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A Hole in my Heart

A Hole in my Heart

OT: Ett Häl I Mitt Hjärta
HARDCORE: Schweden, 2004
Regie: Lukas Moodysson
Darsteller: Thorsten Flinck, Björn Almroth, Sanna Bråding, Goran Marjanovic

STORY:

Rickard bewohnt zusammen mit seinem Sohn Eric eine trostlose Wohnung irgendwo in Schweden. Genauso trostlos wie die Wohnung gestaltet sich auch deren Leben, denn dessen einziger Inhalt, so scheint es, besteht darin zusammen mit dem Versager Geko und der, naja wie soll man es ausdrücken, (durchtriebenen?) Tess Amateurpornos zu drehen....

KRITIK:

Eines vorweg ... was Filme angeht kann man mich wahrlich nicht als Kind von Traurigkeit bezeichnen.

Im Gegenteil, ich mag kontroverses Kino. Filme von Gaspar Noe, wie Enter the Void oder Irreversibel (Filme die den Begriff voyeuristischen Eskapismus wohl definieren), Werke von Lars von Trier wie Antichrist oder die Gorekeulen des neueren französischen Kinos habe ich alle sehr gern gesehen und konnten begeistern.

All diese Filme haben wohl eines gemeinsam. Sie werden geliebt oder gehasst. Gefühle jenseits dieser zwei Extremen regen sich beim Zuschauer wohl nicht. (Ich verweise hier mal auf die Diskussion unter der hier zu lesenden und hervorragenden Rezension von Irreversibel). Kontroverses Kino besitzt die Eigenschaft etwas im Zuschauer auszulösen. Ob man sich bei einer Art sadistischen Voyeurismus ertappt fühlt wie in Irreversibel oder menschliche Urängste geweckt werden wie in Antichrist. Kontroverse Filme regen in jedem Fall zum Nachdenken an und schaffen eine Art Interaktion zwischen dem Zuschauer und der Kunstform Film und lassen einen großen Spielraum für Interpretationen aller Art.

Lukas Moodyssons A Hole In My Heart ist definitiv einer dieser Filme. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht daran erinnern, in den letzten Jahren einen Film gesehen zu haben der eine Art von Intensität in mir erzeugen konnte, die mich minütlich von neuem vor die Entscheidung gestellt hat den Film abzuschalten oder ihn weiter zu, naja, zu "genießen".

Das Setting von A Hole in my Heart besteht aus vier Charakteren, einer Wohnung, einer Handkamera und viel Improvisation von Seiten der Schauspieler. Lohnend: Das Bonusmaterial in dem schon in den ersten Minuten ein Streit zwischen dem Regisseur und den Schauspielern ausbricht, die die Arbeitsbedingungen am Set als demütigend bezeichnen, da sie keinerlei Anweisungen von Seiten der Regie erhalten.

Die Story beschränkt sich darauf, dass ein beziehungsunfähiger, versagender Vater, ein verstörter, sozial verkrüppelter Sohn, ein arbeitsloser, chauvinistischer Prolet und eine unter Zwängen leidende, nymphomanische Medienjüngerin sich eine Wohnung teilen und deren (im wahrsten Sinne des Wortes) Treiben abgefilmt wird um dann unkommentiert und ungefiltert in das Gesicht des Zuschauers geklatscht zu werden.

"Abgerundet" wird das Ganze noch durch unglaublich verstörende Shortcuts die nichts für Menschen mit einem schwachen Magen sind.

Ich versuche erst gar nicht mich an eine Interpretation des Stoffes zu wagen oder die einzelnen Charaktere als Sinnbild oder Abbild der gesellschaftlichen Verrohung und einer Massenmanipulation durch die Medien zu beschreiben. Das einzige was mir noch übrig bleibt, ist einer meiner Aussagen zu korrigieren und mir einzugestehen, dass dieser Film weder Hass noch Liebe in mir hervorrufen konnte.

Das einzige was ich mit Sicherheit feststellen möchte ist, dass mit A Hole in my Heart eine Tortur auf Zelluloid und visuelle Folter erster Güte in meinem DVD Player landete die ich erst einmal zu verdauen hatte.

Um einen guten Freund von mir zu zitieren: "A Hole in my Heart ist wie Salzwasser für einen Schiffsbrüchigen. Er weiss genau er darf es nicht trinken, es ist ungesund. Aber er trinkt es trotzdem. Ich gehe mich erst mal waschen."

Denn schmutzig fühlt man sich nach diesem Filmerlebnis auf alle Fälle.

A Hole in my Heart Bild 1
A Hole in my Heart Bild 2
A Hole in my Heart Bild 3
A Hole in my Heart Bild 4
FAZIT:

Eine Tortur auf Zelluloid. Visuelle Folter. Ich enthalte mich das erste mal seit ich Filme sehe einer klaren Bewertung und überlasse das mal jedem selbst...
Die Wertung entfällt daher in diesem Fall.

A Hole in My Heart ist im Zuge der "Wiederauferstehung" des rennomierten KinoKontrovers-Labels mit neuem Cover wiederveröffentlicht worden.

WERTUNG: 0 von 10 plastischen Schamlippenverschönerungen
TEXT © Djan Hajo
Dein Kommentar >>
Shelly Frost | 22.09.2012 02:20
Ab der ersten Minute nimmt dieser Film gefangen.
Er reißt dich mit, in eine Welt voller Hoffnungslosichkeit,Trauer und Perversion.
Dieser Film ist alles andere als schön und birgt dennoch diese wahnsinnige Faszinaton !
>> antworten
alteburake | 08.01.2012 20:31
fetter shizzle der film und auch deine krasse kritik.
djan | 18.01.2012 11:37
Danke nach schnaitsee an die burake
>> antworten
Federico | 27.12.2011 07:01
das bringt mich nur dazu, den film wirklich ansehen zu wollen
nicky | 30.12.2011 14:55
absolut, geht mir genauso.
Harald | 30.12.2011 15:09
Er ist ziemlich interessant, aber nicht unbedingt das, was man einen rundum gelungenen Film nennen würde ;-).
Anyway, irgendwo auf dieser Seite müsste es auch von mir eine Kritik geben ...
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