OT: Tawan young wan yoo
ABSOLUT DURCHGEKNALLTER IRRSINN: THAI, 2004
Regie: Pornchai Hongrattanaporn
Darsteller: Krissada Sukosol, Nountaka Warawanitchanoun, Nimponth Chaisirikul
Bay hat in einem tranceartigen Trommelwahn (mit Messern) seine Vermieterin zu blutigem Brei verarbeitet. Inspektor Black Ears ist ihm dicht auf den Fersen, doch er kann seine Freundin Ton von seiner Unschuld überzeugen. Gemeinsam mit Tons Band PC erlebt Bay einige Abenteuer, die ihn manchmal fast das Leben kosten. Aber er ist nun mal ein Trommler des Himmels und muss ein Trommelduell gegen das Böse gewinnen. Doch dazu wird es (zumindest für ihn) nie kommen... Und schlussendlich wird die Band PC einfach in Macintosh umgetauft...
Wir sehen: Ein vermutlich männlicher Mensch sitzt auf einer (für Thaiverhältnisse untypischen) Toilette. Sein herzgemusterter Slip sitzt bei den Waden, er hält sich die Knie und drückt, bis er verdienterweise ein Stück mit Werbung bedrucktem Klopapier abreißen darf. Wir hören: Heftiges Stöhnen, Furzgeräusche, das Plumpsen der Wurst ins Häuserl und dann erleichtertes Stöhnen. Es folgt eine Stimme aus dem Off: "Gut gefurzt?! Frechheit!" Dann sehen wir einen sehr vertrauten Sternenhimmel und hören eine Klospülung. Der von George Lucas geklaute Vorspann beginnt und die Stimme aus dem Off meint:
"Hallo Freunde, ich habe über so einiges nachgedacht. Ich bin mir sicher, es gibt keine Zufälle. Alles hat eine Ursache. Das Universum ist nicht einfach aus dem Nichts entstanden. Jeder große Baum holt seine Kraft aus Wurzeln die wir zwar nicht sehen, die aber existieren. Ein großer Krieger holt seine Stärke aus Vorbildern, die nur ihm vertraut sind. Jeder Mensch ist ein Individuum - JEDER! AUSNAHMSLOS!"
Es folgen Originalaufnahmen von vermummten Menschen mit einem Huhn. Die Stimme aus dem Off meint: "Schon wieder eine Vogelgrippe? Also wie kann man denn vom Vögeln eine Grippe kriegen?" Dann eine Nahaufnahme auf ein Mobiltelefon und wie ein Mann mit dicker Brille auf eben dieses starrt. Die Stimme sagt: "Oh ein Handy für Kurzsichtige - TOLL!" Kameraschwenk auf eine Fernsehgerät: der damalige Premierminister Thaksin Shiinawatra ist zu sehen. Dazu die Stimme: "Schon wieder ein Politiker der lieber Diäten kassiert, als eine Diät zu machen." Dann eine Großaufnahme Shiinawatras, gefolgt von einem Zoom-Out bis Sonnenblumen zu sehen sind, begleitet vom Off-Kommentar: "Was für eine blumige Sprache." Ein harter Schnitt auf einen anderen (roten) Fernseher. Ein Sänger ist zu sehen und zu hören. Die Stimme meint: "Hübsches Kerlchen, der sieht aus als wäre er auch auf der 200-Jahrfeier von Bangkok gewesen." Schnitt, Wat Arun ist zu sehen. Der Off-Kommentator freut sich: "Aih Thai Thai, war das n'Fest!" Zoom-Out, ein nochmals anderer TV kommt ins Bild, er wackelt und zwei Schlägel spielen auf einem Xylofon. "Auch wenn die Musik ein wenig gewöhnungsbedürftig ist", ergänzt den Kommentar zum Fest. Ein Mann spielt das Xylofon und wundert sich, dass seine Wände wackeln. Erst dann folgt ein Schwenk mit Zero-Cut und wir sehen wie Bai (Krissada Sukosol) das Schlagzeug rockt.
Ja, liebe LeserInnen, das waren die ersten zwei Minuten von BANGKOK LOCO, vielleicht erklären diese auch meine doch sehr konfuse Inhaltsangabe. Fals ihr Lust habt, kopiert doch mal die auf Wiki vorhandenen Schriftzeich (kleiner Hinweis es handelt sich um Thai-Titel des Films ;-) und gebt sie in einen Online-Übersetzer ein. Habt ihr das gemacht? Gut. Und was denkt ihr? "What tha f***" triffts bei mir am besten. Ja BANGKOK LOCO ist definitiv ein Film aus der Kategorie "What tha f***?!" Man ist versucht frei nach Obelix laut auszurufen: "Die spinnen, die Thailänder!"
Tatsächlich hat der thailändische Titel mehr mit der Handlung zu tun, als man im ersten Moment vielleicht denken oder wahrhaben möchte. Spoilern werde ich hier aber nicht mehr. Ich verweise lieber noch auf die durchgeknallten Typen, in ihren irren 70erjahre-Kostümen, die sich in BANGKOK LOCO tummeln. Aber auch auf die irrwitzigen Ideen, wie z.B. den Inspektor (Schwarzohr) wie einen Panda zu schminken, oder subjektive Kameraeinstellungen aus der Perspektive eines Mundraumes zu zeigen, oder einer Verfolgungsjagd auf einem Riesenrad (die Akteure verlassen ihre Gondeln nicht) zu zeigen, oder andauernd megaaufdringliche Farbfilter zu verwenden, oder die Figuren unmotiviert Requisiten verteilen zu lassen, oder oder oder...
Bei all dem Irrsinn ist BANGKOK LOCO eigentlich eine Art Musical, zumindest aber ein Musikfilm. Es wird gesungen, es wird getanzt und es wird Schlagzeug gespielt, was die Felle halten. Manchmal ist das Drummen Mord, manchmal Sex, manchmal epische Schlacht und manchmal eben doch nur Trommelei. Was uns das alles sagen soll - man weiß es nicht.
Was man allerdings weiß: Der Film ist absolut bekloppt! Und doch - man glaubt es kaum - handwerklich ist er äußerst fein gemacht. Obwohl man davon ausgehen kann, dass Drehbuchschreiber Sompope Vejchapipat und Regisseur Pornchai Hongrattanaporn (auf eine gute Art) geisteskrank sind, wissen sie und alle anderen Beteiligten zumindest filmtechnisch ganz genau, was sie da tun. Die Bildregie, die Requisiten, der Sound, das Editing und sogar die Darsteller beherrschen ihr Fach. So reiht sich BANGOK LOCO trotz allem in eine Reihe von anderen thailändischen Filmen ein, die dem Rest der Welt zeigen, dass auch Südostasiaten sich mit dem Filmemachen auskennen.
What tha f*** ist denn das? Das ist Bangkok Loco - Extrem irrsinnig, extrem wahnsinnig, extrem bekloppt! Aber handwerklich fein gemacht und jede Sekunde absolut unterhaltend. In diesem Sinne: Die spinnen, die Thailänder - aber Filmemachen können sie trotzdem.
...und Ringo Starr ist auch dabei!