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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Azumi

Azumi

CHAMBARA: J, 2003
Regie: Ryûhei Kitamura
Darsteller: Aya Ueto, Shun Oguri, Hiroki Narimiya

STORY:

Um nach einem schrecklichen Krieg den Frieden zu bewahren, zieht ein Samurai zehn Waisenkindern zu Kriegern auf, um kriegslüsterne Herrscher zu töten.

KRITIK:

"Unsere Mission, die wir zu erfüllen haben, wird sehr hart und voller Leiden sein.Ein Kämpfer für die Freiheit kann nicht selbst entscheiden wen er tötet. Manchmal verlangt es eure Mission ein Kind zu töten, oder eine hochrangige und angesehene Persönlichkeit.Das Ziel eines Kriegers ist es gewissenlos, ja sogar unmenschlich zu werden.Deshalb erwartet euch eine letzte Prüfung.Kämpft gegeneinander, kämpft gegen euren Partner - und tötet ihn!"

So schwört der Meister seine Friedenstruppe ein, die im Schnitt wohl 17 Jahre alt sein dürfte - das japanische Kino ist eben anders, gewagter, extremer. Da schicken sich auch schon mal Kinder und Jugendliche über den Abe, wie in Fukasakus Battle Royale - konsequent das ganze, selbst Jason hat keine Kinder auf seinem Kerbholz, da fehlt den Amerikanern einfach der Mut.

Auch im Jahre 2003 ist das japanische Schwertkampfkino noch nicht tot, es hat sich weiter entwickelt. Es unterscheidet sich von den blutgetränkten Katana-Reigen der 70er Jahre - die gute alte Zeit, jedenfalls was Filme angeht.Blutig sind sie immer noch, doch ihre Inszenierung ist flotter, abgedrehter und bunter, wenn auch die ruhige Erzählweise zumindest bei Azumi geblieben ist.

Wie das Meisterwerk Lady Snowblood basiert auch Ryûhei Kitamuras Samurai/Ninja-Mär von beinahe epischem Ausmaß - die mir vorliegende internationale Fassung hat immerhin eine Laufzeit von 128 Minuten - auf einem Manga - da könnten die selbsternannten Filmemacher in Hollywood mal lernen, wie das geht mit den Comicverfilmungen.

Und dass wir es hier mit der filmischen Umsetzung eines Mangas zu tun haben, merkt man in fast jeder Filmminute.Das allerdings liegt nicht bloß an dem ziemlich - ähm - eigenen Umgang mit der japanischen Geschichte und der Realität, so trägt Azumi zum Beispiel einen blauen Mini - für den Zuschauer, respektive mich, ein glücklicher Umstand, historisch gesehen dennoch wohl ziemlicher Nonsens.

Explodierende Sänften sieht man ebenso wenig alle Tage - auch wenn Alarm für Cobra 11 verdammt nah rankommt.Und wer versucht sich die Tatsache, dass sich ein zierliches Mädchen durch eine kleine Ninja-Armee- Everything's better with Ninjas - schnetzelt, rational zu erklären, wird wohl epochal scheitern.

Azumi weiß auch optisch zu überzeugen, und damit ist nicht mal Aya Ueto gemeint - zu der wir noch kommen werden, also fleißig weiterlesen - sondern die bildgewaltige und teilweise wirklich innovative Inszenierung.Bereits vier Jahre vor dem allseits bejubelten - nicht ganz zu Recht wie ich meine - 300, ließ Kitamura Samurais, Ronins und Ninjas, - Wirklich, Everythings better with Ninjas, von Ninjafilmen mal abgesehen - in Zeitlupe und bluttriefend über die Leinwand fliegen.

Auch einen vertikalen 360-Grad-Schwenk hat man so noch nicht gesehen. Hier liegt allerdings ein kleines Problem, denn wenn Kitamura etwas gefunden hat, das ihm gefällt, dann wiederholt er es, gerne auch dreimal hintereinander - innovativ ist das trotzdem, und da verzeihe ich auch mal das leichte Schwindelgefühl.

Weniger schön sind hingegen die - sehr wenigen - Längen, die vor allem dann auftreten, wenn Azumi pseudophilosophisch vor sich hinschwadroniert - da stellt sich denn also die Gretchenfrage, ob der Director's Cut dem Film wirklich gut tut - sowie das verworrene Ende.

Entschädigt wird der Zuschauer dennoch allemal, denn Azumi bietet viel visuelles "Eye Candy" - und damit ist mal wieder nicht bloß Aya Ueto gemeint. Auch wenn diese - ihres Zeichens japanischer Popstar - nicht nur ziemlich gut aussieht, sondern neben süß Dreinblicken auch Schauspielern kann.

Auch der restliche Cast macht eine ziemlich gute Figur und weiß zu überzeugen, soweit ich das ob der mäßigen Synchro - trotz allem immer noch über Reich und Schön-Niveau - beurteilen kann - warum seh' ich mir einen japanischen Film auch synchronisiert an? Dazu kommen wir noch, also fleißig weiterlesen.

Die Gewalt - seit jeher in der japanischen (Film-)Kultur verankert - sei an dieser Stelle noch erwähnt, bewegt sich zwar nicht gänzlich auf dem Niveau alter Toei-Kollegen, die eine oder andere Gallone wird dennoch vergossen und wenn sich Azumi im fast 25-minütigen Finale durch eine riesige Armee - diesmal keine Ninjas - metzelt, rast der Bodycount unaufhaltsam auf den vierstelligen Bereich zu.

Unschön ist allerdings die Präsentation auf DVD durch Laser Paradise. Diese kommt zwar in einem hübschen Pappschuber zusammen mit Teil zwei, enthält aber augenscheinlich nur die Starmedia-Fassung, die nicht nur herangezoomt und dadurch ziemlich beschnitten und abgedunkelt wurde, sondern darüber hinaus nur die deutsche Tonspur enthält - das lässt die sowieso schon exzellenten Rapid Eye Movies-Veröffentlichungen gleich noch viel wertvoller erscheinen.

Dass mich der Film trotz dieser widrigen Umstände überzeugen konnte, sollte für sich sprechen.

Azumi Bild 1
Azumi Bild 2
Azumi Bild 3
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Azumi Bild 5
Azumi Bild 6
Azumi Bild 7
FAZIT:

Überzeugender und visuell einwandfrei umgesetzter Schwertkampffilm, zwischen Tradition und moderner Inszenierung - das sollte mehr als nur einen Blick wert sein.

WERTUNG: 7 von 10 Affengesichtern
Dein Kommentar >>
Nic | 24.03.2008 20:37
und wie ist Teil 2 im Vergleich?
Johannes | 25.03.2008 20:19
Der muss noch einer genauen Betrachtung unterzogen werden - Rezension folgt auf der Filmseite deines Vertrauens. ;)
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