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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Cargo

Cargo

DRAMA: ES, UK, SE, 2006
Regie: Clive Gordon
Darsteller: Peter Mullan, Daniel Brühl, Luis Tosar, Gary Lewis, Samuli Edelmann

STORY:

Seinen Afrikatrip hat sich der deutsch Backpacker Chris wohl anders vorgestellt. Zuerst nehmen ihm die Behörden den Pass ab, dann wollen sie ihn auch noch abführen. Chris flüchtet. Er will nur mehr eins: Nach Hause. Aber wie soll er das anstellen, ohne Papiere und mit der Polizei im Rücken?

Durch Zufall lernt Chris einige Matrosen kennen. Sie erzählen ihm von einem Schiff, das Kurs auf Marseille nimmt. Der junge Backpacker ergreift seine Chance und schleicht sich in der Nacht heimlich auf das verrostete Containerschiff. Doch das ist nur der Beginn für den Alptraum seines Lebens...

KRITIK:

Ein unheimliches Schiff, zwielichtige Matrosen, ein dunkles Geheimnis. Das sind die Grund-Zutaten von Cargo. Aber der Film will noch mehr und erzählt eine Geschichte, die sich auch als Gesellschaftskritik verkaufen lässt. Doch wie das oft so ist, bleiben bei großen Ambitionen oftmals auch Dinge auf der Strecke. Aber der Reihe nach.

Zu Beginn des Films lernen wir Chris (Daniel Brühl in einer ungewohnt aggressiven Rolle) kennen. Der Trip ist wohl nicht so verlaufen, wie Chris es sich erhofft hatte, zumindest macht er keinen sehr glücklichen Eindruck als er über einen überfüllten Markt schlendert. Aber man kann es ihm nachfüllen: Es ist heiß, eng und manche Straßenhändler wollen nicht so leicht ein Nein akzeptieren.

Nachdem einer der Händler sich weigert, Chris etwas zu verkaufen, lässt er kurzerhand ein Armband mitgehen. Es kommt zu einem Handgemenge, uniformierte Sicherheitskräfte greifen ein und Chris flüchtet ohne Pass aber mit dem Wissen, dass man ihm nun wohl auf den Fersen ist. Dank Fortuna und einer kleinen List landet der junge Europäer schließlich auf dem verrosteten Containerschiff "The Gull". Es dauert nicht lange und die Besatzung wird auf den blinden Passagier aufmerksam. Natürlich sind die Männer nicht erfreut über seine Anwesenheit. Schon bald muss Chris erkennen, dass es dafür einen triftigen Grund zu geben scheint. Die Männer verbindet ein dunkles Geheimnis und Chris wird mehr und mehr klar, dass sie nicht alleine auf dem Schiff sind. Er stellt Nachforschungen an und begibt sich damit in tödliche Gefahr.

Das Setting ist erst einmal erste Sahne. Das Schiff groß und teilweise klaustrophobisch, unheimliche Geräusche, enge Kabinen in denen Männer, denen man meist nicht einmal gerne auf der Straße über den Weg rennen möchte, aufeinander hocken. Für eine düstere Atmosphäre und eine aufgeladene Stimmung ist also gesorgt. Wer jetzt aber einen waschechten Horrorfilm oder Thriller erwartet, dürfte aber enttäuscht werden. Nach nicht einmal der Hälfte der Spielzeit, hat man als Zuseher bereits erfahren, welches dunkle Geheimnis die Seemänner miteinander verbindet.

Aber auch wenn man weiß, wie der Hase läuft, kann man mit dem Film noch seine Freude haben. Die latente Spannung unter den Seemännern, die Ablehnung gegen den jungen Eindringling und auch das merkwürdig zurückhaltente Verhalten des Kapitäns, unheimliche Vorgänge an Bord sowie der psychische Druck, den die Männer ausgesetzt sind, sorgt für Spannung der anderen Art. "Cargo" ist ein Film der langsam Spannung aufbaut und ohne große Effekthascherei auskommt. Das kann im Mittelteil etwas zäh sein, vor allem nach dem das Geheimnis aufgedeckt worden ist, aber die dichte Atmosphäre und ein paar intensive Szenen entschädigen für die eine oder andere Länge.

Schauspielerisch gibt es auch nichts auszusetzen. Daniel Brühl zeigt sich von einer ungewohnt aggressiven, hektischen Seite und darf sich mit Peter Mullan messen. Peter Mullan hat die wohl interessanteste Rolle ergattert, auf seinen Kapitän kann sich der Zuseher nur schwer einen Reim machen. Aber auch die anderen Schauspieler machen ihre Arbeit durch die Bank gut. Auch wenn manche von ihnen nicht viel Text haben, so glänzen sie doch durch psychische Präsenz.

Leider hat der Film auch ein paar Logiklöcher und das Verhalten mancher Personen, vor allem von Chris, ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Gegen Schluss wirkt der Film zudem etwas unausgegoren. Schade, dass der starke Anfang nicht beibehalten werden konnte.

Cargo Bild 1
Cargo Bild 2
Cargo Bild 3
Cargo Bild 4
Cargo Bild 5
Cargo Bild 6
FAZIT:

Unheimliche Schiffe verbergen oft ein schreckliches Geheimnis. Bei Cargo ist es nicht anders. Ohne große Effekthascherei kommt bei Cargo das Grauen auf leisen Sohlen. Auch wenn sich der Film schlussendlich mehr als Thriller-Drama entpuppt ist dank der guten Schauspieler und einigen intensiven Szenen sowie schicken Bildern zumindest für Spannung gesorgt.

WERTUNG: 6 von 10 Ratten die an Schuhen knabbern
TEXT © Gerti
Dein Kommentar >>
Ralph | 27.11.2011 17:21
Das hört sich ja sehr interessant an, aber 6 von 10 nimmt einem ein bisschen die Lust...
Gerti | 27.11.2011 18:10
Ich hab eh zwischen 6 und 7 tendiert, aber 6.5 konnt ich leider nicht vergeben. Und 6 von 7 ist immer noch ein überdurchschnittlich guter Film.
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