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Blood & Sinners

Blood & Sinners

OT: Sinners
HORROR: USA, 2025
Regie: Ryan Coogler
Darsteller: Michael B. Jordan, Saul Williams, Hailee Steinfeld, Delroy Lindo

STORY:

Clarksdale, Mississippi, 1932: Die Zwillingsbrüder Stack und Smoke (in einer verblüffenden Doppelrolle: Michael B. Jordan) wollen ihre im Umfeld von Al Capone hart verdienten Dollars in ihrer Heimatstadt investieren: Ein "Juke Joint", eine Art Musiklokal für Afro-Amerikaner wird eröffnet, mit allem, was Gott verboten hat: Irisches Bier, Whiskey, Tanz, Kartenspiel. Und Musik. Blues-Musik. Die gilt anno 1932 manchen noch als Teufelswerk. Und der Teufel in Gestalt eines leichenblassen irischen Blutsaugers kommt prompt auf ein Tänzchen vorbei. Es wird wild ...

KRITIK:

Irgendwann in der Mitte des 130 Minuten langen Streifens beginnt eine unfassbare, mehrminütige, die Leinwand und die Musikgeschichte sprengende Plansequenz, bei der man liebsten applaudieren und im Kinosaal "Zugabe!" schreien möchte. GospelsängerInnen, TänzerInnen, Funk-Gitarristen und Hip-Hop-DJs mischen sich irgendwo im Deep South, dem rassismusgeplagten Tiefen Süden unter die trinkenden, tanzenden, schwitzenden Gäste eines Musikclubs. Die Luft ist zum Schneiden, die Atmosphäre ist sexuell aufgeladen wie in einem Dutzend Rihanna-Videos, es riecht nach Rauch, Whiskey, Schweiß - und später auch nach Blut. Viel Blut.

Willkommen in SINNERS, dem neuen, zumindest in meiner kleinen Film-Bubble frenetisch gefeierten neuen Film von Regisseur Ryan Coogler (CREED, BLACK PANTHER). Und was soll ich sagen: Ja, der Film ist so gut, wie alle behaupten. Ja, es stimmt, man darf sich BLOOD & SINNERS, wie der Streifen im deutschen Sprachraum heißt, als Mash-Up aus DJANGO UNCHAINED und FROM DUSK TILL DAWN vorstellen. Letzteren hab ich mir zur Einstimmung nach fast drei Dekaden wieder angesehen - und leider nur für mittelgut gealtert empfunden. Auch wenn ich mit der geselligen Bubenrunde Fred Williamson, Danny Trejo und Tom "Sex Machine" Savini jederzeit gerne auf ein Bier gehen würde und Salma Hayeks Schlangentanz ikonisch ist und bleibt, wirkt die große Vampirzerstückelungsparty im "Titty Twister"-Club zumindest effekttechnisch doch ein bisschen dated.

Dieses Problem hat SINNERS natürlich nicht. 90 Millionen Dollar soll der Film gekostet haben, ein beachtliches Budget für einen Vampirfilm im historischen Setting. Das viele Geld wurde aber nicht nur in überraschend grimmige Splatter-Effekte investiert, sondern vor allem in Ausstattung und Kameraarbeit. Gedreht wurde auf kostspieligem 65mm-Analogmaterial. Das Ergebnis sind unglaublich elegante Bilder von kristalliner Klarheit, die man nur auf der breitestmöglichen Leinwand, wenn möglich in IMAX, genießen sollte.

Freilich sollte man sich auch darauf einstellen, dass die Vampir-Action relativ sparsam dosiert ist und erst im letzten Filmdrittel die Leinwand blutrot färbt. Der Film nimmt sich ziemlich viel Zeit, seine Charaktere erst einmal einzuführen. Und ja, es sind Charaktere, mit denen man gerne seine Zeit verbringt - und die es durchaus zu schätzen wissen, wenn man ihnen die volle Konzentration schenkt. Beschenkt wird man selbst freilich auch: Mit ungewöhnlich gut recherchierten historischen Details, verpackt in elegante Bilder, und vor allem mit Musik. Schauplatz der Handlung ist das Mississippi-Delta, eine Hochburg des rassistischen Ku-Klux-Clans, aber auch die Wiege des Blues. Beide Themen - Black Music und Rassismus - spielen wichtige Rollen in SINNERS.

Im letzten Drittel schließlich wirft Ryan Coogler sämtliche Konventionen über Bord. Was für ein großartig irrer und irrwitziger Genre-Mix da aufgefahren wird: Splatter-Exzess, Musikfilm, Gangsterdrama und afroamerikanische Geschichtestunde kollidieren auf unberechenbare Weise. Spitzenmäßig gespielt natürlich, aber auch herrlich sleazy - sprich: Ohne Angst vor gschmackigen Geschmacklosigkeiten. Einer der Filme des Jahres steht fest!

Blood & Sinners Bild 1
Blood & Sinners Bild 2
Blood & Sinners Bild 3
Blood & Sinners Bild 4
Blood & Sinners Bild 5
FAZIT:

Lest einfach noch mal den letzten Satz.

WERTUNG: 9 von 10 Blues-Gitarren
Dein Kommentar >>
desiderii marginis | 28.04.2025 16:43
ryan coogler michael b. jordan - dream team
im kino gesehen begeistert ohne ende .. die music, der horror in der 2 hälfte schön aufgeteil von mir 10 von 10
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