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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Symbol

Symbol

OT: Shinboru
DRAMA, KOMöDIE: J, 2009
Regie: Hitoshi Matsumoto
Darsteller: Hitoshi Matsumoto, David Quintero, Adriana Fricke, Carlos C. Torres

STORY:

In Mexiko steht der "Escargot Man" vor seinem entscheidenden Wrestling-Kampf. Zur selben Zeit wacht ein verwirrter Mann in buntem Pyjama in einem mit kleinen Penissen verzierten, aber an sonst leerem Raum auf.

KRITIK:

Jaja, ganz genau, ich hab mich auch gefragt: HÄ? Aber das ist die Story, so simpel und einfach, wie absurd. In der Inhaltsangabe zum Film stand: "Irgendwo zwischen Cube, Being John Malkovich und 2001: Odyssee im Weltraum..." und allein das war für mich Anlass genug den Film unbedingt sehen zu wollen. Als ich dann FSK 6 las, dachte ich mir schon, wie das denn bitte zusammengehen soll. Japans Comedian Hitoshi Matsumoto kratzt aber tatsächlich die Kurve und liefert mit Symbol einen gleichermaßen surrealen wie unterhaltsamen Film ab.

Zu Anfang finden wir uns in Mexiko wieder, wo uns kurz und knapp erläutert wird, dass wir uns in der Familie des Wrestlers "Escargot Man" - ja ganz genau, der "Schneckenmann" - befinden. Er steht kurz vor einem wichtigen Kampf, zu dem ihm seine Tochter abholt (eine ständig fluchende und rauchende Nonne).

Dann zack, ein Schnitt, Weißblende und wir sehen den Mann im bunten Pyjama in einem komplett weißen, leeren Raum liegen. Genauso wenig wie wir weiß er Bescheid, warum er sich dort befindet. Bei genauerer Untersuchung des Raum findet er einen kleinen Penis an der Wand. Er zögert nicht lange und drückt drauf. (Wer von uns wollte nicht schonmal auf einen kleinen Penis drücken, der aus der Wand ragt). Dann wird es noch absurder, kleine Engelsfiguren erscheinen aus der Wand, nur um dann genauso schnell wieder zu verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Was bleibt: Na klar, die kleinen Penisse. Was in Cube die Zahlen sind, sind hier eben die Penisse.

Eine Einblendung "Schulung" erscheint und weist uns den Weg, offensichtlich hat dieser Mann noch etwas zu lernen. Und nun ja, was macht noch mehr Spass als einen Penis zu drücken? Logisch: Viele Penisse zu drücken. Schließlich verbirgt sich hinter jedem Druck ein Geschenk. Essstäbchen, eine Zahnbürste, ein kleiner Bonsai.

Schräg, oder? Genauso wie der Protagonist im Film fragt man sich: "Was soll denn das Ganze?", doch noch bevor man eine Antwort erhält, sieht man wieder den "Escargot Man" in Mexiko. Die meiste Zeit kommt es einem so vor, als würde man zwei unterschiedliche Filme sehen, die durch einen ganz ganz dummen Fehler von einem stümperhaften Cutter versehentlich zusammengeschnitten wurden, ohne Sinn und Verstand.

Was nun folgt, ist ein ständiges hin-und-her-springen zwischen diesen beiden Filmen. Die einfach verdammt nochmal so gar nichts miteinander gemein haben. Leider beginnt da der Film etwas langweilig zu werden. Es zieht sich schon arg dahin alles. Zwar werden uns schöne und humorige Szenen geliefert, wenn der Pyjamamann in seinem Raum mit den erhaltenen Dingen versucht einen Ausweg zu finden, aber mir hat das dann doch alles etwas zu lange gedauert. Vor allem, weil er mich stellenweise mit seinem Rumgeschreie in den Wahnsinn getrieben hat, wobei ich zugeben muss, dass es je öfter es auftaucht immer unterhaltsamer wird. Trotzdem, der Typ stellt sich einfach so blöd an, dass ich am liebsten in den Fernseher gekrochen wäre um ihn einem links und rechts zu watschen, damit das Elend ein Ende hat.

Aber obwohl ich stellenweise beim Zusehen fast verzweifelt bin an der Blödheit des Pyjamamannes hat es mich doch unterhalten, so platt sind die Gags, dass sie dadurch schon wieder gut werden. Der weiße Raum ist wie eine große Spielwiese für Erwachsene, ein Rätsel. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das Ganze keinen Sinn hat, außer denjenigen, der diesen Raum erfunden hat großartig zu unterhalten, indem er wild rumschreiende Männer in bunten Pyjamas ärgert. Wie ein Affe im Zoo, der von Menschen getestet wird, wie schlau er ist. Da fragt man sich schon stellenweise ist das der Himmel, oder die Hölle?

Als uns dann kurze Zeit später die Einblendung "Praxis" verrät, dass das Training jetzt vorbei ist, merkt man schon: Jetzt wird es ernster. Denn hier schlägt der bis dahin durchweg humorige und absurd surreale Film plötzlich philosophische Töne an. Uiui, wer hätte damit gerechnet? Ich sicher nicht. Zwar hatte ich mir erhofft, dass zwischen all dem Schabernack, den ich durchaus genossen habe, irgendwann noch ein Umschwung stattfindet, der ein befriedigendes Ende herbeizaubert, wie die kleinen Penisse allerlei Dinge herbeizaubern, aber damit gerechnet hatte ich nicht.

Umso überraschter war ich dann von den letzten 30 Minuten des Films, die zwar immer noch surreal bleiben und stellenweise so schräg sind, dass ich grinsend vor dem Fernseher lag, aber die die Frage nach Sinn und Bedeutung unseres Daseins aufwerfen. Chapeau Mister Matsumoto!

Die Optik des Films ist auch sehr interessant. Auf der einen Seite wirken die Szenen des Wrestlers durchweg realistisch und real, auf der anderen ist da dieser weiße, sterile, helle Raum, dessen Bedeutung einem bis zum Schluss verborgen bleibt, in dem die Gegenstände und der Pyjamamann an sich einen sehr starken Kontrast darstellen. Das allein lässt diese Szenen schon surreal und traumhaft erscheinen, denen die "Wrestlerwelt" gegenübergestellt ist und somit noch einen größeren Kontrast erzeugt. Wie gesagt wie zwei versehentlich aneinander geschnittene Filme, die zwei völlig unterschiedlichen Genres entspringen.

Symbol verbindet zwei Dinge miteinander, die nur schwer unter einen Hut zu kriegen sind. Auf der einen Seite aberwitzige Szenen, auf der anderen ernste Töne, aber immer so charmant verpackt, dass man nicht das Gefühl bekommt hier großartig belehrt zu werden. Und trotzdem hallt am Schluss etwas nach, über das man sich lange den Kopf zerbrechen kann. Muss man aber nicht, denn man kann sich auch einfach nur an den absurden Szenen erfreuen.

In diesem Sinne: Sehen Sie einen kleinen Penis an der Wand, drücken Sie ihn ruhig, aber seien Sie sich über die Konsequenzen im Klaren!

Symbol erscheint am 07. September bei Rapid Eye Movies auf DVD.

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FAZIT:

Symbol ist ein Film wie ich ihn überhaupt noch nie gesehen habe. Surreal, komisch, humorig, platt, unterhaltsam und abgedreht und auf der anderen Seite hoch philosophisch. Sinn und Unsinn gleichermassen.

WERTUNG: 7 von 10 Sojasoßen
TEXT © Nicky
Dein Kommentar >>
Marcel | 06.09.2012 23:22
Jo, vermutlich auch für mich 7 von 10 Penissen, ganz sicher bin ich mir aber nicht. Lief vor zwei Jahren auf dem FFF. Und war der erste Film des FFFs, zu dem mir außer der Binseinweisheit "Die Welt ist schwanzgesteuert" nichts einfile.
nicky | 07.09.2012 07:46
"Die Welt ist schwanzgesteuert" haha,
absolut, damit legt Matsumoto nochmal
einen Schlussgag drauf :)
Harald | 07.09.2012 08:36
;-)
Andreas | 09.09.2012 18:12
SPOILER!!!!!!!

nö, die essenz ist: gott ist jemand, der sinnlos mit den dingen herumspielt. seien es penisse oder andere dinge. und ohne eine ahnung von deren auswirkung zu haben...
so sah ich das zumindest.

leider streckenweise wirklich zu zach, deswegen von mir nur 4 von 10 löchern im raum
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