einer Protzhütte von Eigenheim, in dem sich auch W. Axl Rose wohlfühlen würde. Dass sie sich den ganzen Luxus nicht einmal ansatzweise leisten können, weil sie - hier stimmt diese widerliche Neoliberalen-Worthülse ausnahmsweise einmal - über ihre Verhältnisse gelebt haben, ist nicht die schlechteste Pointe in diesem Film. Und ein treffendes Statement zur Krise, nebenbei.

Manchem Zuseher wird vielleicht die weitgehende Abwesenheit eines Plots sauer aufstoßen. Aber kommt es bei einer guten Komödie wirklich auf die Handlung an? Gibt es denn im wirklichen Leben so etwas wie Plot, Dramaturgie, "Continuity" oder - ich werd schon grantig, wenn ich das Wort nur höre - Logik? Ich für meinen Teil liebe vielmehr diese unglaubliche Fähigkeit von amerikanischen Komödien, dir die Lachtränen in die Augen zu treiben, dein Herz zu berühren und dazu noch intelligente Kommentare zum Zustand von Staat, Gesellschaft und dem Chaos von Paarbeziehungen im 21. Jahrhundert abzugeben.

Das war ein Test. Ist es jemandem aufgefallen? Der letzte Satz stammt aus der Kritik zu BRIDESMAIDS und er kann wohl als Fazit zu jedem Judd Apatow-Film herhalten. Womit wir auch schon dort angelangt wären.

Immer Ärger mit 40 Bild 1
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Immer Ärger mit 40 Bild 7
FAZIT:

THIS IS 40 ist ein schöner, genau so lustiger wie berührender (und stellenweise auch schmerzhafter und beängstigender) Film. Nach dem Oscar-prämierten SILVER LININGS das zweite Komödien-Must-See in diesem Kinojahr.

WERTUNG: 8 von 10 Cupcakes
Dein Kommentar >>
Ich | 25.07.2013 18:41
Fand den Film langweilig u hab ihn nicht fertig
geguckt. Nix berauschendes ..
>> antworten
Nic | 19.03.2013 03:42
ist der verschreiber "THIRTY" eigentlich absicht? :)
Harald | 19.03.2013 07:17
Das war ein Test ;-)
Nic | 19.03.2013 17:21
wohl nicht der einzige :P
wärst du ein künstler könntest dich mit "great artists
steal" rausreden ;)
>> antworten
jano | 17.03.2013 12:36
Ist eigentlich niemandem sonst die fast schon penetrante apple-
produkte-präsenz aufgefallen? Schleichwerbung und product-
placement versauen mir auch noch den witzigsten film. bin versucht
mein macbook in rente zu schicken...
Harald | 17.03.2013 13:51
Ist mir aufgefallen. Aber auch in recht lustigem Zusammenhang. Ich
sag jetzt nur Hämorrhoiden ;-)
>> antworten
Johannes | 17.03.2013 10:18
Film bildet aber auch eine übersteigerte Wirklichkeit ab, und da tun so ein bisschen Handlung, Dramaturgie und Continuity nicht weh. ;)

Mal abgesehen davon, dass Apatow und Kevin Smith Brüder im Geiste sind - es gibt die eine Sache die sie können und was anderes machen sie dann auch nicht. (Auch wenn Kevin Smith das leider hier und da versucht)
Harald | 17.03.2013 10:54
Weh tut's eh nicht ;-) Und ein bisschen Handlung ist ja auch
vorhanden. Aber sie steht nicht im Vordergrund; der Film driftet eher
so dahin.
>> antworten