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Kiss My Blood

Kiss My Blood

VAMPIRDROGENFILM: D, 1998
Regie: David Jazay
Darsteller: Anya Fischer, Nadja Rieger, Thomas Haydn, Benno Fürmann

STORY:

Celina wird Jane und Johns Untermieterin. Als John Jane wieder einmal schlägt, wird er von Celina einfach todgebissen. Celina ist eine Vampirin die sich in Jane verliebt hat. Auch Jane findet Gefallen an der schönen Blutsaugerin und so stünde ihrem Glück eigentlich nichts mehr im Wege. Außer...

KRITIK:

Retrospektiv betrachtet bin ich mir nicht mehr sicher, ob es sich bei KISS MY BLOOD überhaupt um einen Vampirfilm handelt. David Jazay (FLIEGENDE RATTEN) erfüllt zwar die wichtigsten Genre-Parameter indem er die 691 Jahre alte Celina (Anya Fischer) und andere Blutsauger auch mal herzhaft - allerdings ohne dabei allzuviel Kunstblut zu vergeuden - zubeißen lässt. Viel wahrscheinlicher ist es allerdings, dass es sich bei KISS MY BLOOD um einen "Drogenfilm" handelt. Ein solcher Schluss ließe schon der Verweis auf Iggy Pops gleichnamiges Konzert-Video (1991) zu. Da der Film allerdings 1998 produziert wurde und das Credo dieses Jahres lautet: "heroin is so passé.", ist der vampirische Drogenrausch deshalb eher mit jenem durch Ecstasy & Speed induzierten zu vergleichen.

Celina handelt also nach dem auch für die (Vampir)Szene der späten 90er üblichen Motto: "Nach der Party ist vor der Party." So zieht sie, ihre neue Liebe Jane (Nadja Rieger) immer im Schlepptau habend, durch die Berliner Clubs und macht die Nacht zum Tage. Dabei werden alle Klischees der bundeshauptstädtischen Drogen- und Partyszene, mitsamt ihrer Abgefucktheit und Dreckigkeit, bedient. Der Film erinnert hier nicht nur in seinem Setting stark an CHRISTIANE F. - WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO. Wenn sich Celina auf einer Toilette einen Schuss Blut gönnt, die Kamera nach oben fährt und zeigt, dass in der Kabine nebenan genau das Gleiche passiert, wenn sie immer mal auf Turkey ist und sich hartnäckig weigert Jane zum Vampir zu machen weil dies entsetzliche Folgen hätte, dann sind beabsichtigt oder nicht Bezüge zu Uli Edels Antidrogenfilm unverkennbar.

Visuell hat man manchmal das Gefühl, KISS MY BLOOD könnte eine Hommage an die alten Großmeister des deutschen Kinos darstellen, aber eben nur manchmal. Größtenteils gleicht der Film, um wieder zum Ausgangspunkt zu kommen, einem Drogenrausch. Viele Jumpcuts, abstrus aneinander montierte Handlungsstränge und der unmotivierte Einsatz von Farbfiltern lässt das Publikum zeitweise rot sehen. Es ist manchmal so schwer der Handlung zu folgen, sodass von einer Abstinenz des Regisseurs gegenüber Drehbüchern ausgegangen werden kann. Was eigentlich verwundert, wurde der Film doch in Zusammenarbeit mit der HFF-München realisiert. Manche werden sicherlich Gefallen an dieser Videoclipästhetik finden, ich selbst bevorzuge zumindest einen gewissen Grad an Kontinuität.

Deshalb nochmals zurück zum Drogenthema. Was wäre die 90erjahre Pillenszene ohne guten Technosound?! Geliefert wird dieser teilweise von Mijk van Diyk, der dem/der ein oder anderen (Berliner) Loveparade-Besucher(in) noch in bester Erinnerung sein dürfte. Der Sound ist zwar mitunter passend, ob er qualitativ hochwertig ist, mag jeder selbst entscheiden. Für den mystischen Touch sorgt dann noch Rodney Orpheus (Cassandra Complex) mit seinem düsteren 80er-Jahre-Sound. Immer malwieder war mir auch so, als ob ich Vögel schreien gehört hätte und ich irrte nicht, denn auch Oscar Sala hat sein Trautonium im Spiel. Die Konfusität des Scores ist somit mindestens äquivalent zu jener des Plots. Auf Soundebene hat mir dies zugegebenermaßen aber relativ gut gefallen. Abgemischt ist das Ganze allerdings extrem grausam. Hier muss man sich entscheiden, was man lieber hört - leise Dialoge und die Musik sowie das Geschrei der Darstellerinnen in Überlautstärke, oder Musik und Geschrei in Normallautstärke und keine Dialoge mehr.

Eigentlich gibt es nichts weiter zu sagen, außer dem Hinweis, dass sich in KISS MY BLOOD neben recht akzeptablen Schauspielerinnen auch einige richtig kreative Szenen befinden und einem fetten Dankeschön an Anna, Markus und Martin fürs durchhalten und die kritischen Bemerkungen.

Kiss My Blood Bild 1
Kiss My Blood Bild 2
Kiss My Blood Bild 3
Kiss My Blood Bild 4
Kiss My Blood Bild 5
FAZIT:

Die Konfusität der Handlung in KISS MY BLOOD verhält sich äquivalent zu jener des Scores. Dies führt zur Annahme, es handle sich hier um einen Drogenfilm unter dem Deckmantel eines Vampirfilms. Gestalterisch irgendwo zwischen Murnau, Edel und einer billigen Videoclipästhetik mit Farbfiltern angesiedelt, ist der Film zwar interessante, aber dennoch schwere Kost.

WERTUNG: 4 von 10 Farbfiltereinsätzen
Dein Kommentar >>
Fedi | 13.06.2014 19:49
Oh Mann! Danke, dass du mich an die Dandy Warhols
erinnert hast. Das hab' ich ja seit Jahren nicht
mehr gehört!

Feine Rezi - du schaust übrigens merkwürdige Filme.
Der Film klingt für 4/10 gar nicht mal so schlecht.
Nur anschauen werd' ich ihn mir trotzdem nicht. ;)
a-l-e-x | 15.06.2014 10:31
das mit den merkwürdigen Filmen resultiert aus meiner "kauf die Katz
im Sack" (aber nur um 1-3 Euro) Taktik ;-)
Federico | 16.06.2014 14:50
Ah, die guten alten Wühltisch-Filme. Always Schund.
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