OT: A Nightmare on Elm Street Part 3 - Dream Warriors
HORROR: USA, 1987
Regie: Chuck Russell
Darsteller: Heather Langenkamp, Craig Wasson, Patricia Arquette, Robert Englund, Ken Sagoes
Nancy Thompson kehrt zurück; sie muss einer Gruppe von Jugendlichen helfen sich gegen Freddy Krueger zur Wehr zu setzen. Denn der Irre Schlitzer aus dem Lummerland ist zurückgekehrt um seine Rachegelüste zu befriedigen. Schließlich leben immer noch Nachkommen der Elm Street-Eltern die ihn einst verbrannten.
Puh, Glück gehabt. Nach dem absoluten und niederschmetternden Debakel, als das sich A NIGHTMARE ON ELM STREET 2 entpuppt hat, gibt’s doch noch Hoffnung für die NIGHTMARE-Reihe, denn die Abwärtsspirale wurde gestoppt und die Qualität steigt wieder. Wie das geschafft wurde? Durch einen ganz einfachen Trick – durch den übrigens auch die HALLOWEEN-Reihe wieder neuen Pepp bekam: Ignoranz. Der miserable und zweite Teil wurde einfach blindlinks ignoriert und man entschied sich dafür, die in Teil 1 aufgestellten Regeln als gültig anzuerkennen – wenn auch leider nicht so konsequent, wie ich mir das gewünscht hätte, doch dazu später mehr.
Zunächst einmal schaffte es New Line Cinema Wes Craven wieder ins Boot zu holen, wollte aber auf Nummer sicher gehen, dass der dritte Teil nicht ähnliche Hirngrütze werden würde und setzte neben Cravens Klasse auch noch auf Masse indem sie drei weitere Schreiberlinge an Bord holten. Zum einen wäre das Bruce Wagner, der nach NIGHTMARE 3 nicht mehr allzu viel fürs Kino geschrieben hat, aber zum Beispiel bisher 11 Folgen der Serie STATE OF THE UNION aufs Papier brachte. Ob seine Arbeit für diese Fernsehserie was taugt oder nicht, kann ich nicht beurteilen, ich hab noch nie davon gehört. Ein wenig bekannter wird’s dann mit Chuck Russell, der das 88er Remake von DER BLOB geschrieben hat und den in Vorproduktion befindlichen ARABIAN NIGHTS. Richtig los geht’s jetzt allerdings mit Frank Darabont, einer Drehbuchlegende, wenn mich wer fragt, der das geniale Drehbuch zu DIE VERURTEILTEN geschrieben hat und auch für das in Produktion befindliche neuste GODZILLA-Spektakel verantwortlich zeichnet.
Die vier arbeiteten in Zweierteams, zum einen Carpenter und Wagner und Darabont und Russell. Zusammen schafften sie es so eine schlüssige Fortsetzung zu schreiben, die an die Vorkommnisse in Teil 1 anknüpft, aber gleichzeitig ein neues Final Girl etabliert. Die Verbindung ist zum einen das Haus in dem Nancy Thompson gewohnt hat und zum einen Nancy selbst – Wes Craven hatte Heather Langenkamp extra gefragt ob sie Interesse hätte in einer Fortsetzung mitzuspielen, bevor er anfing das Drehbuch zu schreiben. So wird schon mit dem dritten – bzw. zweiten wirklich sinnvollen – Film ein kleines Universum erschaffen, dass die Ereignisse fortsetzt. Freddy hat noch immer keine Lust klein beizugeben und kann das Teenager-Schlachten einfach nicht lassen. Auch Nancy hat Freddy und die traumatischen Ereignisse ihrer Jugend noch nicht vergessen. Sie hat nicht nur damit zu kämpfen, sie hat ihre gesamte berufliche Karriere auf die Traumforschung ausgerichtet, um zu verarbeiten was damals geschah.
Interessant wäre es nun noch gewesen zu erfahren, wie sie es schaffte, dem letzten Traum aus Teil 1 zu entkommen. Denn, wir erinnern uns, dort dachte sie ja, dass sie es geschafft hatte Freddy Krueger zu besiegen und ihm zu entkommen, wie sich allerdings herausstellte, war sie in einem weiteren Traum gefangen. Nun hat Freddy Nancy zwar nicht zu seinem Nemesis auserkoren und verfolgt ihre Tötung wie etwa Michael Myers seine Schwester in HALLOWEEN, aber es ist ganz eindeutig, dass er noch eine Rechnung mit ihr auf hat. Die Frage ist daher, wieso er es damals nicht gleich zu Ende gebracht hat.
Aber nun gut, schieben wir das einfach mal auf Freddys Spieltrieb, denn der Gute hat ja seit jeher einen Hang fürs Theatralische, was Nancy bereits zuvor das ein oder andere Mal die Flucht ermöglichte. Apropos Theatralik. Morde gibt es in diesem dritten Teil deutlich weniger als in Teil 2 – nämlich 7 zu 13 –, aber während in Teil 2 die meisten einfach fantasielos während der Poolparty weggekillt wurden, werden die Morde in Teil 3 direkt zelebriert, ausgiebig in Szene gesetzt und genüsslich mit viel Kreativität ausgeschlachtet – ausgeschlachtet, hrhr. Noch immer sind es nicht die eigentlichen Morde, die den Reiz ausmachen – anders als bei FREITAG DER 13., der bei Teil 3 schon ziemlich ins 10 Kleine Negerlein-Muster rutschte –, sondern noch immer das Spiel mit Traum und Realität und der Spannung, die sich kontinuierlich zwischen den Morden aufbaut.
Die Morde selbst sind dann, wie bereits erwähnt, äußerst kreativ und nutzen die Möglichkeiten, die das Traumsetting für das um die Ecke bringen der Jugendlichen bietet, mehr als ausreichend aus. Ich denke die Puppenspieler-Nummer die Freddy mit Phillip abzieht, dürfte zu den großen Klassikern des NIGHTMARE-Franchises gehören und wurde ja auch in FREDDY VS JASON wieder aufgegriffen, als es darum ging eine Zusammenfassung der Reihe zu bieten. Auch der Mord an Jennifer ist verdammt unterhaltsam und verdeutlicht noch einmal Freddys bitterbös-ironischen Charakter. Der Spruch „Welcome to Primetime, Bitch!“ – ein wahrer Klassiker, Robert Englund muss den heute noch auf Autogrammkarten schreiben, wie er in einem Interview erzählt hat –, ist längst eine Legende, und stand so noch nicht einmal im Drehbuch. Das gab nämlich eine deutlich langweiligere und weniger peppige Variante vor, doch Englund nahm sich die Freiheit zu improvisieren.
Was bei A NIGHTMARE ON ELM STREET 3 – FREDDY LEBT stark auffällt ist, dass die Horror- und vor allem Splatterkomponente zwar recht stark ausgeprägt ist, was sich vor allem in den doch recht gruseligen Traumsequenzen und den brutalen Morden – allen voran eben bereits erwähnte Puppen-Sequenz – ausdrückt, doch auch Fantasyelemente sind reichlich vorhanden. Zum einen wäre da die mysteriöse Nonne, die auftaucht und verschwindet wie es ihr beliebt. Zum anderen werden die Fantasyelemente sehr deutlich, wenn es um die DREAM WARRIORS – so der Original-Untertitel des Films geht. Gerade als sie ihre Fähigkeiten erkennen und beschließen gemeinsam gegen Freddy Krueger vorzugehen, werden vor allem Rollenspielelemente deutlich, was nicht weiter verwundert, waren die 80er doch die Hochzeit für Rollenspiele – was auch im Film referenziert wird, so sitzen die Problemjugendlichen Abends auf ihrem Bett und spielen gemeinsam ein Rollenspiel.
An und für sich nehmen die gegen Ende verstärkt auftretenden Fantasy-Elemente dem Ganzen ein wenig den Grusel raus und lassen NIGHTMARE 3 ein wenig zu sehr in die fantastische Schiene abrutschen, aber andererseits ist das doch auch mal was Neues – zu vergleichen mit dem Sci-Fi-Setting in JASON X – und gerade dadurch, dass die NIGHTMARE-Filme ja schließlich von Träumen handeln und Träume der Fantasie nun mal wenig bis keine Grenzen setzen, darf es durchaus auch einmal ein wenig abgehobener zugehen.
Wo wir gerade bei den Träumen sind, kommen wir doch noch einmal auf eingangs erwähnte Inkonsequenz zu sprechen. Denn in A NIGHTMARE ON ELM STREET 3 erfahren wir etwas mehr über den Hintergrund Freddy Kruegers. Wir erfahren, wie er – vermutlich – zum psychopatischen Kindermörder wurde und wie man ihn endgültig besiegen kann – auch wenn das mit dem Endgültig bei solchen Filmen ja immer sone Sache ist. Und genau hier liegt der Hund begraben, denn besiegen kann man ihn nur in der echten Welt und um das zu verhindern, muss Freddy natürlich die Traumwelt verlassen und in der echten Welt eingreifen. Wie wir aus Teil 1 wissen, ist Freddy jedoch quasi in der Traumwelt gefangen und kann nur herübergeholt werden, wenn ihn ein Schlafender beim Aufwachen mitnimmt. Hier jedoch kann er sich ohne Probleme in die Realität teleportieren, was letztlich die Frage aufwirft, warum er überhaupt darauf wartet, dass die Kinder einschlafen, wenn er doch einfach so kurzen Prozess mit ihnen machen könnte.
Aber, so richtig den Kopf darüber zu zerbrechen, dazu kommt man während des Films gar nicht, denn das effektgeladene Finale mag heutzutage etwas angestaubt wirken, aber die Special Effects sind für damalige Verhältnisse und eine Produktion irgendwo zwischen viel Kohle und Low Budget – schließlich war NLC noch immer keins der großen Studios Hollywoods – gar nicht mal so übel. Gerade die große Spiegelszene während der Klimax stellte die Filmemacher vor große Schwierigkeiten und so war Regisseur Chuck Russell selbst beim Schnitt noch nicht ganz klar, wie die Effekte jetzt ins Filmmaterial kommen sollten. Besonders hervorzuheben ist auch die Marionetten-Szene, deren Effekte verdammt grimmig sind und die locker auch mit heutigen Produktionen mithalten kann.
In diesem Sinne: “I said, where's the fucking bourbon?"
A NIGHTMARE ON ELM STREET 3 – FREDDY LEBT ist ein durchaus unterhaltsamer Film, der Spaß macht. Und das nicht auf Grund unfreiwilliger komischer Trasheinlagen – obwohl’s die natürlich auch gibt, bedingt durch die im dritten Akt immer stärker auftretenden Fantasyelemente –, sondern weil dieser Teil das Franchise wieder ernst nimmt und sich an die, nicht weit zurückliegenden, Anfänge erinnert. Es gibt Spannung, hier und da auch Grusel – also, ich finde kleine Mädchen auf Dreirädern verdammt unheimlich –, Splatter und auch gewollten Witz. Dass NIGHTMARE 2 im Vergleich zu diesem hier also ein verdammt schlechter Witz ist braucht eigentlich gar nicht weiter erwähnt werden; viel wichtiger ist, dass NIGHTMARE 3 qualitativ locker mit Teil 1 mithalten kann.