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Iron Sky

Iron Sky

SCIENCE-FICTION-NAZI-TRASH: D/FIN/AUS, 2012
Regie: Timo Vuorensola
Darsteller: Julia Dietze, Christopher Kirby, Götz Otto, Udo Kier

STORY:

Wahlkampf in den USA anno 2018 - da muss man sich schon was besonderes einfallen lassen. Also schickt man aus PR-Gründen nach 50 Jahren mal wieder eine Apollo-Mission zum Mond. Dumm bloß, dass auf der Dunklen Seite des Mondes sich was zusammengebraut hat. Nazis planen die Rückkehr - und erheben natürlich Anspruch auf die Führerschaft. Zumindest ihre simplen Botschaften sind aber wie geschaffen für den Wahlkampf der ultrakonservativen Präsidentin: "The world is sick, we are the Doctors!"

KRITIK:

Nazis auf dem Mond! Ich habe schon über die Nazi-Zombies in Norwegen gestaunt, aber als mir vor einen Jahr der Trailer mit der geistreichen Bemerkungen "Was bitte kommt denn da auf uns zu?" von einem Freund zugemailt worden war, ist mir erst mal die Kinnlade runtergefallen. Es ist aber die eine Seite, Erwartungen zu schüren, und eine andere, diese dann einzulösen.

Kurz gesagt, es gelingt IRON SKY eben nicht immer. Was man dann irgendwie auch wieder erwarten konnte. Dabei ist der Auftakt verheißungsvoll. Liebevolle kleine Anspielungen reihen sich aneinander, etwa lieben die Nazis Charlie Chaplins Tanz mit der Weltkugel - den Rest des GROSSEN DIKTATOR kennen sie gar nicht. Und natürlich haben die Deutschen auch auf dem Mond eine Autobahn gebaut.

Der Anfang sieht noch fantastisch aus. Doch sehr bald rumpelt der Film sich dann durch seine Gags. Die sind so gewollt, dass man sie schon von Weitem kommen sieht. Die Anspielung auf DR. SELTSAM kündigt sich im Rollstuhl an, die Hommage an DER UNTERGANG ist zwar im Prinzip genial, aber dann will man mit zusätzlichem Wortwitz noch eins draufsetzen und verheddert sich damit hoffnungslos. Pointen setzen ist eine Kunst, die IRON SKY nicht immer beherrscht.

Dazu kommt, dass sich der Film wahllos zwischen Erde und Mond, notgeilen PR-Beraterinnen und den vereinten Nationen als Kinderspielplatz, Naziführergerangel und großer Weltraumschlacht springt. Es sieht nicht nur so aus, als ob viele Köche im Brei gerührt haben, durch das Crowdfunding wird es wohl auch so gewesen sein.

Andererseits erhebt IRON SKY aber auch nicht den Anspruch, eine feinfühlige Satire zu sein. Er fährt schon ordentliche Geschütze auf, über die man als aufgeklärter Cineast pflichtbewusst den Kopf schütteln muss. Und natürlich muss man die Frage stellen: Darf, soll, kann man über Nazis lachen? Darf man sie mit unserer heutigen Popkultur derart verharmlosen? Darf man die brutale Ideologie so billig durch den Kakao ziehen? Ja, ja, ja!

Denn natürlich stehen die Nazis nicht für sich selbst, sondern sind ein Spiegel unserer heutigen Welt, in der wir auf komplexe Fragen nur noch simple und wenig glaubwürdige Antworten erhalten. Und die Parallelen auf US-amerikanische Interventionspolitik sind durchaus bissige Angriffe, die man dem Film auch an anderer Stelle wünscht.

Aber vor allem darf man auch mal die Ansprüche etwas tiefer hängen. Es muss nicht immer eine historisch korrekte Abhandlung sein. Also, kippen wir mal braune Güllesoße vom Mond über Sarah Palins Klon und lassen wir nordkoreanische Vertreter weiter von ihrem geliebten Führer träumen, der ihnen Ufos baut. Und ergötzen wir uns an einer völlig irrealen, makabren, absurden Idee. Die leider für einen bestimmten Personenkreis nicht absurd genug ist.

Denn egal wie irre eine Idee ist, es gibt immer jemanden, der sie ernst nimmt. Und sei es, dass es Nazis auf dem Mond gibt.

Iron Sky Bild 1
Iron Sky Bild 2
Iron Sky Bild 3
Iron Sky Bild 4
Iron Sky Bild 5
Iron Sky Bild 6
FAZIT:

We come in Peace! Nazi-Exploitation trifft Science-Fiction-Trash in - äh - geiler Optik. Die Gags treffen nicht immer ins Schwarze (oder müsste man sagen, ins Braune?). Aber wann sieht man so einen verqueren Unsinn mal in Breitwand und Farbe? In diesem Sinne: "Schießt die Wichser ab, über die Details unterhalten wir uns später".

WERTUNG: 6 von 10 letzten Blowjobs für den Führer
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
Andreas | 17.04.2012 09:51
so gestern im kino montag gewesen und deswegen ärgere ich mich nicht so sehr, da der spass nur 6,40 EUR gekostet hat.

ich habe eigentlich nichts falsch gemacht, brav 2 bier vor dem kino schnell runtergeschüttet, aber gefallen hat er mir trotzdem nicht...

viel zu wenige gute gags, die meisten brachiale schenkelklopfer. gegen schluss wird der film immer besser, aber leider isses da schon zu spät, um den negativen ersteindruck loszuwerden.

leider ist der film auch zuwenig trashig um als trash gesehen zu werden, auch wenn die coolen trailer das eigentlich nahelegen.

und ja: technisch wirklich super gemacht

trotzdem nur 4 von 10 weltraum-sonden mit waffenbestückung im all
>> antworten
Gregor | 09.04.2012 13:48
Ist ja normalerweise nicht ganz mein Gebiet. Aber da ich jemanden kenne, der als Statist bei dem Film mitgewirkt hatte, musste es in diesem Fall dann natürlich doch sein.

Haben uns den Streifen gestern in Frankfurt gegeben, was schon an sich ein doppeltes Vergnügen bedeutet, da Mainhattan in IRON SKY ja für NYC herhalten muss. Es war schon ein Mordsspaß sozusagen mitten im Geschehen den Film zu schauen.

Auch bin ich so ein wenig über den Entstehungsprozeß informiert. Und ich finde es schon sehr sympatisch, wie hier ein finnischer Regisseur mit Anfangs fast keinem Geld einfach mal losgelegt hat und dann selber gestaunt hat, wie das Projekt über die Jahre dank Crowdfounding und Filmförderung(en) immer größer geworden ist.

Auch das Skript war wohl eine Gemeinschaftsarbeit, an der jeder (Sponsor) mitbasteln konnte. Der Regisseur Timo Vuorensola soll sich selbst am Set vor Freude darüber besoffen haben, wie abtrus ie Handlung mit der Zeit geworden ist.

Auch ich hatte bei angepasster Erwartungshaltung einen Riesenspaß und spreche dem Film gerne eine eindeutige Empefehlung aus (7/10). FUnd für alle Frankfurter ist dieser Film natürlich absolut unumgäglich (8/10).
Marcel | 09.04.2012 14:52
Ja, die Ideen waren für sich genommen alle toll, sie passen nur irgendwie nicht immer zusammen in EINEN Film. Das wird dann zur Nummernshow. Und auch zu gewollt. Aber egal, ich schließe mich durchaus auch 7/10 an.
>> antworten
andypanther | 08.04.2012 18:56
6 von 10? Also ein wenig grosszügiger hättest du da schon sein können.

Okay, vielleicht bin ich ja ein Banause, aber ich hatte bei dem Film einen Lachanfall nach dem anderen und habe es regelrecht genossen, dass die Sache immer chaotischer und sinnloser wurde. Schliesslich habe ich ja genau das erwartet, spassigen Edeltrash. In dieser Hinsicht wurde ich nicht enttäuscht.
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