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Lange Beine, kurze Lügen und ein Fünkchen Wahrheit…

Lange Beine, kurze Lügen und ein Fünkchen Wahrheit…

OT: Assassination of a High School President
FILM NOIR, HEIST-MOVIE: USA, 2008
Regie: Brett Simon
Darsteller: Reece Thompson, Bruce Willis, Mischa Barton, Luke Grimes

STORY:

Bobby Funke (gesprochen wie das Musikgenre Funk, doch jeder spricht den Namen wie das Modewort funky) ist Redakteur an der Zeitung seiner High School. Gleichzeitig ist er der Loser unter den Losern. Doch als er aufdeckt, dass der Schülersprecher Paul Moore alle SAT-Tests gestohlen hat, erfährt er einen sozialen Aufschwung. Alle respektieren ihn, die schöne Francesca verliebt sich in ihn und er ist einem Stipendium seines Wunschcolleges so nah wie noch nie. Doch erst später entdeckt Funke, dass hinter seiner Story eine noch größere Story steckt…

KRITIK:

Dieser Film bestätigt wieder einmal das Sprichwort: "Zu viel Genres verderben den Film". Was anfangs nach dem Experiment Film Noir in einer modernen High School klingt, welches bereits 2005 Brick gewagt und mit Bravour bestanden hat, lässt (leider) noch einige andere Genres einfließen.

So erkennt man typische Elemente aus den smarten Heist-Movies im Stile von Lucky # Slevin oder der "Oceans"-Reihe, doch anders als in den genannten Filmen gibt es weder eine geniale Wendung, noch die Zusammenarbeit verschiedenster, skurril-interessanter Charaktere. Diese werden zwar eingeführt, in Form der Außenseiter, doch bei dieser Einführung bleibt es auch, wahrscheinlich um Funke den Status des einsamen Antihelden alla Sam Spade ("Die Spur des Falken") zu erhalten.

Doch diese Wirkung erzielt er nur selten, da mit Funkes journalistischen Erfolg auch ein sozialer Aufschwung einhergeht, mit dem sich auch ein neues Genre präsentiert, welches das Niveau in tiefste Untiefen versinken lässt. Die "Teenager-Komödie". Wie in einer weitaus schlechteren Version von "American Pie" werden am laufenden Band Dialoge unter jeder Gürtellinie, über das richtige Verstecken von Erektionen und voller Metaphern für den weiblichen Intimbereich, geliefert, was eher zur Fremdscham als zu Bauchschmerzen durch Lachanfälle führt. Auch wenn es "romantischer" wird, sind die Dialoge leidtragend, da sie zum einen hölzern und zum anderen inhaltslos sind. Also idealer Zeitpunkt zum holen von neuen Getränken.

Falls die Besorgungen etwas länger dauern sollten, macht das nichts, da es lange keine Entwicklung in der Handlung gibt und sich jegliches Mysterium am Ende von selbst löst, mit kaum Hilfe vom Protagonisten.

Doch glücklicherweise gibt es noch einzelne Lichtblicke: Zum einen wären da die zwei kurzen Szenen über die zahlreichen verhauten Fahrprüfungen des Protagonisten, der beim rückwärts einparken in die perfekte Parklücke einen Kommentar abgibt, der aus dem Munde von vielen Regisseuren stammen könnte: "Für mich ist vor allem die Ästhetik entscheidend". Zum anderen überzeugt Bruce Willis in seiner Rolle als regelgetreuer, strenger Direktor mit Fußprothese, Kriegsveteranenallüren und starken Gefühlsschwankungen zwischen patriotischem Gemeinschaftsgefühl und ärgstem Misstrauen. Auch Luke Grimes überzeugt in seiner Rolle als neuer und korrupter Schülersprecher Marlon Piazza, der mit seinen ebenso überzeugenden Lakaien einen Drogenring leitet.

Der Rest der Charaktere enttäuscht aber. Das ist besonders Schade beim nihilistisch-antibürgerlichen aber intelligenten Rocky (Zachary Booth), der zuerst eine enorme Coolness ausstrahlt. Dann lange von der Leinwand verschwindet und schlussendlich Gesundheit propagiert ("Mens sana in coropre sano"), gläubig wird ("…und bete, dass sie anruft") und sich gar zum Affen macht um einen Geldschein mit seinen Fingerspitzen erreichen zu können. Die Punkgöre Landis mit ihrer geheimen, gutbürgerlichen Passion erhält zu wenig Aufmerksamkeit und Mischa Barton gibt eine miserable Femme Fatal ab, was besonders in der Schlussszene auffällt, die einen ähnlichen Verlauf wie die finalen Szenen in "Brick" oder "Die Spur des Falken" hat, jedoch bei weitem nicht so intensiv auffällt.

Auch eventuelle Anspielungen auf eine Reihe von Filmen, wie zum Beispiel "Einer flog über das Kuckucksnest", können den Film in keinster Weise retten.

Was ich durch diesen Film auf jeden Fall gelernt habe ist: "Schaue nie einen Film aufgrund eines interessanten Covers und begnüge dich nicht mit einem kurzen überfliegen des Plots." Dieser Ratschlag kann vor einem tiefen Griff ins Klo (um die Tiefe zu verbildlichen sei die berühmte Kloszene in "Trainspotting" empfohlen) und sollte von jedem Anfänger befolgt werden.

Lange Beine, kurze Lügen und ein Fünkchen Wahrheit… Bild 1
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Lange Beine, kurze Lügen und ein Fünkchen Wahrheit… Bild 3
Lange Beine, kurze Lügen und ein Fünkchen Wahrheit… Bild 4
FAZIT:

Ein Genremix bestehend aus Film Noir, Heist-Movie und Teenager-Komödie. Die Ausführung scheitert an zu vielen guten und weniger guten Einfällen, die anscheinend nicht vereinbar waren und mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Wer sich durch den Plot angesprochen fühlt, sollte sich lieber "Lucky Slevin" oder "Brick" zu Gemüte führen.

WERTUNG: 4 von 10 bestandenen Fahrprüfungen
TEXT © Dorian Pirpamer
Dein Kommentar >>
Nerdy | 24.05.2011 21:10
Allein der Filmtitel, sowohl Original als auch "Ãœbersetzung", ist schon Bullshit!
Dorian | 25.05.2011 22:24
DIesem Fakt habe ich definitiv zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt^^
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