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Buckaroo Banzai

Buckaroo Banzai

SCIENCE-FICTION: USA, 1984
Regie: W. D. Richter
Darsteller: Peter Weller, John Lithgow, Ellen Barkin, Jeff Goldblum, Christopher Lloyd

STORY:

Dr. Buckaroo Banzai ist ein führender Astrophysiker, Neurochirurg, Testpilot, Knochenbrecher und Rockstar. Zusammen mit den Hong Kong Cavaliers (seinen ebenfalls multitalentierten Kollegen und Bandmitgliedern), bestehend aus Rawhide (Buckaroos Lieutenant; Piano), Reno Nevada (Saxophon), Perfect Tommy (Perfekt; Rhythmus Gitarre), New Jersey (Neurochirurg; Piano und Tanz) und Pinky Carruthers (Blue Blaze Irregular; Bass), macht er sich auf, den Erdball zu retten, indem er ziemlich durchgeknallte, interdimensionale Aliens, Rote Lectroiden genannt, vom Planeten 10 wegpustet.

KRITIK:

Ich schätze, nun kann man sich auch nicht wirklich vorstellen, was hier so abgeht. Der Film hat seine komplett eigene Mythologie, etliche Insider-Witze, Zitate aus Fernsehen, Film und Musik, ist smart und wahrscheinlich einer der großen Anwärter auf den Thron des absoluten Geek-Films.

Jawohl. Eine Legende besagt sogar, dass manchmal, aber nur in den dunkelsten Zeiten einer verzweifelten Seele, der Film als Geek-Detektor-Selbsttest verwendet wurde, um festzustellen, ob man auch zu der seltenen Blutgruppe G, Rhesusfaktor gezählt werden durfte/musste. Gefiehl dir der Film, offenbarte er auch gleich, warum das andere Geschlecht dich so unwiderstehlich fand. Konntest du ihn nicht ausstehen, dann hattest du noch mal Glück gehabt...oder auch nicht. "Laugh while you can, monkey boy!"

Bevor ich loslege ... eine kurze Begriffserklärung zum doch eher ausgefallenen, weil keinem anderen eingefallenen Titel. (Danke Klaus). Man soll ja im Nachhinein nicht behaupten, mein Geschmiere wäre nicht lehrreich. 'Buckaroo': Ein Cowboy (Kuhjunge), ansässig im Großen Becken und der Region um Kalifornien; abgeleitet vom spanischen Wort 'Vaquero' - ein Typ auf einem Pferd, der sich um Nutztiere kümmert (Vaca=Kuh; ergo Kuhjunge). Als die spanischen Konquistadores Amerika entdeckten und eroberten, brachten sie das Pferd als Nutz- bzw. Reittier mit in die neue Welt (was auch die Indianer vorerst freute, die es angeblich in früheren Jahrtausenden nur wegen ihres Fleisches etc. gejagt und so zu ihrer Ausrottung beigetragen haben). So brachten die Spanier ihren Vaquero über Mexico nach Nordamerika und der Buckaroo (etymologisch identisch) war geboren und entwickelte sich letztendlich zum nordamerikanischen Cowboy.'Banzai': ein japanischer Jubelausruf, der Freude und Glück für zehntausend Jahre bringen soll; übernommen aus dem Chinesischen mit der Bedeutung 'Zehntausend Jahre'; wurde zur Ehrung des Kaisers verwendet; heute muss es im Land des Lächelns für jeden Mist herhalten.

Was das Ganze jetzt mit dem Film zu tun hat und warum man dem Titelhelden ausgerechnet diesen Namen gab, kann ich euch auch nicht beantworten. Irgendwie passt es aber zur restlichen Absurdität des Films und man liebt es ja, Filmhelden alliterarische Namen zu geben. Klingt cool. Prägt sich ein. Buckeroo Banzai!!!

Da es nicht einfach ist, eine sinnvolle und nachvollziehbare Kritik über diesen "Liebe-ihn-oder-hasse -ihn"-Film zu schreiben, werde ich nun einige Pressestimmen etc. paraphrasieren und somit versuchen die 8. Dimension und ihre Schergen ein wenig mit Vitamin D zu versorgen.

Das Studio machte eigentlich von Anfang an niemals irgendwelche Anstalten Buckaroo Banzai als Mainstream-Film zu vermarkten, was wohl auch, wie jeder weiß, der den Film kennt, nicht unschwierig gewesen wäre. So sagte die Mitarbeiterin Rosemary LaSalmandra, dass niemand außer Doc Savage und McQuaid, der Wolf, wußte, was er mit diesem irren Machwerk eigentlich anfangen sollte. Es gab keine einfache Möglichkeit, den Leuten zu verklickern, worum es eigentlich ging.

John Lithgow, der hier die schauspielerisch beste Leistung abgibt, ja sogar so unheimlich überzeugend wirkt, dass ich davon überzeugt bin, dass er diesen ganzen Blödsinn wirklich geglaubt hat und ihn als die einzig wahre Realität angesehen hat und womöglich immer noch tut (zusammen mit Michael Biehn), erzählte, dass er mehrmals versucht hatte, Leuten den Plot des Films zu erklären. Dieses Wagnis, so schwörte er beim Grab seines lieben Oheims und Bigfoot, dauerte jedes Mal unglaubliche 20 Stunden und 10 Minuten. Ohne Erfolg. Und dennoch oder genau deshalb, so fuhr er fort, startet er jedes Mal eine Rakete, wenn er auch nur anfängt, von Buckaroo zu schwärmen.

Der Filmkritiker Richard Corliss gab seinen süßen Senf zu diesem Film im Time Magazine ab und behauptete bierernst, dass die Schöpfer von Buckaroo, Earl Mac Rauch und W.D. Richter, ihren Film mit einem Cha-Cha-Cha-Jive Hybridrhythmus und dem konventionell durchdachten Stil eines durchgeknallten Affenmanns von Monkey Island filmten und, dass jeder Schlock, der keinen Doktortitel in Astrophysik und Popkultur oder zumindest eine epische Bierfahne mit in den Kinosaal brächte, verloren wäre.

Ein weiterer Freak namens Danny Bowes sagte in einer Retrospektive, dass der Film paradoxerweise seiner Zeit um Ionen voraus und doch komplett aus seiner Zeit war. Es sei ein Film von, für und über Geeks und Nerds, durch und durch. Und zwar zu einer Zeit, als ein Geek noch ein Geek war, als die "coolen Kids" dieser Nischenkultur noch täglich den Eierbecher in die Arschlawine zogen. Er vermisse diese Zeiten, fügte er hinzu... nostalgisches Glänzen in seinen Augen.

Anmerkung: Ursprung dieser Zitate, Bibliografie dieses Artikels und einige meiner Gehirnzellen sind leider spurlos verschwunden. Gerüchten zufolge wurde das eben Erwähnte von hiesigen Halbaffen gefressen, in der 8. Dimension verdaut und mächtig abgefurzt.

Buckaroo Banzai ist ein wahrer Kultfilm, da er tatsächlich einen Kult, eine treue Anhängerschaft um sich geschaffen hat. Man kann sagen, dass dieser Kult durch einen kleinen Kreis von Gläubigen schon vor dem fertigen Film entstand, denn es war mit Sicherheit nicht einfach, Geldgeber und talentierte Leute, die an den Film glaubten, zu finden. Doch Weller, Lithgow et alii glaubten an diesen absurden Mix aus Action, Abenteuer, Komödie, Satire, Science Fiction, Rock 'n' Roll und (Achtung: Ambiguität ahead) Melonen als es kaum jemand anderer tat.

Buckaroo Banzai Bild 1
Buckaroo Banzai Bild 2
Buckaroo Banzai Bild 3
Buckaroo Banzai Bild 4
Buckaroo Banzai Bild 5
Buckaroo Banzai Bild 6
FAZIT:

Ein granatenstarker, geekiger Film, der einfach Spaß macht, der seiner Zeit voraus war und doch so unendlich laut 80er gröhlt. Obwohl die Story nie so richtig Form annimmt, muss Buckaroo Banzai eigentlich trotzdem für jeden Filmverliebten oder jene, welche eine Auszeit brauchen vom omnipräsenten, klassischem Storytelling a la Hollywood, Balsam(ico) für die Seele sein, da er jeglicher Konvention trotzt und das mit Freuden. Ein Film, der aus Liebe zum Film und zum Geschichtenerzählen entstand und somit sein verstaubtes Dasein nicht verdient. Im Gegenteil, stellt euch dem Geek-Detektor-Test! Die Zeiten haben sich geändert. Also, egal wie es ausgeht, spread the word, Banzai's word, und denkt immer daran, "no matter where you go, there you are."

WERTUNG: 8 von 10 brutal belastbaren Wassermelonen
TEXT © Thomas Haider
Dein Kommentar >>
Harald | 18.10.2015 22:24
Hehe, amüsante Kritik.
Den Film selbst hab ich noch gar nicht gesehen,
werde aber wohl schleunigst die kürzlich
erschienene Blu-ray bestellen.
Was die - ähm - Story angeht: Ich erinnere mich
an eine BRAVO-Ausgabe in sehr frühen Jugendtagen,
wo sinngemäß vom "verrücktesten" Sci-Fi-Film
aller Zeiten die Rede war. Dabei kam mir ein
Rockmusiker als Astronaut und Alien-Bekämpfer
damals gar nicht so abwegig vor, in einer Zeit,
in der ein B-Film-Darsteller US-Präsident werden
konnte.
Thomas | 19.10.2015 22:59
Danke Harald! Haha ja so
betrachtet scheint der Film
dann doch sehr realitätsnah ;)
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