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Byleth

Byleth

OT: Byleth - Il demonio dell´incesto
GIALLO: ITALIEN, 1972
Regie: Leopoldo Savona
Darsteller: Mark Damon, Claudia Gravy, Aldo Bufi Landi, Marzia Damon

STORY:

Es ist sicherlich wahr, dass die meisten unserer so geschätzten italienischen Mörderrätsel zeitlich in den etwas freakigen, doch immer stylischen Siebzigern angesiedelt sind. Doch freilich gab es ihn schon in früheren Jahrhunderten: Den psychosexuellen Killer mit den schwarzen Handschuhen und den spitzen Klingen, dessen perverse Jagdgründe in der "sündigen Damenwelt" liegen. Und natürlich brannte schon zu dieser Zeit verbotenes Verlangen in so manch verwirrten Geist. So fühlt sich etwa Mark Damon in dem Achtzehnhundertirgendwann spielenden BYLETH weit über das normale Maß hinaus zum verheirateten Schwesterherz hingezogen; was nicht zuletzt -sinnbildlich oder nicht- den Titel gebenden Dämon der Inzucht und seinen ungenannten Kumpel, den Dämon der Impotenz, auf den Plan ruft. Zur Folge hat dies nicht nur ungesunde Wahnvorstellungen, sondern auch ein paar tote junge Frauen…-

KRITIK:

BYLETH zählt nicht nur zu den weniger bekannten, sondern auch zu den ungewöhnlichen Gialli. Ungewöhnlich deshalb, weil die Handlung wie bereits erwähnt irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist und wir somit ein Murder Mystery geboten bekommen, das zu einer Zeit spielt, als man noch in alten Kastellen wohnte,auf Pferdesrücken unterwegs war und barocke Kostüme trug. Das schafft nicht nur visuell und atmosphärisch neue Anreize, sondern geht auch inhaltlich nicht unbedingt gewohnte Pfade.

BYLETH transformiert moderne psychosexuelle Giallo-Elemente in längst vergangene Zeiten und verwebt sie mit einer Quasi-Spukgeschichte gotischen Zuschnitts. Nach einer Dreiviertelstunde lenkt Titelgeber BYLETH die Dinge zudem etwas in die okkulte Richtung. BYLETH nämlich, so spricht der Dämonologe meines Vertrauens, ist nach biblischen Überlieferungen tatsächlich der Teufel der Blutschande. Doch auch wenn man BYLETH getrost als Mystery-Giallo bezeichnen darf, wird der psycho(patho)logische Aspekt der Geschichte nie gänzlich aus den Augen verloren.

Formal passt´s auch. Unser TRIO DER LUST wird vom Dreier Damon, Gravy und Landi gut gespielt und Regisseur Savona hat unbestritten ein Händchen für Atmosphäre und schöne Bilder. Allerdings scheint ihm das Wort Suspense nicht unbedingt ein Begriff zu sein. Seine Geschichte erzählt er nämlich mit äußerster Bedächtigkeit und selbst das im Übrigen ziemlich abrupt kommende Finale begeht er betont unspektakulär. Er lässt BYLETH fast ausschließlich von der Kraft der Bilder, dem großzügigen Einsatz nackter Haut sowie Kojukaroffs klassischen Score leben. Dabei sind die Sexszenen - obgleich nicht übermäßig explizit- recht knackig und auf jeden Fall zeigefreudiger als die Mordszenen, die dagegen ziemlich blutleer wirken.

Byleth Bild 1
Byleth Bild 2
Byleth Bild 3
Byleth Bild 4
Byleth Bild 5
FAZIT:

Irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert steigt Mark Damon der eigenen Schwester hinterher, während sich in seinem Dunstkreis die Mädchenleichen häufen. Who´s to blame? Ein Wahnsinniger oder BYLETH, der leibhaftige Deibel der Inzucht? - Die Antwort auf diese Frage findet sich eventuell in diesem mit atmosphärischen Bildern und Sex angereicherten Mystery Giallo von Leopoldo Savona aus den frühen Siebzigern. Die im Grunde überschaubare Laufzeit von 81 Minuten könnte allerdings selbst für den langmütigen Zuschauer zur Geduldsprobe werden, denn besonders spannend in Szene gesetzt wurde BYLETH wahrlich nicht. Seine Vorzüge liegen ganz klar in seiner Eigentümlichkeit.

WERTUNG: 6 von 10 Inzuchtsdämonen
TEXT © Christian Ade
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