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Urlaub in der Hölle

Urlaub in der Hölle

OT: Race with the devil
TERROR / OKKULTHORROR / ACTION: USA, 1975
Regie: Jack Starrett
Darsteller: Peter Fonda, Warren Oates, Loretta Swit, Lara Parker

STORY:

Gemeinsam mit ihren Ehefrauen sind die Brüder Roger und Frank mit dem Wohnmobil in Richtung Aspen zum Urlaubmachen unterwegs. Bei einem nächtlichen Zwischenhalt platzen sie zufällig in eine schwarze Messe mit Menschenopfer. Das Letzte, was praktizierende Satanisten brauchen, sind Zeugen… Und so dauert es nicht lange und die beiden Pärchen im Wohnwagen werden zu den VIER IM RASENDEN SARG …

KRITIK:

Als in den auslaufenden 60ern viele junge Männer plötzlich das Haar lang trugen und die Church of Satan ihre erste offizielle Filiale in San Francisco eröffnete, wurde der aufrechte gottesfürchtige Amerikaner ein bisschen hysterisch. Doch auch wenn sich unter einer Million Hippies und Satanisten Gott sei Dank nur ein Manson befunden und sich der Großteil der reißerischen Zeitungsberichte über satanische Messen und Menschenopfer als reichlich übertrieben herausgestellt hat - der Exploitationfilm hatte endlich seine neuen Jungfrauen opfernden, gesellschaftsfeindlichen Sündeböcke…

Ab Ende der 60er hatten diese dann Hochkonjunktur im amerikanischen Genrekino. Sie traten mal subtil (ROSEMARY’S BABY, 1968), mal krude trashig-pöbelnd (I DRINK YOUR BLOOD, 1970) in Erscheinung. Oder mit fortschreitender Spieldauer zunehmend böse wie im vorliegenden Terror-Road Trip URLAUB IN DER HÖLLE aus dem Jahr 1975. Dessen Original- (RACE WITH THE DEVIL) sowie alter deutscher Verleihtitel (Kult: VIER IM RASENDEN SARG) legen zwar nahe, dass die von Peter Fonda angeführte Reisegruppe in ihrem Wohnmobil von gleichfalls motorisierten Kultisten - so wie dereinst beim DUELL oder in den Teilen einer berühmten australischen Endzeittrilogie- nonstop über staubige Landstraßen gejagt werden, aber das trifft nur bedingt zu.

Wilde Verfolgungsjagden über Pisten und Brücken gibt es in ausgedehnter Form erst im Finale. Und dieses Szenario erinnert dann tatsächlich an die furiosen Road Hunts, die traditionell MAD MAX-Filme beschließen. Der High Noon des URLAUB IN DER HÖLLE findet also auf der Straße statt. Eine sich genüsslich über die letzte Viertelstunde erstreckende Car Chase. Mit waghalsigen Stunts und Explosionen. Und formidabler Schrottproduktion.

Doch noch mehr als die Action weiß die intensive paranoide Stimmung im vorangegangen Filmdrittel zu beeindrucken. Die Leute, denen die Urlauber während ihres Road Trips begegnen, sind keine entstellten Irren oder hinterwäldlerische Teufelsanbeter, sondern Menschen wie der hilfsbereite Sheriff, die alte, lächelnde Dame im Schaukelstuhl oder der nette Automechaniker von der Tankstelle nebenan. Und doch wird man das Gefühl nicht los, als würden sich die Urlauber nach ihrer Begegnung der satanischen Art nur noch durch Feindesland bewegen.

Die Protagonistin Kelly im öffentlichen Freibad, der Abend in der Countrybar oder der Campingplatzaufenthalt - nur drei Beispiele für meisterlich in Szene gesetzten Verfolgungswahn, der auch beim Zuschauer für ein bisschen Unwohlsein sorgt. Regisseur Starrett kreiert hier ein ums andere Mal effektive urbane Alpträume. Und die brechen nicht selten aus heiterem Himmel über uns herein.

Warum bekommt der URLAUB IN DER HÖLLE dann nur drei Sterne und nicht vier?

Nun, unser Quartett im rasenden Sarg besteht zwar nicht gerade aus Kotzbrocken, aber etwas sympathischer gezeichnet hätten die Figuren schon sein dürfen. Mit sympathischen Leuten fiebert es sich eben leichter mit. Und die wenig interessante Exposition unserer Guten lässt das RACE WITH THE DEVIL entsprechend schwer in die Gänge kommen. Der okkulte Teil der Handlung ist auch ein bisschen dürftig recherchiert. Wohl nur ein ausgemachter Kreuzkopf käme auf die Idee, Azteken und Satanisten in einen Topf zu werfen. Aber egal, denn…:

Urlaub in der Hölle Bild 1
Urlaub in der Hölle Bild 2
Urlaub in der Hölle Bild 3
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Urlaub in der Hölle Bild 5
Urlaub in der Hölle Bild 6
FAZIT:

…der URLAUB IN DER HÖLLE lohnt! Für momentan kleines Geld bekommen wir DVD-Touristen all inclusive: einen mächtigen Satanskult, Paranoia satt, wilde Autoverfolgungsjagden und das (un-)wohlige Durchleben jener urbanen Alpträume, die einem Stadtmenschen in den Siebzigern abseits gängiger amerikanischer Straßen blühen konnten.

WERTUNG: 7 von 10 nicht durchgestellte Anrufe bei der Autobahnpolizei
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Hank the Knife | 23.01.2012 12:06
HimmelHerrgott, ich liege euch vor Wonne schnurrend vor den Füssen. Das ihr dieses Schätzchen nicht nur ausgegraben sondern auch angemessen rezensiert habt: Chapeau. Ich hab den damals in Düsseldorf im Bahnhofskino gesehen, holy shit...
Chris | 23.01.2012 17:20
Danke! : )
>> antworten
Chris | 29.12.2010 23:24
Ach ja, nochmal herzlichen Dank an unseren Leser Christoph für den Hinweis... : )
>> antworten