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Mother of Tears

Mother of Tears

OT: La Terza Madre
HORROR: I, 2007
Regie: Dario Argento
Darsteller: Asia Argento, Udo Kier, Cristian Solimeno

STORY:

Die letzte von drei mächtigen Hexen, die Mater Lachrymarum - Mutter der Tränen - stürzt ganz Rom in ein Chaos aus Tod und Gewalt. Sarah, die Tochter einer Weißen Hexe soll sich der grausamen Hexe und ihrem nicht minder mörderischen Gefolge entgegenstellen. Doch alldiejenigen, die ihr bei dieser Mission beistehen, sterben einen grausamen Tod. Und auch Sarah wird gnadenlos von den teuflischen Mächten verfolgt…

KRITIK:

Nicht wenige halten SUSPIRIA und INFERNO aus den Jahren 1977, bzw. 1980 für absolute Höhepunkte im Schaffen des großen Dario Argento. Und viele, viele Fans dort draußen warten schon lange sehnsüchtig darauf, dass der exzentrische Filmemacher seine als Trilogie angelegte Geschichte um die "Drei Mütter", deren ersten beiden Parts die oben genannten Titel sind, endlich vollendet.

Und Argento ließ sie alle warten. Der Abschluss des Dreiteilers wurde immer und immer wieder verschoben; zwischenzeitlich hieß es gar, dass Argento den ersehnten dritten "Mutter" - Film gar nicht mehr in Angriff nehmen wolle. So gingen die Jahre und schließlich die Jahrzehnte ins Land.

Und nun schreiben wir das Jahr 28 nach INFERNO und der einst unumstrittene Meister, der uns soviele Genrejuwelen beschert hat, befindet sich heute auf dem absteigenden Ast. Fakt ist, dass Argento seit dem unterschätzten SLEEPLESS aus dem Jahr 2001 keinen guten Film mehr auf die Reihe bekommen hat.

Alles, was nach SLEEPLESS kam, verdient entweder die Bezeichnung Schrott (THE CARD PLAYER) oder ist identitätslos (die Beiträge zur MASTERS OF HORROR - Reihe). Und ausgerechnet in seiner Schwächephase wendet sich der Italiener der grandiosen "Mütter" - Reihe zu, die er aller Fanwünsche zum Trotz solange ignoriert hat. Der gewählte Zeitpunkt hat einen Beigeschmack. Will sich da jemand mit den klingenden Namen der Madres Suspiriorum, Tenebrarum und Lachrymarum rehabilitieren? Verlorene Fans zurückgewinnen?

Ob dieses Unterfangen gelingt; nun, Zweifel sind mehr als berechtigt. Um es gleich vorwegzunehmen: Für diejenigen, die SUSPIRIA und INFERNO wegen ihrer speziellen Atmosphäre verehren, stellt MOTHER OF TEARS eine maßlose Enttäuschung dar.

Die Geister dieser beiden Meisterwerke - das Unheimliche, das Surreale, das Okkulte - hat Argento im dritten Teil mit extremsten Gore exorziert. Sie sind entschwunden und nur noch in ein paar wenigen Szenen spürbar, welche von Argento nach Art des alten Argento gestaltet wurden. Aber diese Momente sind rar.

Vielmehr suhlt sich die MOTHER OF TEARS in Blut und Eingeweide. Gorehounds dürften - zumindest bei der mir vorliegenden ungeschnittenen US-DVD von Dimension Extreme - auf Wolke Sieben schweben, angesichts der zahlreichen durchschnittenen Kehlen, der vaginalen Pfählungen, der Gedärme, die aus aufgeschlitzten Bäuchen rutschen, der ausgeweideten Kinderleichen… Special(FX)-Agent Stivaletti macht die Blood & Guts-Fraktion froh und MOTHER OF TEARS zum mit Abstand splattrigsten Argento bis dato. Und wenn man den Film als italienische Besinnung auf alte Goretage betrachtet, funktioniert er auch ganz gut.

Aber so einfach ist es leider nicht. Schließlich ist dieser Streifen ein Argento und darüber hinaus direkter Nachfolger zweier Meisterwerke. Da kann und müssen die Maßstäbe andere sein. Und wenn man diese anderen Maßstäbe anlegt, setzt es Enttäuschung um Enttäuschung.

Eine davon ist Asia Argento - in vielen Werken ihres Vaters gesetzte Leading role gibt sie in MOTHER OF TEARS die sicherlich traurigste Vorstellung ihrer Karriere. Eine ganz schwache Leistung der sonst so charismatischen Italienerin.

Andere tragende Elemente in einem "Mütter" - Film sind die gesichtslosen Killer des Bösen und selbstverständlich die Hexen. Während man erstere - die hier neuerdings von einem fiesen Äffchen unterstützt werden - noch durchgehen lassen kann, sind letztere schlichtweg lächerlich. Die Szenen, wo die Hexenclique wie eine Horde schwererziehbarer Jugendlicher auf Tagesausflug pöbelnd durch eine Bahnhofshalle zieht, sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Wo sind bitte die unheimlichen alten Damen, die einst in SUSPIRIA die Ballettschule leiteten? Oder die seltsamen Frauen, die der Mater Tenebrarum in INFERNO dienten?

Fort - sie wurden nicht adäquat durch unfreiwillig komische, grell geschminkte Hexenkarikaturen ersetzt. Auch wirkt das okkulte Moment in MOTHER OF TEARS mit seinen überall plakativ prangenden Pentagrammen, mysteriösen Symbolen und Geheimschriften fast schon kitschig. Da wirken SUSPIRIA und INFERNO, die auf solchen Firlefanz gänzlich verzichtet haben, um Welten böser.

Wenn Argento sagt, dass er für MOTHER OF TEARS einen anderen Stil gewählt hat, weil er sich nicht wiederholen will, so ist das in meinen Augen keine Frage des Wollens, sondern eine des Könnens.

Und der Verdacht liegt nahe, dass der Mann, der in vergangenen Tagen einen Geniestreich nach dem anderen abgeliefert hat, es - im Gegensatz zu seinem Komponisten Simonetti von den Goblins; die Musik ist super - einfach nicht mehr kann.

Mother of Tears Bild 1
Mother of Tears Bild 2
Mother of Tears Bild 3
Mother of Tears Bild 4
Mother of Tears Bild 5
Mother of Tears Bild 6
Mother of Tears Bild 7
FAZIT:

Bluthunde dürfen ob der Grausamkeit der MOTHER OF TEARS in Freudengeheul ausbrechen; erinnert diese doch sehr an die blutroten Jahre des italienischen Splatterkinos in den Achtzigern. Liebhaber der ersten beiden "Mütter" - Filme könnten sich nach diesem Film eventuell wünschen, die Trilogie wäre nie vollendet worden.

WERTUNG: 5 von 10 teuflischen Zirkusäffchen
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Sebastian | 28.03.2018 22:09
Ich fand den Film gut. Sicher kein Meisterwerk wie Suspiria oder Inferno, aber dennoch wird die Geschichte fortgeführt und zwar mit einer hohen Spannung und einer bedrückenden Atmosphäre. Schön, dass Argento die Mutter der Tränen optisch nach ihrem Auftritt in Inferno ausgewählt hat. Und toll, dass viele der alten Schauspielergarde wieder zu sehen sind. Hier steckt Liebe im Detail im vorliegenden Werk und das präsentiert im mystischen Gewand der ewigen Stadt. Das weiß ich zu würdigen und bin froh, dass uns Argento diesen Teil noch geschaffen und geschenkt hat.
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cecil B | 14.09.2011 18:14
Natürlich ist Mother of Tears ein grottenschlechter Film. Argento hat einfach keine Lust die Erwartungen der Menschen immer zu befriedigen. Giallo, in dem sie Argento Oskar Preisträger stecken und MOT sind eine Persiflage auf die Erwartungen. In MOT werden fast alle Argento Klassiker durch den Kakao gezogen. Wenn Tarantino Präsentiert auf der DVD stehen würde, wären sich viele dieser gelungenen Midnight Movie verarsche bewusst. Argento ist einfach Punk
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Nic | 18.10.2008 21:12
yeah, dario argento's zeit ist um. er lässt nun keinen zweifel mehr zu ;)

nur wem ganz ganz fad is sollte sich den ansehen :p
ghostdog | 02.11.2009 09:06
Zumindest in der Uncut Fassung geht`s ganz schön zur Sache und dürfte deshalb für Gorehounds und Splatterfans schon interessant sein.
Die mysthische Atmosphäre der anderen zwei "Mutter"-Filme wird natürlich nicht erreicht. Ebenso fehlen die schönen Kamerafahrten und Farbkompositionen der Vorgänger.
Aber splattern tut`s gut!
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