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Trespass

Trespass

THRILLER: USA, 2011
Regie: Joel Schuhmacher
Darsteller: Nicolas Cage, Nicole Kidman, Ben Mendelson

STORY:

Die scheinbar wohlhabende Familie Miller lebt abgeschieden in einem ziemlich beeindruckenden Haus, wo aber der Segen etwas schief hängt. Die Ehe von Vater Kyle (Cage) und Mutter Sarah (Nicole Kidman) scheint nicht ganz so glücklich zu verlaufen, ihre Tochter befindet sich gerade in der Hochpubertät. Eines Abends stürmt eine Bande Maskierter die zumindest oberflächliche Idylle um an den Inhalt des Safes heranzukommen. Klingt eigentlich nach einem ganz simplen, erfolgsversprechenden Plan. So einfach ist es aber dann doch nicht ...

KRITIK:

"Another month, another Nicolas Cage Thriller", hat ein amerikanischer Kritiker vor kurzem geschrieben. Diesmal durfte man ja wieder ein wenig Hoffnung haben, saß doch Joel Schuhmacher am Regiestuhl und traute sich Nicole Kidman an Trashgott Cages Seite, die sich aber gleich mit der Aussage rechtfertigte, "sie wolle einmal etwas wagen".

Böse Zungen behaupten ja, dass sie ihre letzte Botoxeinlage etwas überdosiert hat, und ihre mimischen Fähigkeiten ebenso wie ihre Karriere sehr darunter leiden. Wenn man sich aber ihre vergangen und kommenden Filmprojekte ansieht, dann scheint zumindest Zweiteres nicht zu stimmen.

Aber kommen wir zum Film (und zu Nicolas Cage ;-). Wie wir ja alle wissen, hat dieser offenbar in den letzten Jahren irgendwie die besondere Fähigkeit entwickelt, nur in "schlechten" Filmen mitzuspielen. Er möchte aber auch der Vincent Price seiner Generation werden, zumindest behauptete er das in einem Interview. Und wenn man sich seine Karriere (auch vor seinem Durchbruch im Jahre 1995) ansieht, dann muss man eigentlich erstaunt feststellen, dass er wirklich ziemlich konsequent einen bestimmten Rollentypus verfolgt. Die Frage ist also warum so absurd-trashige Filme wie Vampire's Kiss, Time to Kill oder Kiss of Death soviel mehr Spaß gemacht haben als Drive Angry, Ghostrider oder Wicker Man. Das ist schwer zu erklären, vielleicht liegt es einfach an den wesentlich höheren Budgets, die Auflagen wie "Achte den Mainstream" oder "Halte deinen Film möglichst jugendfrei" verbunden sind.

Es ist im Grunde verständlich, aber irgendwie ist es auch schade. Trespass, zu deutsch Hausfriedensbruch, ist jedenfalls kein (gewollter) Trash. Der Film ist ordentlich inszeniert, man hatte ja auch einen sehr routinierten Regisseur zur Hand, die schauspielerischen Leistungen passen, Nicolas Cage stiehlt, wenn er aufdreht allen die Show, aber er hat zu wenige Szenen, was man sicher erst empirisch überprüfen müsste.

Die Hauptrolle scheint eigentlich Ben Mendelson, der Kopf der Einbrecherbande, zu spielen. So ist es auch kein Wunder, dass Nicolas Cage darüber nachdachte selber in die Rolle des Antagonisten zu schlüpfen, da hätte er viel mehr auszucken können, denn als biederer Familienvater, er lässt es sich aber trotzdem nicht nehmen.

Das Konzept von Trespass ist eigentlich ziemlich intelligent. Man nehme die Finanzkrise und breche sie auf die Kernfamilie herunter, die versucht emotional und materiell zusammenzuhalten, was unter solch schwierigen Bedingungen noch geht. Dieses ohnehin fragile System wird dann durch das Eindringen der Fremdkörper stark irritiert. Durch jeden weiteren Stich wird die Integrität des Systems auf eine Probe gestellt und die Beziehungen und Motive erscheinen in einem neuen Licht. Unter diesen Umständen muss sich das System neu bilden um mit der Bedrohung fertig zu werden. Familienaufstellung à la Hollywood.

Aber leider müssen sie es wie (fast) immer übertreiben. Der Film lebt zwar von seiner hohen Intensität, wirkt aber durch seine vielen Twists, die eben mehr und mehr einem Selbstzweck dienen, ab einem gewissen Punkt völlig überfrachtet. Das zerstört leider die spannende Konstellation, das nimmt der ganzen Situation auch irgendwann ihre Bedrohlichkeit, weil man nur noch den Kopf schütteln möchte. Der Film erinnert irgendwie an Joh McTiernans letzten, halbwegs seriösen Versuch "Basic", wo eigentlich auch alles gepasst hat, Schauspieler, Grundidee, Inszenierung, aber nach dem 43ten Plottwist wurde es dann irgendwann uninteressant, um nicht zu sagen lächerlich.

Die lieben Drehbuchschreiber vergessen eben manchmal, dass Spannung nicht durch Überraschungen entsteht, sondern durch die Frage WIE unsere Helden ihren Weg meistern können. Trespass hätte ein guter Thriller werden können, so ist er leider nur ein leidlich durchschnittlicher Genrebeitrag. Schade drum.

Die DVD erscheint am 28.02.2012 bei Ascot Elite Home Entertainment und bietet ein Making Of, Interviews und eine Trailershow.

Trespass Bild 1
Trespass Bild 2
Trespass Bild 3
Trespass Bild 4
Trespass Bild 5
Trespass Bild 6
Trespass Bild 7
FAZIT:

Nach 8mm wagen sich Nicolas Cage und Joel Schuhmacher erneut an einen Thriller der versucht mehr zu sein als bloßer Nervenkitzel. Der Mix aus Home Invasion und Familienaufstellung hat gute Ansätze, scheitert aber an einem überfrachteten Drehbuch, weil durch die immer mehr zum Selbstzweck verkommenden Plottwists dem Film die Substanz entzogen wird. Direct-to-DVD geht hier völlig in Ordnung.

WERTUNG: 5 von 10 Plottwists
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
ghostdog | 26.11.2012 08:40
An und für sich kein schlechter Film. Das Thema "Gang dringt in Haus ein und terrorisiert bzw. erpresst die Bewohner" hat man jedoch in zu vielen Filmen schon wesentlich besser gesehen (Funny Games, Kidnapped, 24 Stunden in seiner Gewalt, Ausbruch zur Hölle, Mother`s Day-Remake usw.).

Da können auch der prominente Cast und die gehäufte Portion Twists nichts ändern.
Bewertung: 6/10
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