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Requiem from the Darkness

Requiem from the Darkness

OT: Kyogoku Natsuhiko Kosetsu Hyaku Monogatari
ANIME / HORROR: JAPAN, 2003
Regie: Hideki Tonokatsu
Darsteller: -

STORY:

Auf der Suche nach hundert Geistergeschichten als Material für sein erstes Buch macht sich der junge und tollpatschige Schriftsteller Momosuke auf die Reise durch ein düsteres Japan der Edo-Zeit. Tatsächlich stößt er bald auf einige unheimliche Geschichten - und auf die "Ongyou"; bestehend aus dem gnomenhaften Zauberer Mataichi, der schönen Puppenspielerin Ogin und dem Gestaltwandler Nagamimi. Dieses merkwürdige Trio sucht ebenfalls nach düsteren Legenden und Geistermären und findet dahinter aber zumeist keine Gespenster, sondern kranke, jedoch durch und durch irdische Mörder. Haben sie diese enttarnt und zu einem Geständnis gebracht, dann treten die drei mysteriösen Ermittler als Richter und Henker in Aktion. Somit sind die "Ongyou" eine Art übernatürliches Selbstjustizkommando, welches grausame Mörder und Unmenschen aufspürt, um diese dann mit den rituellen Worten "To the next world we commit Thee!" ihren gerechten Strafen zuzuführen…-

KRITIK:

Dies also ist der Grundstock der 13 Episoden aus dem REQUIEM FROM THE DARKNESS; einer Anime-Horrorreihe aus Japan, die auf 4 DVDs verteilt (und vereint in einer Box) unlängst in England erschienen ist.

Silberling Nr. 1 hört auf den schönen Namen TURMOIL OF THE FLESH und enthält vier Requiems. Die sind mit einer jeweiligen Laufzeit von knapp 23 Minuten kurz und bündig gehalten und grundsätzlich in sich abgeschlossen. Lediglich die sich stetig vertiefende Verbindung zwischen unserem jungen, naiven Helden und den mysteriösen Vollstreckern wird episodenübergreifend behandelt und zieht sich als roter Faden durch die gesamte Serie. Da aber in jeder Episode eine andere Legende und nicht etwa ein Charakter im Mittelpunkt steht, können die einzelnen Folgen auch gut für sich alleine stehen.

Los geht’s mit "Azuki Bean Washer". Hier begegnet der junge Momosuke der Mataichi-Gang zum ersten Mal. Formvollendet während finsterer Gewitternacht in einer unheimlichen Herberge, in welcher ein Kindermörder mit dem Geist seines Opfers konfrontiert wird. Schon bei der Pilotepisode kristallisieren sich die ersten Trademarks der Serie heraus. Eines davon ist natürlich das Titellied, denn was wäre eine Serie ohne ihre Erkennungsmelodie? Im Fall von REQUIEM FROM THE DARKNESS nennt sich der Song "The Flame". Weder Soul noch Funk ist so wirklich meins und wenn mir diese Musikstile auch noch in einem düsteren Horrorambiente begegnen, werde ich doppelt skeptisch. Doch Keiko Lees melancholische Stimme macht dann doch noch passend, was anfangs nicht zu passen scheint und aus "The Flame" einen Haunt von einem Ohrwurm. Die anderen augenfälligen Markenzeichen sind die den Titeln vorgelagerten Eröffnungssequenzen. Die sind durch die Bank exquisit makaber in Szene gesetzt und lassen uns für gewöhnlich gleich mit dem großen, blutigen Löffel von der Grausamkeit der jeweiligen Episoden-Finsterlinge kosten. Garstig-kunstvoll arrangierte Mordszenen und Alptraumtableaus geben hier die perfekten Einheizer auf die nur dann und wann von kleinen Prisen schwarzen Humors abgeschwächte Düsternis einer ausgesucht morbiden Sammlung von Gutenachtgeschichten für Erwachsene.

In der zweiten Episode "Willow Woman" kreuzen sich -Überraschung!- die Wege unserer Hauptprotagonisten erneut. Diesmal scheint es eine eifersüchtige Gespensterfrau auf die Gattinnen eines Gasthofbesitzers abgesehen zu haben. In der dritten Folge "Enchanted White Fox" hadert unser anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig trotteliger Held mit den gnadenlosen Urteilssprüchen seiner (für uns Zuschauer) sofort hochinteressanten, weil geheimnisumwitterten Co-Stars. Momosukes Versuch einen mörderischen Delinquenten vor den drakonischen Strafen von Mataichi und Co zu retten, erweist sich allerdings als beinahe tödliche Dummheit. Mit "Dancing Head" endet die erste DVD schließlich mit einem Paukenschlag. Schon die ersten drei Folgen besaßen einen recht düsteren Grundton, doch Folge 4 greift zu deutlich härteren Bandagen. "Dancing Head" setzt nicht nur auf ein ganz pikantes Thema (nämlich sexuellen Missbrauch), derben Splatter und eine äußerst böse Schlusspointe, sondern wagt sich erstmals recht nahe an Hentai-Gefilde. Trotz des verschärften Tons in Sachen Sex & Violence ist diese Folge wohl diejenige, die den Zuschauer endgültig im Universum von REQUIEM FROM THE DARKNESS ankommen lässt. Ich zumindest konnte es danach kaum erwarten, die nächsten beiden Discs einzulegen.

Und das schwarze Genreherz wurde nicht enttäuscht. Auch in den Volumes 2 (HUMAN ATROCITY) und 3 (PAIN OF THE DAMNED) und darauf enthaltenen Episoden wie "Salty Choji", "Katabira Crossroads" oder "Flames of Desire" bleibt die Themenauswahl bei Kannibalismus, Nekrophilie und dämonischen Pyromaninnen deftig delikat. Dabei zeigt Regisseur Tonokatsu nicht nur großes Geschick darin, seine Geschichten auf den Punkt zu bringen; nein, auch die fiesen, makabren Twists scheinen immer besser zu funktionieren. Dadurch werden selbst kleine Zwanzigminüter zu atmosphärischen mit dem Übernatürlichen kokettierenden Serienkillermären aus vergangenen Zeiten, die allesamt mit morbiden Alptraum- oder drastischen Gewaltbildern garniert sind.

Anime-Fans mit Freude an komplexen Charakterzeichnungen werden hingegen weniger verwöhnt. Die Backgrounds der Hauptprotagonisten werden wenig bis kaum ausgeleuchtet. In der siebten Folge "Field Gun" erfahren wir etwas über Momosukes familiäre Verhältnisse, wenn er zusammen mit seinem Samurai-Würden tragenden Bruder einen mysteriösen Mordfall lösen muss. In der Folgeepisode wird sich etwas ausführlicher mit der Vergangenheit der Puppenspielerin Ogin beschäftigt, während der kleine Hinweis auf Nagamimis Her-kunft in "Marine Spirits" kaum der Rede wert ist. Über den gnomenhaften Zauberer Mataichi, den interessantesten und geheimnisvollsten Charakter der Serie, erfährt man hingegen gar nichts. Was ihn lustigerweise noch noch geheimnisvoller macht.

Ob man sich die tiefgründigeren Charaktervorstellungen für eine eventuelle zwei Staffel aufsparen wollte, vermag ich nicht zu sagen. Eine solche scheint bis dato nicht in Planung zu sein. Was auch nicht verwundert: Die vorliegenden dreizehn Episoden hinterlassen einen ziemlich abgeschlossenen Eindruck und ohne Verluste ging der infernale Serienendkampf schließlich auch nicht ab. Doch ich möchte REQUIEM FROM THE DARKNESS ohnehin keinen Strick daraus drehen, dass er sich mehr auf seine Geschichten und nicht so sehr auf seine Protagonisten konzentriert. Denn auch wenn nicht jede Folge so herrscht wie etwa "Dancing Head", sind unter den dreizehn Episoden trotzdem keine Ausfälle zu beklagen.

Und zum Grand Finale gibt es auf der mit ETERNAL REST treffend bezeichneten vierten DVD noch einen knackigen Zweiteiler mit garantierten Abschlussinferno. Doch bevor es Mataichi und seine übernatürlichen Gefährten dort nicht mehr mit gemeinen Mördern und Wahnsinnigen, sondern mit ihresgleichen zu tun bekommen, meldet sich in den letzten Folgen noch einmal Momosukes schlechtes Gewissen.Unser Geistergeschichtenschreiber in spe stellt dort nämlich erneut das rigorose Vorgehen seiner jenseitigen Freunde gegen Mörder und Verbrecher in Frage, so dass REQUIEM FROM THE DARKNESS sicherlich nicht als animierte Dauerglorifizierung der Selbstjustiz gesehen werden kann. Wobei klar sein sollte, dass es den Machern der Serie bei der Konzeption von REQUIEM bestimmt nicht um die Erörterung des Pro & Contra der Todesstrafe gegangen ist, sondern schlicht und ergreifend um die Schöpfung einer düsteren Anime-Serie, welche sich um wahnsinnige Mörder und gespenstische Legenden rankt. Und eine solche ist Tonokatsu-san und Kollegen fraglos gelungen.

Requiem from the Darkness Bild 1
Requiem from the Darkness Bild 2
Requiem from the Darkness Bild 3
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Requiem from the Darkness Bild 5
Requiem from the Darkness Bild 6
Requiem from the Darkness Bild 7
Requiem from the Darkness Bild 8
Requiem from the Darkness Bild 9
FAZIT:

Ein junger Schriftsteller geht unheimlichen Legenden auf den Grund und dahinter verbirgt sich zumeist ein kranker, aber allzu irdischer Geist. Dieser wird dann von einem Trio übernatürlicher Vollstrecker aus dem Totenreich exorziert (respektive: ohne Gerichtsurteil von unserer in die nächste Welt befördert); bis Schriftsteller und Unterweltwesen im Finale dem ultimativen Bösen gegenüberstehen, dem es nach der Vernichtung der Welt gelüstet…- Die finstere Anime-Reihe REQUIEM FROM THE DARKNESS umfasst 13 düster gezeichnete Episoden, die sich allesamt als morbide Gutenachtgeschichten für Erwachsene eignen. Das ist oft gespenstisch, manchmal erstaunlich blutig und immer mit einem makabren Sahnehäubchen garniert.

WERTUNG: 7 von 10 Schicksalskarten
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Andreas | 16.03.2011 18:55
WOW! Super! Nun halten auch Anime-Serien-Reviews in Filmtipps Einzug! Da sollte ich vielleicht auch mal das eine oder andere schreiben...

Auf jeden Fall freut es mich, dass dir RFTD einigermaßen gefallen hat, wie gesagt, es ist schon etwas antiquiert, aber erfreute mich immer aufgrund des leicht süffisanten, angeheiterten Grusels mit Überraschungsenden.

Willow Woman ist übringens meine Lieblingsepisode.

Und Chris, weiter so, mehr davon! Die besseren Serien stehen dir noch bevor :-)
Chris | 16.03.2011 19:48
Danke für den Ansporn und danke übrigens für den Spitzentipp. RFTD hat mir richtig gut gefallen und war mir sogar fast eine 8 wert. Das Anime-Fieber ist bei mir mittlerweile so hoch, dass ich mich die nächsten Wochenenden in sozialer Askese üben und das Leben eines Otaku (Der Kollege vom Manifest würde es wohl mit "untervögelten Nerd" umschreiben...) führen werde. Ich, ein Raum, ein Bildschirm, ein Player, mein Laptop, die Nummer vom Pizzabringdienst und verdammt viele Anime-Boxsets...
In der Hoffnung, dass mir die Review-Musen hold sind, werde ich dann aus meiner Filmeremitenhöhle Bericht erstatten...
PS: Und wäre natürlich 1A, wenn ich von dir weitere Anime-Empfehlungen in Reviewform auf Filmtipps lesen könnte... : )
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