FILMTIPPS.at - Die Fundgrube für außergewöhnliche Filme

www.filmtipps.at
GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Zwei Trottel gegen Goldfinger

Zwei Trottel gegen Goldfinger

OT: Due Mafiosi contro Goldginger
EUROSPY-KLAMOTTE: Italien, 1965
Regie: Giorgio Simonelli
Darsteller: Franco Franchi, Ciccio Ingrassia, Gloria Paul, Fernando Rey, George Hilton

STORY:

Der verbrecherische Limonadenhersteller GoldGinger plant, die Weltherrschaft zu übernehmen. Das ist an und für sich nichts neues und mit Coca-Cola auch ein leichtes, aber so gut ist seine Brause wohl nicht. Also lässt er unschuldige Bürger wie Franco und Ciccio führende Politiker und Generäle fotografieren. Die werden dadurch zu willenlosen Zombies (oha!) und damit zu Schachfiguren in Goldgingers teuflischen Plan. Die Gegenseite schlägt mit 007 zurück, doch der lebt nicht zweimal. Also werden Franco und Ciccio als Agenten rekrutiert. Als 00100 und 00101 sollen sie die Welt retten, frei dem Motto "Hirn ist alle, jetzt gibt's Trottel" ...

KRITIK:

Franco e Ciccio. Das hat mit Humor ungefähr genauso viel zu tun wie eine Tiefkühl-Pizza mit einer echten neapolitanischen. Die einen werden millionenfach industriell hergestellt, die andere ist eine individuelle Komposition. Franco e Ciccio bedienen nun den "volkstümlichen" Humor, der nur aus wenig mehr als aus zotigen Anspielungen, Blödeleien und Grimassen besteht. Vom italienischen Schöngeist bleibt da nicht viel übrig. Aber als Liebhaber italienischer Filme der 60er Jahre gehört eben auch das Phänomen Franco e Ciccio dazu, das in der Kinolandschaft alleine schon durch die Masse unübersehbar wird. 42 Filme zwischen 1964 und 1966. Wie gesagt, Tiefkühlpizza.

Genug Theorie, entscheidend ist auf dem Platz. Allora, va bene. GOLDGINGER ist über weite Strecken ein durchaus akzeptabler Eurospy. Und nicht nur das. Als Parodie funktioniert er regelmäßig bis zu einem gewissen Punkt und sorgt für Aha-Effekte. Der Punkt wird dann leider spätestens erreicht, wenn Franco anfängt, die Welt alleine mit seinem Mundwerk erledigen zu wollen. Das ist schon auf italienisch eine Geduldsprobe. In der Synchro geht dann auch noch ein Großteil der unübersetzbaren Wortspiele verloren. Da hilft es dann nicht mehr, dass ihm passenderweise Ernie von der Sesamstraße die Stimme leiht. Es bleibt einfach nervig.

Die deutsche Fassung sorgt dann auch dafür, dass aus dem goldigen Limonadenkönig Ginger wieder der schlimme Finger wird. Das wäre gar nicht nötig. Denn die Anspielungen sind auch so unübersehbar. Das fängt mit der anfänglichen Tauchszene an, es gibt einen Exoten mit Hut, ein goldüberzogenes Girl, James Bond - stilecht, aber eben nicht ganz echt mit einem Jaguar statt eines Aston Martins - und sogar die Säge aus Ian Flemings Vorlage, aus der im Film dann der Laser wurde.

Auch die Besetzungsliste lässt ahnen, dass hier nicht Muckefuck serviert wird, sondern mit Fernando Rey als Fiesling und George Hilton als James Bond eine feine Espresso-Crema. Von Rosalba Neri als goldener Trophäe will ich erst gar nicht anfangen. Leider steht die Neri in wirklich allen Eurospys jener Tage immer auf der falschen Seite und lebt daher nicht allzulange Filmminuten. Schade irgendwie. Aber sagen wir, sie hatte auch keine Chance, ins Blickfeld zu kommen.

Denn das Licht des Projektors wird alleine von Gloria Paul magisch eingefangen. Mamma Mia! Was für eine Rassefrau. Egal, ob sie im schwarzen Lackoutfit Befehle erteilt oder sich am Pool mit Cocktails räkelt, als Mann nagelt man da die Katze an die Wand. Überhaupt die Poolszene: Da bekommt auch der Schöngeist-Rezensent einen Grund, den Brachialhumor zu ertragen. Die ist nicht nur ein optischer Leckerbissen, bei dem man gar nicht weiß, wohin man sehen soll. Franco frisst nämlich auch die Dame - die Schachfigur, versteht sich. Das ist komplett absurd. Und ja, irgendwie komisch. Wenigstens ein bisschen.

Zwei Trottel gegen Goldfinger Bild 1
Zwei Trottel gegen Goldfinger Bild 2
Zwei Trottel gegen Goldfinger Bild 3
Zwei Trottel gegen Goldfinger Bild 4
Zwei Trottel gegen Goldfinger Bild 5
Zwei Trottel gegen Goldfinger Bild 6
FAZIT:

Zwei italienische Klamauken verirren sich unter Agenten und sorgen für heilloses Durcheinander in der Story, klingende Kassen in den Kinos und Kopfschütteln 50 Jahre später. Aber über Humor streitet man bekanntlich nicht, auch wenn der Film ohne seine beiden Hauptakteure vermutlich besser gewesen wäre. Macht aber nichts. Denn dafür swingt Piero Umilianis Score. Und Miss Paul setzt optische Ausrufezeichen.

WERTUNG: 6 von 10 explosiven Föns
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>