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The Laundromat - Die Geldwäscherei

The Laundromat - Die Geldwäscherei

OT: The Laundromat
SATIRE/DRAMÖDIE: USA, 2019
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Meryl Streep, Gary Oldman, Antonio Banderas, David Schwimmer, Robert Patrick, Nonso Anozie, Melissa Rauch, Sharon Stone

STORY:

In der Einleitung zum Film werden die Zuschauer in eine Welt eingeführt, die durch und durch zerfressen ist. Und zwar von einem System, das sich Kapitalismus schimpft. Die beiden Erzähler sind nicht etwa Opfer dieses Systems, sondern die beiden Abzocker-Anwälte Jürgen Mossack und Ramón Fonseca (hervorragend gespielt von Gary Oldman und Antonio Banderas), die die Früchte ihres Erfolges offensichtlich zu leben wissen. Die beiden "Gastgeber" leiten uns mit viel Sarkasmus, eimerweise schwarzem Humor und einem guten Hauch Selbstironie durch verschiedene Episoden der Dramödie.

An ihrem 40. Hochzeitstag verliert Ellen Martin - gespielt von Meryl Streep -ihren Mann bei einer Vergnügungs-Bootsfahrt. Als wäre das per se noch nicht tragisch genug, entrollt sich mit der ausbleibenden Entschädigungszahlung der Versicherung des Bootbetreibers dann aber auch ein Rattenschwanz, den weder die naive Witwe noch die Bootsbetreiber auf dem Schirm haben: Hinter dem Versicherungsunternehmen verbirgt sich eine Briefkastenfirma hinter der nächsten. Ellen gibt sich nicht geschlagen. Sie möchte ihren Lebensabend dort verbringen, wo sie ihren Mann einst kennenlernte. Ihr Plan: Mit der Abfindung ein Apartment in Las Vegas kaufen. Doch auch dieser Wunsch bleibt ihr verwehrt, da ihr zwei steinreiche Russen die Wohnung quasi unter den Fingern und über die von Sharon Stone gespielte Maklerin wegkaufen. In bar. Und zwar mit Geld, das - wie Ellen herausfindet - auch von einer Reihe Briefkastenfirmen stammt. Der Vergleich, beziehungsweise die Verbildlichung die Verschachtelung mit einer Mamuschka-Puppe kommt hier in den Sinn. Ihre Recherchen - sowohl über die Versicherung als auch den Wohnungskauf - führt Sie in das karibische Steuerparadies Nevis. Die Erkenntnis, dass die völlig unübersichtlichen Fäden des Finanzstroms in Form von 25.000 Briefkastenfirmen letztendlich in der in Panama sitzenden Anwaltskanzlei von Mossack und Fonseca zusammenlaufen, ist für Ellen so weit entfernt, wie für schätzungsweise 99 % aller Normalsterblichen, die sich in diesem Moment "Die Geldwäscherei" ansehen. Mit dem ersten Kapitel des Films schafft es Steven Soderbergh, den undurchdringlichen Morast darzustellen, dem sich jeder normale Mensch gegenübersieht, wenn er mit den Auswüchsen des spätkapitalistischen Systems konfrontiert wird. Im weiteren Verlauf des Films erzählen die beiden Gastgeber Jürgen Mossack und Ramón Fonseca anhand weiterer Episoden aus dem Nähkästchen der Finanzindustrie. O-Ton: "Wir machen keine Gesetze. Wir machen nur Verträge."

So bekommen wir Einblick in die Welt des afrikanischen Geschäfts-Tycoon "Charles" (Nonso Anozie) der seine eigene Tochter mit einer Scheinfirma im Wert von 20 Millionen Dollar besticht, damit seine Sugar-Daddy Affäre mit ihrer besten Freundin unterm Teppich bleibt. Der Weg führt uns kurz nach Mexico, wo ein Drogenbaron fröhlich tötet und derweil über Offshore-Accounts Drogengelder wäscht.

Weiter geht es nach China, wo ein englischer Businessman seine chinesischen Geschäftspartner zum wiederholten Male zu sehr an die Brust nimmt; was nicht ohne Konsequenzen abläuft. Zwischen den Episoden bekommen wir Einblicke in das eigentliche Geschäft der Anwaltskanzlei, das für den Betrachter zwar surreal erscheint, es aber so weit von der Realität nicht entfernt sein kann. Die Geschichte endet mit dem Erscheinen der Panama-Papers. Das Ende des Films mit der Verwandlung gleich zweier Hauptcharaktere in eine sagenhafte Schauspielerin. Meryl Streep appelliert zum Abschied in einem unglaublich kraftvollen Monolog an den gesunden Menschenverstand und daran, endlich die richtigen Fragen zu stellen.

KRITIK:

Chapeau! Ich habe mich nicht nur sehr gut unterhalten gefühlt, sondern darüber hinaus das Gefühl, dass mich so manche Passage des Films noch lang beschäftigen wird. Die Hauptrollen wurden schauspielerisch absolut hochkarätig umgesetzt, was bei diesem Cast aber auch nicht anders zu erwarten war. Stehender Applaus geht für mich ohne Zweifel an Gary Oldman. Weniger überzeugt hat meines Erachtens Melissa Rauch, die - so schien es zumindest - angesichts von Meryl Streep wie ein Rehkitz im Scheinwerferlicht vor Ehrfurcht gezittert hat. Es sei ihr verziehen.

Zum Film selbst. Basierend auf dem Buch "Secrecy World" von Jake Bernstein, wurde hier der Skandal rund um die 11,5 Millionen Panama Papers in einer logischerweise sehr komprimierten, doch durchaus einleuchtenden und vor allem humoristischen Art interpretiert. Besonders gut gefallen hat mir die verschachtelte Struktur des Films, die mein (mitunter recht kurz bemessenes) Aufmerksamkeit-Level über 90 Minuten im grünen Bereich gehalten hat.

Klar gab es in "Der Geldwäscherei" Höhen und Tiefen. So empfand ich die China-Episode recht fad, wenn auch inhaltlich wichtig. Schließlich machte China nach Veröffentlichung der Panama Papers in Sachen Informationsaustausch noch dichter als sonst. Doch im Großen und Ganzen ist der Film durchaus sehenswert. Und wenn ich mich dem allgemeinen Tenor anschließen muss, dass thematisch verwandte Werke wie  "The Big Short", "The Margin Call" oder natürlich "The Wolf of Wall Street" eine gute Schippe besser waren, so treibt "Die Goldwäscherei" das ansonsten eher flaue Qualitätsniveau auf Netflix deutlich nach oben.

The Laundromat - Die Geldwäscherei Bild 1
The Laundromat - Die Geldwäscherei Bild 2
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The Laundromat - Die Geldwäscherei Bild 4
FAZIT:

Absolut sehenswert! "The Laundromat - Die Geldwäscherei" besticht natürlich durch das sehr hohe Niveau an Schauspielkunst. Auch was die dunkle komödiantische Umsetzung des Themas an sich angeht, muss sich dieser Streifen nicht verstecken. Warum der Film allerdings erst ab 16 freigegeben ist, entzieht sich mir völlig. Waren es die zwei Lines Kokain, die kurz zu sehen waren, oder doch die drei oder vier "Fucks", die im Laufe der circa 90 Minuten zu hören waren? Egal. Schaut ihn euch an!

WERTUNG: 7 von 10 Millionen Panama Papers
Gastreview von Zsolt Antal
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