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Lautlos im Weltraum

Lautlos im Weltraum

OT: Silent Running
SCIENCE-FICTION: USA, 1972
Regie: Douglas Trumbull
Darsteller: Bruce Dern

STORY:

Freeman Dowell (Bruce Dern) und seine Besatzung hüten in ihrem Raumschiff die letzten Pflanzen und Wälder der Menschheit. Als diese Mission aufgrund kommerzieller Erwägungen eingestellt werden soll, fasst Freeman den Plan, die Besatzung auszuschalten und das Raumschiff zu entführen, um die Wälder für eine bessere Zukunft zu retten.

KRITIK:

SILENT RUNNING, so der Originaltitel, ist ein Begriff aus der U-Boot-Sprache und bedeutet soviel wie Schleichfahrt. Genau das hat Freeman vor, abtauchen und für seinen Gegner unsichtbar werden. Die Umkehrung von militärischer Aktionen zum Friedenszweck zieht sich durch den ganzen Film, sie wirkt aus heutiger Sicht vielleicht etwas aufgesetzt, ist aber zum Zeitpunkt der Entstehung - also während des Vietnamkrieges - durchaus logisch. Ironischerweise wurde der Film in einem ausrangierten, vietnamerprobten Flugzeugträger der US-Navy gedreht, der 'Valley Forge', und den gleichen Namen erhielt auch das Raumschiff im Film.

Um es deutlich zu sagen: LAUTLOS IM WELTRAUM hält mit seiner Botschaft nicht hinterm Berg. Joan Baez singt das Titelthema des Films, Bruce Dern läuft in Wallegewändern durch den Film, stellt Befehle in Frage und versucht erst gar nicht, seine Besatzungsmitglieder zur Umkehr zu überzeugen, er predigt auf sie ein. Allerdings ist sein Standpunkt verständlich - viel Zeit zum Diskutieren ist nämlich nicht mehr. Auf der Erde ist der Klimawandel nicht im Gange, sondern abgeschlossen, überall herrschen gleiche Temperaturen. Man ernährt sich von künstlicher Nahrung, ohne zu fragen, woraus diese besteht, und übt sich ansonsten im blinden Gehorsam.

Dabei geht die Gefühlskälte soweit, dass einfache Roboter anscheinend mehr Gefühle, Respekt, Rücksichtnahme und vor allem Treue füreinander empfinden als Menschen. Diese Roboter sind der heimliche Star des Films, Huey, Dewey und Louie (Tick, Trick und Track) bleiben an Freemans Seite, helfen ihm bei der Gartenarbeit und beim Zeitvertreib beim Pokern. Dabei sitzt ihnen durchaus der Schalk im Nacken. Fühlende Computer kennt man natürlich aus 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM.

Regisseur Douglas Trumbull war für die Spezialeffekte von 2001 verantwortlich, vor allem für das Sternentor zum Ende des Films, das sich beim Saturn öffnen sollte. Die Saturnringe waren jedoch für die Effektleute ein Problem, das nicht gelöst werden konnte, daher verlegte man das Sternentor zum Jupiter. Trumbull ließ das keine Ruhe und drehte nach Fertigstellung von 2001 dann doch noch seine Saturnringe. Für LAUTLOS IM WELTRAUM reproduzierte er diese Einstellungen.

Die für das Sternentor entwickelte Slit-Scan-Technik verwendete Trumbull, um einen Durchflug durch die Saturnringe zu simulieren, in einem frühen Drehbuchstadion sollte die Reise danach sogar wie in 2001 zu einem Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz führen. Dennoch war LAUTLOS IM WELTRAUM ein vergleichsweise preiswert produzierter Film, die Beschränkungen sind bei einigen Effekten durchaus sichtbar. Jedoch nicht bei den Modellen: die 'Valley Forge' war 8 Meter lang, im Vergleich zur 16 Meter langen 'Discovery' aus 2001 zwar klein, aber immer noch imposant angesichts etwa der 91 cm, die der Sternenzerstörer in STAR WARS ausmachte. Aber das ist eine andere Welt.

Lautlos im Weltraum Bild 1
Lautlos im Weltraum Bild 2
Lautlos im Weltraum Bild 3
Lautlos im Weltraum Bild 4
Lautlos im Weltraum Bild 5
FAZIT:

Rettet die Natur und hört Joan Baez! LAUTLOS IM WELTRAUM ist der Science-Fiction-Film der Flower-Power-Peace-Generation. Ein anrührendes Dokument eines Lebensgefühls im Gewand eines intelligenten Science-Fiction-Films, leider aktueller denn je.
Am 17. April kommt der Film bei Koch Media auf einer Blu-ray mit wunderschönen Bild heraus.

WERTUNG: 8 von 10 Ökobotschaften aus der Zukunft
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
Ralph | 08.04.2010 17:10
Danke für die Review. Der Film liegt auch schon seit Monaten bei mir herum. Jetzt muss ich ihn mir wirklich bald ansehen.
Ralph | 22.08.2010 18:46
So, endlich angesehen. War ein toller Film. Was mir am besten gefiel, war dieser dialektische Ansatz auf der einen Seite utopischen Idealen hinterherzulaufen, ohne ins lächerliche abzugleiten und auf der anderen Seite diese gleichzeitig zu dekonstruieren. Die schönsten Ideen bringen nu8n mal nichts, wenn man der einzige ist, der daran glaubt...
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