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Asterix bei den Olympischen Spielen

Asterix bei den Olympischen Spielen

FANTASY/KOMÖDIE: D/F, 2008
Regie: Frédéric Forestier, Thomas Langmann
Darsteller: Clovis Cornillac, Gérard Depardieu, Alain Delon, Franck Dubosc

STORY:

Der Gallier Romantix ist unsterblich in die griechische Prinzessin verliebt, die er aber nur kriegen kann, wenn er die olympischen Spiele gewinnt. Zum Glück stehen ihm Asterix und Obelix bei.

KRITIK:

Was treibt einen ausgewachsenen Menschen mit erlesenem Filmgeschmack (tschuldigung für dieses Selbstlob ;-) im Februar 2008, dem grandiosesten Filmmonat aller Zeiten, zumindest seit ich mich erinnern kann, bei einer Auswahl von Filmen wie Sweeney Todd, No Country for Old Men, There Will Be Blood um jetzt nur die wichtigsten zu nennen, dazu sich diesen Film anzusehen? Es ist eine Schande vor jedem Filmliebhaber, vor jedem Qualitätsfilm, vor sich selbst, also zumindest, wenn man einen Hang zur Selbstverwirklichung durch Filme hat;-)

Aber manchmal, und das übersehen so einige Filmmeinungsführer dann und wann, hat man nun einmal einen ganzen Abend lang die Verantwortung über einen sehr jungen Menschen, und den wird man eher von Rambo fernhalten, zumindest halte ich es so. Darum eine Neuheit auf filmtipps.at: der Versuch eine kinderfilmgerechte Rezension eines Kinderfilmes vorzunehmen, ganz ohne postpubertäre Arroganz oder abgeklärten Zynismus.

Würde ich zumindest gerne. Geht aber nicht.

Denn 'Asterix bei den olympischen Spielen' ist kein Kinderfilm. Ist aber andererseits auch kein Film für Erwachsene. Ist irgendwas dazwischen. Versucht jedem zu gefallen, gefällt aber gerade deshalb niemandem.

Mein kleiner Freund langweilte sich eher, weil die Witze zu mindestens 80% eigentlich für Erwachsene waren, ziemlich hoher Anteil eigentlich. Alain Delon, als Caesar Höhepunkt des Films, gibt den Tyrannen in beißend ironischem Ton größenwahnsinnig und selbstverliebt, zählt bei jeder Gelegenheit seine Erfolge auf (Der Leopard, Rocco und seine Brüder, Der eiskalte Engel ;-) so dass jedem Filmfreund das Herz aufgeht.

Weiters: Michael Schuhmacher schaut beim großen Wagenrennen mit seinem ehemaligen Rennstallchef vorbei, inklusive Boxenstopp, was sogar mich Sportübertragungsignoranten amüsiert hat, die Angst vor dem Folterknecht Guantanomus (!), die Antiterrormaßnahmen weil Caesar persönlich zu den Spielen anreißt "es werden sogar verdächtige Vögel abgeschossen" und Brutus' zahlreiche Versuche seinen Vater abzumurksen, auf einer Sinnloshumorebene, die an die Filme von Will Ferrell erinnert und somit auch breite Akzeptanz finde sollte;-)

Ach ja, die berühmte Balkonszene aus Cyrano de Bergerac wird auch zitiert, wieder mit einem Gerard Depardieu als begabten Einflüsterer schönster Liebeslyrik, wie man sieht gibt es hier durchaus "niveauvolle" Verweise.

Im Ganzen ein typisch ans Publikum herankonstruierter Film, der sich von bemühter Szene zu bemühter Szene hantelt, ohne sich auch nur ansatzweise für die Handlung zu interessieren, ohne irgendjemandem vor dem Kopf zu stoßen, ohne irgendeine künstlerische Ambition.

Gut, dieser Film ist wiedereinmal (ich weiß, langsam wird das fad) der teuerste europäische Film aller Zeiten und "muss" gefallen, sonst wird das ja gar nicht finanziert, aber war es nicht schon seit jeher so, dass gerade die werkgetreue Adaption das Publikum am zufriedensten stimmte.

Wo doch der verfilmte Asterixband selbst auch noch zu den Gelungensten gezählt werden darf. Wieso wird so eine sinnlose Handlung erfunden, wieso werden Asterix und Obelix zu Nebenrollen degradiert, während die Hauptrolle dem Oberloser Brutus geschenkt wird, gegen den alle restlichen wichtigen Figuren die übrige Screentime gleichmäßig gering aufgeteilt bekommen haben.

Ich versteh das nicht, das erscheint mir sogar rein vom finanziellen Standpunkt unlogisch, vom künstlerischer Fragwürdigkeit gar nicht erst zu reden....

Asterix bei den Olympischen Spielen Bild 1
Asterix bei den Olympischen Spielen Bild 2
Asterix bei den Olympischen Spielen Bild 3
Asterix bei den Olympischen Spielen Bild 4
Asterix bei den Olympischen Spielen Bild 5
FAZIT:

Tolle Schauwerte, zeitgemäße Anspielungen, gelungene Gastauftritte, handlungslos, kindergerecht und daher völlig unspannend und unaufregend inszeniert, aber dankenswerterweise bei weitem nicht so dämlich, dass es wehtut. Der Humor schafft es stellenweise sogar ganz nach Vorbild liebevoll und ironisch zu sein. Am Ende kommt dennoch niemand auf seine Kosten, weil der Film es jedem recht machen will und dabei wie man so schön sagt, weder Fleisch noch Fisch ist. Nichtsdestotrotz der beste sauschlechte Film, den ich seit langem gesehen hab (viel "besser" als Die sieben Zwerge oder sowas). Ist aber kein Grund sich diesen Film anzusehen. Vor allem nicht im Februar 2008;-)

WERTUNG: 4 von 10 Prätorianern
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
Ralph | 28.02.2008 19:53
Hey Nic! Den hast du aber nicht gesehen, oder ;-)
Nic | 29.02.2008 18:21
nein, sogar für mich gibt es grenzen :-)
Ralph | 29.02.2008 19:18
:-)
>> antworten
Harald | 27.02.2008 23:00
ich liebe natürlich die comicbücher und habe alle asterix-filme bis auf diesen hier gesehen. aber woher kommt das, dass ich mich an fast nichts erinnern kann?
während ich z.b. die 'eiserne lotus'-szene im letzten will ferrell-film 'blades of glory' nie mehr vergessen werde...
Ralph | 28.02.2008 19:42
Ich muss jetzt gestehen, dass ich Blades of Glory nicht gesehen habe. War aber im Grunde als Kompliment gemeint, denn Will Ferrels Humor funktioniert schon auf eine ganz eigene Weise... Letztlich fand ich Brutus aber auch gelungen. Bei mir wirkt es irgendwann einmal, wenn man konsequenterweise solange den selben schlechten Witz wiederholt, irgendwann finde ich die Beharrlichkeit einfach witzig:-)
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