SATIRE: DK/ISL, 2005
Regie: Dagur Kári
Darsteller: Jakob Cedergren, Nicolas Bro, Tilly Scott Pedersen
Daniel und sein Freund Jacob, genannt Opa, sind beide in Francesca verknallt, die ab und zu dem tristen Alltag mittels Drogen entflieht. Daniel gewinnt schließlich ihr Herz, derweilen Opa sich auf seine Prüfung als FIFA-Schiedsrichter konzentriert. Als Francesca schwanger wird, will Daniel nach Mallorca abhauen, was er sich jedoch kurzfristig anders überlegt.
KRITIK:Daniel ist ein Aussteiger, ein Gegenschwimmer, vielleicht aber schon einer der am Ufer sitzt und dem Treiben im großen Fluss, "Gesellschaft" genannt, einfach nur gelangweilt zusieht. Ein junger Mann, der nicht dumm und sicher groß mitwirken könnte, aber einfach keine Lust hat, sich von der drückenden, juckenden Verantwortung nass zu machen. Ein junger Mann mit pathetischer Scheu, sich dem gehassten System zu offenbaren. Ein Gesellschaftslegastheniker, könnte man sagen. Der gern auch links einbiegt, wenn der Pfeil rechts zeigt.
Um einen solchen Aussteiger ging's schon im herrlich melancholischen, atmosphärisch kalten aber höchstherzlichem isländischen Film Noì Albinoì. Und mit dem Folgewerk Dark Horse erkennen wir die Vorliebe des Regisseurs. Während in vielen Filmen die Reise eines Helden oder Antihelden gezeigt wird, zeigt uns Dagur Karis den heimatgesättigten Jugendlichen, der einfach fort will, dem es aber einfach nicht gelingen mag.
Dark Horse ist längst nicht so "nordisch" wie Noì Albinoì, die Dialoge sind verschmitzt, aber nicht überstilisiert, der Film insgesamt weit entfernt von der skandinavischen Hardcore-Tristesse à la Der Mann ohne Vergangenheit. Leichter, charmanter, weitaus verspielter, ja fast schon "französisch", nahe an Truffaut. Kaum eine Szene, bei der man nicht zumindest grinst. Ich hab mich auf jeden Fall köstlich amüsiert und manchmal sogar vor Lachen nicht eingekriegt, so bei dem Kapitel, in dem Daniel auf die wunderbare, bekiffte Francesca trifft, oder Jacob seine Schiedsrichterstrenge bei einem Damenfussballmatch zeigt.
Während das frühere Werk visuell schon ein Winterjäckchen forderte, reizt Dark Horse das Sehempfinden mit expressionistischen, eleganten Schwarz-Weiß Bildern. Am Ende kriegt man den Wechsel zum Farbfilm gar nicht mal mit. Musikalisch wurde souverän untermalt. Immer stimmig. Träumerisch. Auch hier konsequent verspielt.
Dass viele Handlungsstränge ins Leere mündeten, stört mich nicht. Man achtet auch nicht besonders drauf, denn alles konzentriert sich letztendlich darauf, was wir dem Trotzkopf und vielleicht auch jedem von uns wünschen. Eine Welt in der noch alles gut wird oder bleibt.
Mein weiß vielleicht gar nicht, was man schätzen soll an dieser nordischen Gesellschafts-Satire. Auf jeden Fall hat er genug Zeug dazu ein Lebensabschnittslieblingsfilm zu werden. Für schöne Abende (bewusst Mehrzahl) mit Partner/In immer wieder empfehlenswert! Ein intelligenter Film mit plakativer Attitüde den Seher zu Unterhalten, der einfach nur erzählen will. Wunderbar!