OT: Croupier
FILMDRAMA: GB, 1998
Regie: Mike Hodges
Darsteller: Clive Owen, Nick Reding, Nicholas Ball, Alex Kingston
In der Seele des Hauptdarstellers schlummern zwei Talente: Jack Manfred (Clive Owen) ist leidenschaftlicher Croupier und würde gern spannende Romane schreiben. Zu Anfang verdient er als Angestellter im Casino sein tägliches Brot und ist einer der Besten seines Fachs. Doch dann schmeißt er alles hin, zieht sich aus der Glücksspielwelt zurück, um sich dem Schreiben zuzuwenden. Allerdings versperrt ihm eine Schreibblockade den Weg und zwingt ihn dazu, einen neuen Anlauf als Croupier zu wagen. Jack kann an seine alten Erfolge anknüpfen, bis die Liebe seinen Weg kreuzt, in Form seiner Kollegin Jani (Alex Kingston). Die junge Frau bringt ihn leider auf gefährliche Abwege, er beteiligt sich an einen Raubüberfall und merkt dabei, dass die Schreibblockade sich löst. Sein eigenes Erleben fließt in den Roman mit ein, der - Achtung, Spoiler! - anonym veröffentlicht zum Bestseller wird. Zum Schluss wartet allerdings noch mindestens ein weiterer Clou und bringt Jack schlussendlich zum Schmunzeln.
Die meisten Casino-Filme nehmen die Perspektive von Spielern beziehungsweise Gangstern ein. Selten wird eine Story aus dem Blickwinkel eines professionellen Croupiers erzählt, und das schon allein macht den Film interessant. Die Macher wählten Stilelemente des Film Noir, sie setzten außerdem auf einen langsamen, fast einschläfernden Anfang, den sie mit ganz viel Atmosphäre anreicherten. Die Handlung findet fast nur in geschlossenen Räumen statt - und im Casino gibt es keine Tageszeiten.
In den auslaufenden 90er-Jahren gab es noch so gut wie keine Online-Casinos - und wenn, dann hatten sie bei Weitem nicht die heutige Qualität. Wer sich jetzt mehr als 20 Jahre später auf Plattformen wie casinos.de umsieht, erlebt dagegen eine wahre Offenbarung: Dort sind zahlreiche EU-lizenzierte digitale Spielstätten gelistet, teilweise mit Live-Croupiers, und ausgestattet mit interessanten Freispielen, Rabatten und Bonus-Systemen. Jeder, der will, kann hier in aller Ruhe vergleichen und sein persönliches Casino finden. Diese Möglichkeit war damals undenkbar, und so suchten spielfreudige Menschen nicht nur die Glamour-Tempel von Las Vegas auf, sondern auch die vielen kleinen Hinterhof-Spielstätten, um die es in diesem Film hauptsächlich geht.
Die Figuren sind angenehm vielschichtig dargestellt, meistens ist nicht klar, wer hier wen zu täuschen versucht. Es gibt wechselnde Allianzen zwischen den einzelnen Protagonisten, und der Hauptdarsteller erscheint aufgrund seiner disziplinierten Art teilweise eiskalt. Die Autoren-Story dient eher als schmückender Rahmen und drängt sich nicht auf. Jacks große Liebe Jani ist ein normaler Mensch mit guten und schlechten Seiten, das Ende lässt nicht nur den Croupier, sondern auch den Zuschauer schmunzeln.
Insgesamt eine gelungene Mischung, die sich nicht an Konventionen festhaftet und mit einer dezenten Kameraführung punktet. Auch die Kritiker nahmen dieses Werk positiv auf. Der Film sei ein raffinierter Thriller, die Atmosphäre und die Figuren spielen eine noch größere Rolle als die eigentliche Handlung. Das Casino sei vor allem realistisch dargestellt, weder übertrieben finster noch allzu glamourös. Die ironischen Kommentare des Hauptcharakters Jack erklingen aus dem Off, auch das wirkt ungemein belebend. Clive Owen kommt in diesem Film sehr gut heraus, er zeigt sein gesamtes schauspielerisches Talent. Alex Kingston als Jani verblasst dagegen eher gegen diese starke Leinwand-Präsenz kommt sie nicht ganz an.
Der Film ist empfehlenswert für alle, die ein spannendes Filmdrama aus den späten Neunzigern sehen möchten. Ein Interesse für Casinos muss dabei nicht unbedingt vorhanden sein, das kann aber durchaus während des Zuschauens entstehen. Die realistische Darstellung dieser für die meisten Film-Fans fremden Welt ermöglichst es jedenfalls, eine neue Szenerie relativ unverfälscht kennenzulernen. Auch wenn die Zeiten sich inzwischen geändert haben und digitale Spielstätten auf dem Vormarsch sind, gibt es noch immer analoge Casinos und klassische Croupiers, die auf elegant-legere Art ihren Job erfüllen.
Reale Anschauungsobjekte sind also weiterhin vorhanden, und jeder, der will, kann einen Blick darauf werfen. Auch die Atmosphäre dürfte außerhalb der großen Luxuspaläste ähnlich sein. Bevor das alles im virtuellen Raum verschwindet, könnte es sich lohnen, einen Blick ganz realen darauf zu werfen - vorzugsweise in Großbritannien, wo dieser Film spielt. Die zu Anfang langsame Erzählweise könnte für die action-verwöhnte neue Zuschauer-Generation etwas anstrengend werden, doch wer Geduld hat und offen für interessante emotionale Spielereien ist, wird mit einem echten Genuss belohnt. Insgesamt ein Machwerk, für das man sich Zeit und Muße nehmen sollte, um tief ins Filmgeschehen einzutauchen. Dann hat man wirklich etwas davon!