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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Code 46

Code 46

DRAMA: UK, 2003
Regie: Michael Winterbottom
Darsteller: Tim Robbins, Samantha Morton, Jeanne Balibar, Togo Igawa

STORY:

In einer nicht allzu fernen Zukunft: Die Bevölkerung teilt sich in zwei Gruppen auf: Den Privilegierten, die die Erlaubnis haben in Städten zu leben und den Anderen, die in den Wüstengebieten außerhalb dieser Städte vor sich hin vegetieren. Der Zutritt und das Reisen in die einzelnen Städte ist strengen Regeln und Kontrollen unterworfen. Da sich in letzter Zeit jedoch die Zutritte zu diesen mit gefälschten Passierscheinen häufen, wird der Versicherungsdetektiv William Geld damit beauftragt das Leck im System zu finden. Dank eines Empathieviruses, ist er in der Lage die Täterin rasch auszumachen, doch er verliebt sich in sie. Was er nicht weiß: Durch die Beziehung verstößt er unwissentlich gegen den genetischen Code 46...

KRITIK:

Uff. Leichte Kost war Code 46 ja nicht gerade. Eine ganz schön komplexe Welt, die sich die Macher des Films da überlegt haben. Vor allem zu Beginn muss man höllisch aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren, zumal manche Sachen lediglich in den Dialogen der Protagonisten angedeutet werden. Das klingt dann teilweise recht bedeutungsschwanger und schafft streckenweise auch eine gewisse Distanz zum Geschehen auf dem Bildschirm.

Neben einer weit entwickelten Gentechnik, Viren die das Verhalten und die Fähigkeiten von Menschen ändern können, die Möglichkeit Gedanken von Menschen zu löschen und neue in ihr Gedächtnis einzupflanzen, ist vor allem die im Film verwendete Sprache für den Zuseher anfangs gewöhnungsbedürftig. So wird in der Originalfassung Englisch mit Elementen von Spanisch, Französisch, Italienisch und weiteren Sprachen gesprochen. Es ist jetzt nicht so schlimm, dass man als nicht mehrsprachiger Zuseher nichts mitkommt, schließlich werden die nicht englischen Wörter, ebenso wie im Film verwendete Phantasiewörter, nur brockenweise reingestreut. Gewöhnungsbedürftig ist es jedoch allemal.

Umso erstaunlicher, dass die komplexe Welt lediglich den Hintergrund bildet und im Laufe des Films mehr und mehr nach hinten rückt. Der Zuseher erfährt kaum etwas über die Gesellschaft, in der die Geschichte spielt und über die Menschen, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Dafür rückt die bereits erwähnte Liebesgeschichte ins Zentrum. Und der Code 46. Der ominöse Code 46 stellt ein Gesetz dar, wonach Menschen die zu 100, 50, oder 25% miteinander verwandt sind, keine Kinder zusammen haben dürfen. Da Klonen und In-Vitro-Fertilisationen an der Tagesordnung sind, ist es für jeden einzelnen oftmals nur schwer ersichtlich, mit wem sie überhaupt und zu wie viel Prozent, verwandt sind, weshalb es üblich ist, sich vor einer geplanten Schwangerschaft auf Verwandtschaft testen zu lassen.

Durch die Konzentration auf die Liebesgeschichte, die auch durchaus Elemente des Film Noirs enthält, baut sich die anfängliche Distanz zur Geschichte mehr und mehr ab. Auch wenn die Gesellschaft in der die Geschichte spielt uns auf den ersten Blick etwas fremd erscheinen mag, stellt man rasch fest, dass sich zwar die Gesetze, die Wissenschaft und die Technik verändert haben, die Menschen selbst aber immer noch von den selben Wünschen und Sehnsüchten getrieben sind. Selbst strenge Gesetze und das Wissen mit jemanden durch dessen Adern so ziemlich das gleich Blut fließt eine Liaison zu beginnen, können daran nichts ändern.

Erzählt wird die ganze Geschichte in schicker Videoclip-Ästhetik. Regisseur Michael Winterbottom versteht es auch ansonsten, dem Film diese gewisse Ästhetik zu verleihen und beherrscht den Umgang mit Musik, Lichtblitzeffekten und Zeitlupen superb. Auch die Musikauswahl, ein bunter Mix zwischen Coldplay und rhythmischer Instrumentalmusik, kann sich hören lassen. Auch wenn der Film den schönen Bildern frönt, hatte ich nicht unbedingt das Gefühl, dass hier Style over Substance geht. Im Gegenteil, gegen Ende zogen mich die Bilder, die Musik und die Geschichte mehr und mehr in ihren Bann.

Code 46 Bild 1
Code 46 Bild 2
Code 46 Bild 3
Code 46 Bild 4
Code 46 Bild 5
FAZIT:

Düstere Science-Fiction Love-Story die in melancholischen Bildern davon erzählt, wie in einer Welt, in der Firmen und staatliche Organe bestimmen, was das Beste für den Einzelnen ist, einzelne Individuen versuchen auszubrechen, auf der Suche nach Identität und persönlicher Freiheit.

WERTUNG: 7 von 10 auf gesetzliche Anordnung abgetriebene Babys
TEXT © Gerti
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Dein Kommentar >>
Harald | 10.01.2010 22:23
Schöner Text, danke! Michael Winterbottom ist ja einer der erstaunlichsten Regisseure überhaupt. Kein Genre, das der Mann noch nicht angerührt hätte: Roadmovie (BUTTERFLY KISS), Western (DAS REICH UND DIE HERRLICHKEIT), SciFi (CODE 46), Kriegsdoku (ROAD TO GUANTANAMO, IN THIS WORLD, WELCOME TO SARAJEWO), Drogenkomödie (24 HOUR PARTY PEOPLE) und sogar (Kunst-)Porno (9 SONGS). Das soll erst mal einer nachmachen ...
Nic | 10.01.2010 23:18
guter film, aber nicht massentauglich..

Samantha Morton war zuletzt auch sehr gut in
The Messenger...
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