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The Last Match - Der letzte Fight

The Last Match - Der letzte Fight

OT: L' Ultima partita
TRASH: ITALIEN/USA, 1990
Regie: Fabrizio De Angelis
Darsteller: Oliver Tobias, Ernest Borgnine, Charles Napier, Henry Silva, Martin Balsam

STORY:

Die Tochter des Footballspielers Cliff Gaylor - wenn das mal nicht genug Stoff für fiese Wortspiele bietet - wird in irgendeinem karibischen Inselstaat - is' klar - entführt und in einen Frauenknast gesperrt. Das passt Cliff erwartungsgemäß gar nicht und so setzt er zusammen mit seiner Mannschaft - allesamt gestandene Kriegsveteranen - zum großen Befreiungsschlag an.

KRITIK:

Es war mal wieder soweit. Von der Rezensentenpflicht getrieben und mit zwei Euro in der Tasche ging's in den örtlichen Elektronik-Discounter um die "Sollen wir den Mist wegschmeißen, Chef? Nee, 'nen paar Deppen kaufen son Schrott doch immer!"-Kiste zu durchwühlen um den ein oder anderen Hochkaräter in Sachen geistloser Schundunterhaltung mit nach Hause zu nehmen.

Prompt fiel mein Augenmerk denn auch auf THE LAST MATCH. Nicht zum ersten Mal, das. Immerhin ziert ein Football-Spieler mit Maschinengewehr das Cover. Und hinten bekommt auch noch was von Frauenknast erzählt. Hört sich ja nach großem Kino an - wie das aber leider immer so ist mit nach großem Kino schreienden Filmen und Euro-DVDs aus dem Hause Unbekannt saugen die oftmals so was von. Wenn die DVD jetzt aber von zwei auf einen Euro runtergesetzt zu haben ist - wie schlecht kann ein Film eigentlich sein, dass der Preis für seine Veröffentlichung aus dem 1,99-Euro Preissegment noch reduziert werden muss, wenn das Regisseur De Angelis wüsste... wär's ihm wahrscheinlich auch egal.

Nun gut, von der Rezensentenpflicht getrieben, einer Freundin die einem ausnahmsweise mal komplett freie Hand bei der Filmauswahl gewährt - unglaublich aber wahr, sogar die testweise heraus geholte Flower and Snake-DVD wurde nicht wie sonst üblich mit einem abfälligen Kommentar bedacht, sondern als okay befunden - sowie einer abklingenden Erkältung im Gepäck ging's frisch ans Werk. Also, reingelegt den Schund und...

...schnarch. Hossa, die Waldfee, was ist das denn? Es ist ja nun kein Geheimnis und weitreichende Tatsache, dass die ersten Seiten eines Drehbuchs und damit verbunden die ersten Minuten eines Films mitunter die wichtigsten sind, entscheidet der Leser bzw. Zuseher schon zu Beginn, ob er mit dem vorliegenden Werk glücklich wird oder nicht. Man sollte also meinen, dass es Drehbuchautor und Regisseur - gerade solcher wie vorliegender und ähnlicher Actionrandale-Machwerke - darauf erpicht sind, den Konsumenten voll ans Geschehen zu fesseln. Doch da hat der naive Filmfreund seine Rechnung ohne De Angelis und seine Truppe talentbefreiter Knallchargen gemacht - hm, na gut, jetzt habe ich dem Fazit bereits ein wenig vorgegriffen, aber there is more to come, also fleißig weiterlesen, nech.

Die ersten ca. acht bis zehn Minuten gestalten sich indes derart lahm und ereignislos, dass ich mir in meiner dadurch herbeigeführten Agonie heißen Tee übergeschüttet habe - wenigstens ein bisschen Aufregung hat's gebracht. Der reguläre 08/15-Zuseher hätte an dieser Stelle höchstwahrscheinlich bereits das Weite gesucht - aber unsereins ist ja hart im Nehmen und die Hoffnung - dass da noch irgendwas Spannendes passiert - stirbt ja in der Regel zuletzt... noch nach dem Hürn.

Interessanter Fakt ist, dass im Prinzip ja einiges passiert. Immerhin wird ein Football-Spiel in einem äußerst knappen und - hust - spannenden Duell gewonnen, Cliff's Tocher wird entführt und bei ihrem - geistig auf fragwürdigem Niveau handelnden, aber davon bekommt man später noch reichlich mit - Freund George setzt der plötzliche Fluchtinstinkt ein... Hmmm, ist ja dann doch schon harter Tobak, das. Aber derart langwierig in Szene gesetzt, dass man nicht obhin kann, tragische Parallelen zu Die grauenvolle Blutspur des Satans zu ziehen - und das sagt schon einiges aus. Meine Freundin, die - bereits nach zwei Minuten deutlich weniger begeistert - fragte, um was es überhaupt ging, war nach ca. 10 Minuten sogar von der Idee angetan, dass Susan im Frauenknast landet - Hauptsache es passiert mal was, newa.

Aber, wie bereits geschrieben, die Hoffnung stirbt zuletzt und immerhin kommt zunächst ein wenig Spaß auf, als Susans Freund es schafft den alten Herren seiner im Stich gelassenen Herzdame über den Ausgang des herrlich idyllischen Urlaubs zu informieren. Den Urlaub, im Übrigen, haben die beiden offensichtlich in der Karibik schäbigster Ecke gebucht - aber hey, gedreht wurde wahrscheinlich eh auf der Dominikanischen Republik, da dürfte das Ghetto in dem die da so herumlungern das Beste gewesen sein, für das man eine Drehgenehmigung bekam... wenn's denn überhaupt eine gab. Hier wurde denn alles an Dramatik in die Dialoge gepackt, was man zur damaligen Zeit für fünf Lire von willigen Drehbuchverbrechern kaufen und von unfähigen Nasenbären runter rotzen lassen konnte - Parallelen zum Hokus-Pokus des Ninja-Todesschwerts sind offensichtlich. Macht euch auf was gefasst:

"Was ist denn passiert?"
"Susan ist heute morgen am Flughafen wegen Drogen verhaftet worden!"
"WAS? Sie ist... VERHAFTET? Was erzählst du mir denn da? Wieso denn?

Was George an dieser Stelle so zu verzapfen hat, bekommen wir indes - dramatischer Weise - nicht mit, es dürfte jedoch darauf hinauslaufen, dass Susan wegen Drogenschmuggels verhaftet wurde... scheint unserem Gaylord - ich hab's euch gewarnt, um die Wortspielchen kommen wir nicht drumrum - immer noch nicht klar zu sein. Also:

"Also gut, George. Erzählt mal, was ist los?"

Was ist denn nun also los, auf dem karibischen Inselparadies mit all diesen strengen Sitten, der... ähm... imposanten amerikanischen Botschaft - oder wars das Konsulat? So genau wird’s dann doch nicht erklärt - dem mehr offensichtlichen als zurückhaltenden Hass auf Amerikaner - woher der kommt, wird auch nicht so wirklich schlüssig erklärt -, der dann sogar so weit geht, dass offensichtliche Amerikaner Amerikaner hassen? Nun, so genau kann das keiner erklären. Gut, eventuell könnte das jemand in der ungeschnittenen Fassung, immerhin ist die mir vorliegende Fassung von wem auch immer für'n Euro oder zwei auf den Markt geschmissen zwecks Massentauglichkeit um gut fünf Minuten geschnitten. So aber ergibt die ganze Frauenknastplotte nicht den geringsten Sinn. Die gute Susan wird vor der Zollkontrolle von einem übelst unauffällig aussehenden, superbösen Mädchenhändler-Schergen - im Übrigen macht der in Sachen Lächerlichkeit und dämliches 80er Aussehen locker der Flachzange aus Eine Frau kennt keine Gnade ordentlich Konkurrenz - bespannt und schließlich den bösen Zoll-Trollen als Opfer markiert und ihr die Drogen ins Handgepäck packt.

Letztenendes würde das jedoch nur Sinn ergeben, wenn sich die Frauenknasthölle schließlich als böses Bumslokal für die örtliche Oberschicht ausgeben würde, aber - nüscht dergleichen. Die hässlichen Ischen die sich da versammelt haben sieht man eh nur grade 2 Minuten und weder gratious nudity gibt’s zu sehen noch irgendetwas das darauf hindeuten würde, dass amerikanische und europäisch aussehende Frauen in dem Loch als Prostituierte gehalten würden. Die nächstmögliche Erklärung wäre der offensichtliche Hass auf Amerikaner und vor allem amerikanische Jugendliche - hatte wohl ne schlechte Kindheit, newa -, was sich aber auch dadurch erübrigt, als dass der herrlich inkompetente - das Motiv zieht sich eh durch den ganzen Film - und absolut diabolische Nasenbär Susan vorher gar nicht kannte und trotz seines Hasses kein Motiv hat, ihr die Drogen unterjubeln zu lassen.

Letztlich bleibt noch der, von allen als ultrakompetent empfohlene, schmierige Anwalt, dessen Beteiligung an schmierigen Machenschaften hinter Susans Verhaftung oder zumindest der andauernden Inhaftierung eben jener zumindest visuell angedeutet wird. Aber - Pustekuchen. Auch diese potentielle Erklärung für die ganze Plotte verläuft sich im Nichts und wird links liegen gelassen.

Im Endeffekt gibt es also keine logische Erklärung für den Aufhänger des ganzen Films, nämlich der Verhaftung Susans. Diese völlige Inkompetenz - vor allem in Hinblick auf das Drehbuch - zieht sich dann auch durch die gesamte Laufzeit. So geschieht alles ohne wirklich erkennbaren Grund und von Handlungsentwicklung können wir hier nicht einmal im entferntesten Sinne sprechen. Dinge geschehen einfach Schlag auf Schlag, ohne dass es dafür einen erkennbaren Auslöser gebe. Einer der Wärter hasst Amerikaner und macht seinem Frust auch ordentlich Luft, im nächsten Moment drückt er den amerikanischen Schweinen jedoch sein Kind in die Hand - immerhin soll das es in Amerika mal gut haben. Cliff bekommt seine Tochter nicht frei, also taucht seine Mannschaft in voller Sportausrüstung an und stürmt schwer bewaffnet den... Frauenknast - in dem übrigens auch ein Engländer hauste... hauste, weil der's nicht lang gemacht hat.

Gut, ich gebe zu, das gehört zu Trash dazu und irgendwie ist das ja auch recht unterhaltsam, immerhin gibt es genug "Wenn die das ernst meinen, fress' ich 'nen Besen"-Momente - und ich sage, auf Splitter aufpassen, die meinen den ganzen Käse nämlich äußerst ernst. Passt letzten Endes auch zu dem Niveau aller Beteiligten. Die Schauspieler, möchte man sie denn so nennen, sind allesamt die mitunter untertalentiertesten Nasenbären diesseits Joseph Lais Urlaubsvideos. Klar, Ernest Borgnine ist schon irgendwo eine verdammt coole Sau und hat dementsprechend den kleinen "Ach, der darf das"-Bonus, aber nun ja - so viel haut das auch nicht raus.

Oliver Tobias beweist indes mimische Fertigkeiten wie sie Charles Bronson zu seinen besten Zeiten nicht versemmelt hat, lässt sich derweil allerdings recht ambitioniert die Hucke voll hauen. Charaktermäßig hat er also nicht viel drauf, wies um seine Actionrandale-Fähigkeiten steht, lässt sich alldieweil schlecht beurteilen, wenns drauf ankommt trägt der Held nämlich sein Football-Kostüm und lässt sich von den anderen Pappnasen, die da so durchs Bild stolpern nur schwerlich unterscheiden - von seinem schwarzen Kollegen mal abgesehen, den erkennt man trotzdem, Pech für ihn, viel Talent an den, tricktechnisch zur Nacht gemachten, Tag kann er nämlich nicht legen.

Hört sich ja eigentlich alles ziemlich vielversprechend an, das. Von den ersten zehn Minuten mal abgesehen.

The Last Match - Der letzte Fight Bild 1
The Last Match - Der letzte Fight Bild 2
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The Last Match - Der letzte Fight Bild 4
The Last Match - Der letzte Fight Bild 5
FAZIT:

Und in der Tat es hätte durchaus so schön sein können. In der Prämisse ist es das ja auch, immerhin bietet The Last Match - Der letzte Fight so gut wie alle Voraussetzungen für ein zünftiges Trashfest. Und im Prinzip ist dem auch so, es gibt genug zu lachen, genug Stellen an denen man sich verblüfft an den Kopf greift und zum Schluss gibt’s nochmal ordentlich Bodycount und vor allem eins - Football-Spieler mit Maschinengewehren und Ernest Borgnine. Das wars dann aber leider auch schon. Das Problem der ersten knapp 10 Minuten wird der Film nämlich nicht mehr los. Zu langwierige Einstellungen, zu langweilige Szenen, viel zu doofe und große Logiklöcher. Klar, man kann sich mit The Last Match durchaus unterhalten und unter gewissen Umständen - was meint, mindestens 1,5 Promille und ausgelassener Stimmung - kann man den sogar noch als Partyfilm durchgehen lassen. So jedoch ist leider die Vorspultaste ein wahrlich guter Freund des geneigten Zusehers. Im Endeffekt ist das aber immer noch nicht der große Bringer; zwar kein gewaltiger Rohrkrepierer aber auch nicht DAS Trash-Überwerk, das man unbedingt gesehen haben muss. Für'n Euro ganz nett, im Notfall auch für zwei, aber bei weitem kein Pflichtkauf.

WERTUNG: 6 von 10 viel zu großen Unterhöschen.
Dein Kommentar >>
Federico | 29.11.2010 03:23
Na, ihr kommt auf Filme... ;) also ich belasse es bei der Rezension, amüsanter kann der Film wohl kaum sein.^^
Harald | 29.11.2010 10:58
Recherche nennt man das ;-)
Im Ernst: Fabrizio de Angelis ist ein Guter, der hat zwei der vier unantastbaren Lucio Fulci-Evangelien fabriziert. Produziert, mein ich.
Federico | 29.11.2010 15:07
Ah, na wenn er mit Fulci in Verbindung steht sollte ich ihm natüüürlich noch eine Chance geben... wenn ich das nächste mal im Saturn den Film seh (wär' auch das erste mal) nimm ich ihn mit. Versprochen.
Harald | 29.11.2010 15:16
Produziert hat er Großes, aber als Regisseur ist er eine Null.
Rade | 02.02.2015 11:02
gerade den Film gesehen. Naja . kann mich eigentlich nur der Kritik anschließen. Fand ihn auf den Ramschtisch für 1?. Las die Namen von Borgnine , Henry Siva und dachte..okay könnte nettes revival unterhaltung werden.Schade das er nicht uncut ist und das Bild etwas zu Dunkel ist bei den Actionszenen.So sieht man nicht allzuviele shootouts.Nix besonderes eben. Aber Ernst Borgnine verzeiht man auch sowas ;-) Unterhalten kann er trotzdem irgendwie der Film.Auch wenn keine wirklichen Höhepunkte drinnen sind.
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