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Pinup Dolls on Ice

Pinup Dolls on Ice

HORROR: Kanada, 2013
Regie: Geoff Klein, Melissa Mira
Darsteller: Karine Kerr, Suzi Lorraine, William Jarand, Kyla Shinkewski, Melissa Mira Jordan, Mae Antoinette

STORY:

Die Pinup-Dolls, ein heisser Retro-Striptease-Act, gastieren zum Saisonende für eine Nacht in einem Camping-Resort. Ihre aufreizende Show weckt leider auch das Verlangen des verrückten Triebtäters Moe, der seine weiblichen Opfer erst brutal ermordet und sie dann für spätere Vergnügungen auf Eis legt. Eine nach der anderen wird von dem blutigen Schlitzer mit der Axt gejagt und erlegt. Um die Schlachtnacht zu überleben ist mehr als gutes Aussehen gefragt... (Klappentext)

KRITIK:

Langsam habe ich das Gefühl, dass ich inoffiziell die „Kanadischen Wochen“ für mich ausgerufen habe. Das fing vor zwei Wochen an mit GINGER SNAPS, GINGER SNAPS 2 und GINGER SNAPS 3 - DER ANFANG. Dann ging es weiter mit DÜSTERE LEGENDEN 2 - THE FINAL CUT - der wird ebenso wie DÜSTERE LEGENDEN in nächster Zeit noch besprochen - und jetzt landete die Scheibe von PINUP DOLLS ON ICE in meinem Abspielgerät. Ganz schön viel intelligenteres Amerika, aber ganz ehrlich, wie könnte ich einem Slasher mit so einem verführerischen Titel widerstehen? Eben.

Interessanterweise wurde der Film bereits 2013 produziert, fand aber erst 2015 einen deutschen Verleih. PINUP DOLLS ON ICE ist die Fortsetzung vom 2009 gedrehten Slasher BIKINI GIRLS ON ICE, den ich bisher nicht kannte, dem aber offenbar bereits 2012 eine geschnittene Auswertung in Deutschland angetan wurde, während die lieben Österreicher mit der ungeschnittenen Fassung belohnt wurden. Wie ich der IMDb entnehmen kann, ist zumindest Regisseur Geoff Klein - der das Drehbuch für den ersten Teil geschrieben hat - mit von der Partie und Moe Darsteller William Jarand. Es scheint sich bei beiden Filmen um Independent-Filme zu handeln, laut der Filmdatenbank wurde zumindest PINUP DOLLS ON ICE komplett ohne fremde Hilfe, wie Crowdfunding, produziert. Für diese Leistung haben die Macher meinen vollen Respekt.

Auch wenn PINUP DOLLS ON ICE eine Fortsetzung ist, ist es nicht weiter tragisch, den ersten Teil nicht gesehen zu haben - fast wäre ich so fies zu sagen, man muss nicht mal diesen Teil gesehen haben, aber dazu gleich mehr. Die Geschichte steht für sich und das einzige, das beide Filme verbindet ist der Eis-Fetischist Moe. Wobei ich von Geschichte nicht wirklich reden möchte, denn „Irrer Killer jagt Burlesque-Tanztruppe“ ist auch schon alles was passiert. Ernsthaft. Das Drehbuch ist nichts weiter als eine Niederschrift der Dialoge und eine Aneinanderreihung der Mordszenen an den Mädchen. Ohne dramaturgisches Konzept, ohne Spannungsbogen, eigentlich ohne alles.

Es gibt in PINUP DOLLS ON ICE keine Hauptfigur. Die einzige Person, die man mit etwas Wohlwollen noch als Hauptfigur bezeichnen könnte, ist Campbesitzerin Joy. Aber das einzige was wir über sie erfahren, ist, dass ihr Vater gestorben ist, sie sein Gewehr geschenkt bekommen hat und sie den Sheriff kennt. Es gibt keinerlei Identifikationspotential, so gut wie keinen Hintergrund zu ihr, nichts. Da ist es dann auch nicht weiter schlimm, dass das was mit ihr im Laufe des Films passiert sehr unbefriedigend ist. Sehr, sehr flach.

Flach trifft’s eigentlich sehr gut. Zwar ist keiner der Damen wirklich flach, oben rum – hrhr –, aber ich würde sie nicht mal wirklich als Filmfiguren bezeichnen. Selbst „Abziehbilder“ wäre ein zu netter Ausdruck. Ich meine, gut, ich sehe ein, dass der Slasherfilm nicht gerade für seine feine Figurenzeichnung bekannt ist und auch die Pappnasen die durch die FREITAG DER 13.-Filme und Konsorten gerannt sind, waren im Grunde nichts weiter als laufendes Hackfleisch. Aber die hatten wenigstens noch so etwas wie einfache Attribute zugewiesen bekommen – der Weiberheld, der Spaßvogel, die Campmatratze. Aber nicht einmal das haben die Damen in PINUP DOLLS ON ICE abbekommen. Malone ist die einzige, neben Joy, deren Name ich mir gemerkt habe, oder merken konnte. Sie ist die Taffe, die die gerne mal zupackt. Damit hat sie ein Attribut, das sie vom Rest unterscheidet. Das war’s aber auch schon. Keine der Anderen hat – und sei es rudimentär – etwas abbekommen, das sie von den anderen unterscheidet. Selbst optisch ist das eher schwer – zum Glück haben sie unterschiedliche – niedliche, muss ich zugeben – Uniformen an.

Dazu kommt, dass sich alle - und damit meine ich wirklich alle - in diesem Film benehmen wie die letzten Deppen. Man könnte fast meinen sie würden es darauf anlegen abgeschlachtet zu werden. Selbst der Sheriff ist ein Vollidiot vor dem Herrn, der es meiner bescheidenen Meinung nach nicht besser verdient, als Moe in die Hände zu fallen. Würden die Weiber in diesem Film – von den zwei Typen die da noch rumlaufen, will ich gar nicht erst reden; die sind eh genetisches Ausschussmaterial – auch nur für zwei Sekunden ihre Gehirne einschalten und nicht auf geistigen Leerlauf schalten, könnten einige von ihnen durchaus überleben.

Wirklich schade ist, dass dadurch kaum Spannung aufkommen kann, denn wie sollte man mit den Tänzerinnen oder den beiden männlichen Nasenbären mitfiebern oder Mitleid haben, wenn sie so gut wie gar nicht existieren, nicht mal wirklich Namen haben. Also gut, Namen haben sie schon, aber ich glaube der Drehbuchautor ist der einzige der sich die Mühe gemacht hat, sich die überhaupt zu merken. Problematisch ist, dass man die Morde auch nicht einfach abfeiern kann – wie bei einigen Genrekollegen –, denn dafür sind sie grafisch zu explizit, zu brutal, zu ernst – darauf werde ich gleich noch näher eingehen. Hinzu kommt, dass man die Tricks des Autoren nach 10 Minuten durchschaut hat. Jedes Mal wenn es spannend werden könnte, wenn die Möglichkeit gegeben ist, dass gleich etwas passieren könnte – passiert nichts. Jedes Mal löst sich das bisschen Spannung in einem falschen Schreckmoment auf, der nicht mal wirklich erschreckt – wirklich erschreckend ist lediglich, dass eine der Camp-Mitarbeiterinnen sagt, dass sie „grade kacken war“.  Danach geht sie – obwohl sie eigentlich den Generator oben im einsamen Wald checken sollte – erstmal im abgelegensten Klohäuschen der Welt ein Ei legen. Dass sie das nicht überlebt, dürfte klar sein, denn es passiert ja eigentlich nichts. So wie immer, wenn der Killer zuschlägt. Er kommt, er schlachtet, er geht. Spannung? Fehlanzeige. Schreckmoment? Nicht im Geringsten.

Zumal Moe jedes Mal durch lautes Grunz-Geschnaufe, schon aus zehn Kilometern Entfernung, auf sich aufmerksam macht. An und für sich ist er eigentlich ein recht lässiger Killer, mit einem schlichten Hinterwäldler vom See-Design. Aber um ehrlich zu sein hört er sich an wie ein asthmatischer Eber zur Brunftzeit und das kann auf Dauer – vor allem im Finale – mächtig nerven. Da macht das akustisch auch keinen Unterschied ob er einfach durchs Camp rennt oder die Leichen… naja, ihr könnt’s euch vorstellen. Wer den Film sieht, muss es leider auch sehen.

Ich möchte Autor Michael Penning jetzt keine absolute Talentbefreiung attestieren. So komisch sich das auch anhören mag. Im Grunde hat er verstanden, wie das Genre funktioniert und schafft es weitestgehend auch die „„„Geschichte“““ – jap, extraviele Gänsefüßchen – voranzutreiben. Aber eben nur sehr, sehr rudimentär. Aber ich empfehle ihm doch einfach mal ein paar Bücher übers Drehbuchschreiben zu lesen, vielleicht auch das ein oder andere Seminar zu besuchen, ein paar der guten Genrevertreter anzusehen und deren Drehbücher zu lesen. Mit viel, viel Übung könnte er dann sogar ein wirklich gutes Drehbuch abliefern, so richtig mit Spannung, Figuren, Atmosphäre, Schreckmomenten und allem was einen guten Slasher so ausmacht.

Interessanterweise ist PINUP DOLLS ON ICE – auch wenn sich das so lesen mag – kein durchweg schlechter Film, denn die Inszenierung von Geoff Klein und Melissa Mira ist ambitioniert und auch recht gelungen. Sie schaffen es zwar nicht Spannung aufzubauen, aber doch eine gewisse Atmosphäre, vor allem im letzten Drittel, wenn die Hölle im Camp losbricht. Zusammen mit der routinierten Kameraarbeit von Jean-Claude Leblanc, der seltsamerweise noch nicht viel im Filmbereich gearbeitet hat, sorgen sie für ein Tempo, das die nicht vorhandene Spannung immerhin wettmacht. Und auch wenn die Todesszenen manches Mal – auf Grund darstellerischen Übereifers – leicht ins trashige abrutschen, sind sie doch packend in Szene gesetzt.

Apropos Trash. Davon hat PINUP DOLLS ON ICE einiges zu bieten – manches Mal gewollt, meistens unfreiwillig. Zum Beispiel durch die bereits erwähnte Kloszene und andere kleinere Patzer – so flieht Malone beispielsweise vor dem Killer und hämmert gegen eine Tür und bittet darum sie rauszulassen, BEVOR sie überhaupt versucht sie aufzumachen – gibt es eigentlich immer etwas zu lachen und so schafft es der Film, unterstützt durch die kurze Laufzeit, doch noch zu unterhalten.

Die Schauspielerinnen geben sich alle redlich Mühe, dass es sich nicht um Profis handelt, merkt man kaum und wenn, dann ist’s auch egal, weil vieles an PINUP DOLLS ON ICE eh schon trashig ist. Die einzige Aktrice mit mehr Erfahrung ist Suzi Lorraine, die unteranderem in LORD OF THE G-STRINGS mitgespielt hat – den habe ich zwar gesehen, an ihr Gesicht kann ich mich allerdings nicht erinnern, hrhr. Vielleicht sollte ich den auch mal besprechen, schlecht ist der nämlich nicht. Als Blödel-Parodie gesehen, für einsame Stunden mit Kleenex und Handcreme taugt er nicht wirklich.  Ansonsten in Erinnerung geblieben ist mir lediglich Kyla Shinkewski, Karine Kerr und Melissa Mira – die Malone spielt – und in ihrer Todesszene vielleicht etwas dick aufträgt, aber ansonsten überzeugend spielt.

In diesem Sinne: „Fuck. Bitch. Skank.“ – Worte aus denen die Dialoge hauptsächlich bestehen.

Pinup Dolls on Ice Bild 1
Pinup Dolls on Ice Bild 2
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FAZIT:

PINUP DOLLS ON ICE ist nicht wirklich ein guter Film. Das Drehbuch ist dumm wie Bohnenstroh und auf 1:20 Stunde aufgeblasenes Vakuum. Es gibt keinen wirklichen Spannungsbogen, keine richtigen Figuren, eigentlich nichts weiter als Doofheit, Logiklöcher und dämliche Dialoge. Inszeniert ist das alles aber auf doch ansprechende Weise, weit über Indie-Niveau. Und unglaublich trashig. Allerdings sind die Morde umso brutaler, härter, dreckiger in Szene gesetzt, wodurch sich PINUP DOLLS ON ICE, trotz aller Blödigkeiten, eher weniger für einen lustigen Partyabend eignet – es sei denn ihr geht auf die Partys auf die Charlie Sheen geht. Ihr wisst schon, die Partys auf denen GUINEA PIG 2 gespielt wird.

Durchaus gut gespielt und ästhetisch sehr ordentlich in Szene gesetzt ist PINUP DOLLS ON ICE so vielleicht doch einen Blick wert – vor allem für die Fraktion, die bei einem Slasher keine Handlung braucht, sondern lieber entspannt zusieht wie halbnackte Weiber von einem irren Killer gejagt werden.

WERTUNG: 5 von 10 komischen Haltungen beim Duschen.
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